Im Mond des Raben
dass ihm nichts geschehen wird.«
»Wem hast du dein Wort gegeben?«, fragte Barr mit finsterer Miene. »Connor natürlich.«
»Laird, Connor hatte nichts für Rowland übrig, aber er ist ein guter Sohn«, mischte sich nun auch Verica ein.
»Er wollte Earc nicht töten«, setzte Circin hinzu.
»Falls Rowland für seine angeblichen Sünden den Tod verdiente, muss dieser Mensch « – einer der älteren Chrechten spie das Wort buchstäblich aus – »auch für die seinen sterben.«
Barr wandte sich dem alten Mann mit einem Gesichtsausdruck zu, der nicht länger sachlich war. Wut verzerrte seine Züge, die Sabrine jetzt vielleicht als beängstigend hätte empfinden müssen, doch dazu fand sie sie zu attraktiv.
Barr war stark genug, um ihr ebenbürtig zu sein. Sie hatte noch keinen anderen Krieger gekannt, bei dem sie dieses Gefühl gehabt hatte.
»Deine Meinung ist völlig belanglos für mich, alter Mann, in dieser oder jeder anderen Sache.« Eine unterschwellige Botschaft klang in Barrs Worten mit, als müsste der Chrechte wissen, was sein Laird ihm zu verstehen gab.
Der grauhaarige Mann warf Sabrine einen höhnischen Blick zu, als hätte sie etwas Anstößiges gesagt.
Ein Knurren stieg in Barrs Kehle auf, bei dem es Sabrine so kalt den Rücken hinunterlief, dass sie sich zusammennehmen musste, um nicht zu erschaudern.
»Denk nur ja nicht, ich hätte nicht bemerkt, dass du heute Morgen versäumt hast, meine Führerschaft zu unterstützen!«, herrschte er den alten Chrechten an.
Der Unruhestifter erschrak, und seine Wut wich nun unverhohlener Furcht.
»Du kannst mir entweder deinen Treueeid leisten oder aber diesen Clan verlassen.« Barr sah so aus, als bevorzugte er die zweite Möglichkeit.
Wieder erfasste Zorn den alten Chrechten, doch er neigte nur stumm den Kopf, um als Zeichen der Unterwerfung ein ganz klein wenig seine Kehle zu entblößen.
Barr wirkte nicht erfreut darüber, aber er nickte kurz. »Du kannst deine Sachen zu einem Verwandten bringen. Ich brauche dein Quartier in der Burg für meinen neuen Seneschall.«
»Für wen? «
Barr beachtete den älteren Chrechten jedoch nicht mehr und winkte ihn ohne ein weiteres Wort hinaus. Dafür wandte er sich wieder Sabrine und dem hinter ihr knienden Mann zu.
»Tritt zurück, Sabrine! Dass Aodh deine nackten Beine sehen kann, gehört sich nicht.«
Sabrine konnte sich das Lachen gerade noch verkneifen. »Du bist ein sehr besitzergreifender Mann.«
»Aye.«
»Wirst du versuchen, den armen Aodh zu töten?«
»Versuchen?«
Sie funkelte ihn nur böse an. Falls er nicht glaubte, dass sie den Mann retten konnte, würde sie ihn eines Besseren belehren.
Barr schüttelte den Kopf. »Würdest du so freundlich sein, mir den nötigen Respekt zu erweisen?«
»Wieso? Ich respektiere dich doch.«
»Dann beweise es!«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und warf Barr einen funkelnden Blick zu, als sie zur Seite trat.
»Bist du sicher, dass du dich für deinen Sohn bestrafen lassen willst?«
Der Mann nickte mit grimmiger Entschlossenheit, obwohl seine Furcht wie ein saurer Geruch die Luft durchdrang.
Barr betrachtete Aodh eine ganze Weile schweigend. Dann erhob er den Blick zu Connor und schaute auch ihm in die Augen. Dem jungen Soldaten liefen Tränen über die Wangen.
»Indem du versucht hast, deinem Vater das Leben zu retten, könntest du es ihm genommen haben.«
»Nein, Laird, bitte nicht! Tut mit mir, was Ihr tun müsst, aber lasst meinen Vater leben!«
»Dein Sohn liebt dich mehr als sein eigenes Leben«, wandte Barr sich wieder an Aodh. »Und du beweist mit deiner Handlungsweise, dass diese Opferbereitschaft offenbar bei euch in der Familie liegt.«
Aodh erwiderte nichts. Die Angst um seinen Sohn umgab ihn wie eine solide Mauer.
»Keiner von euch wird heute sein Leben verlieren«, erklärte Barr. »Meine Gefährtin bittet um Gnade, und ich werde sie euch gewähren.«
Sabrine hatte ihn nie um Gnade gebeten, aber sie dachte nicht einmal daran, zu widersprechen und so vielleicht zu riskieren, dass Barr es sich noch anders überlegte.
Er warf ihr einen Blick zu, und die Belustigung hinter seiner ernsten Miene bewies, dass er sie mit seiner Bemerkung nur hatte necken wollen.
Dann wandte er seine volle Aufmerksamkeit wieder Aodh zu. »Du wirst ab sofort die Stellung meines Seneschalls einnehmen. Nachdem du mir die Gefolgschaftstreue deiner Familie bewiesen hast, wirst du mit ihr in der Burg einziehen und deine Fähigkeiten dazu benutzen, die
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