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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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alten Laird so nahegestanden hatte.
    Und Sabrine konnte es nicht zulassen, doch im Augenblick wusste sie noch nicht, wie sie es verhindern sollte.
    Connor hatte sich in jeder Hinsicht des Verrats schuldig gemacht. Die Tatsache, dass er erpresst worden war, würde für die meisten Clan-Führer, den Éan’schen Dreierrat mit eingeschlossen, kaum Bedeutung haben.
    Circin wartete im großen Saal mit Connor und dem menschlichen Vater des jungen Mannes. Seine Mutter, eine Chrechte, war bei dem Duell gewesen und hatte dann mit den anderen gewartet, um den Leichnam ihres Cousins verbrennen zu sehen.
    Jetzt eilte sie zu ihrem Sohn, und ein gellender, lang gezogener Schrei entrang sich ihrer Kehle. »Nein …«
    Sabrine sah, wie Barr den Blick des Vaters erwiderte. Die Resignation und Entschlossenheit, die darin lagen, waren nicht zu übersehen und gingen ihr ebenso nahe wie vorher die Entschiedenheit des Sohnes, seinen Vater zu beschützen.
    Sie trat vor, um sich neben Barr zu stellen, und obwohl ihr ihre eigenen Beweggründe nicht ganz klar waren, schien es ihr doch irgendwie das Richtige zu sein.
    Der menschliche Vater Connors machte große Augen, und die maskenhafte Starre seines Gesichts wich ungläubigem Staunen.
    Und erst da erinnerte Sabrine sich wieder, dass die Frauen des Clans nie Männer-Plaids trugen. Vielleicht hätte sie sich umziehen sollen, bevor sie in den Saal kam, aber sie hatte hier sein müssen, um das Versprechen zu halten, das sie Connor gegeben hatte.
    Barr sah sie mit ernster Miene an. »Ist das der Mann, den du daran gehindert hast, einen Pfeil auf meinen Stellvertreter abzuschießen?«
    »Er wollte es nicht tun.«
    Barr beherrschte sich, doch sein Erstaunen über ihre verteidigenden Worte war dennoch mehr als offensichtlich. »Nein?«
    »Du weißt, was für ein verabscheuenswerter Hundesohn dieser alte Wolf war.« Während sie Rowland nur kurz begegnet war und es nicht hatte übersehen können, hatte Barr schon einen Monat lang mit ihm im selben Clan gelebt. »Er hat gedroht, Connors Vater zu töten, falls der Junge sich weigerte.«
    Der besagte Mann gab einen zutiefst bekümmerten Laut von sich, und Connors Mutter brach in Tränen aus, doch keiner von beiden flehte Barr um das Leben ihres Sohnes an.
    Sabrine war sicher, dass sie nur deshalb schwiegen, weil diese armen Leute einfach nicht wussten, dass Clan-Führer auch barmherzig statt gewalttätig und selbstsüchtig sein konnten. Sie hatten einfach viel zu lange unter Rowlands Herrschaft gelebt.
    Der Vater trat vor und ließ sich vor Barr auf ein Knie nieder. »Dem Clan-Gesetz entsprechend, biete ich mich selbst anstelle meines Sohnes zur Bestrafung an.«
    Barr runzelte die Stirn. »Dir ist doch wohl bewusst, dass er sich des Verrats an seinem Clan und seinem Laird schuldig gemacht hat.«
    Der ältere Mann nickte, die Schultern gebeugt von der Schwere der Schuld und der verzweifelten Lage seines Sohnes.
    »Willst du für deinen Sohn sterben, Aodh?«
    »Nein!«, schrie Connor und zerrte an den Fesseln, die ihn an der Bank festhielten, auf der er saß.
    Seine Mutter weinte leise, und trotzdem erschütterten ihre Schluchzer ihren ganzen Körper.
    Sabrine legte eine Hand auf Barrs Arm. »Willst du meine Aussage zu dem Verhalten des Jungen hören?«
    Barr starrte verblüfft auf sie herab. »Du hast ihn mit dem Bogen in der Hand erwischt. Was könntest du da noch hinzufügen, was Einfluss auf meine Entscheidung nehmen könnte?«
    Oh, diese verdammte Arroganz der Männer!
    »Ich kann bezeugen, was in seinem Kopf vorging, als ich ihn fand. Ich kann dir sagen, wie schnell und bereitwillig er seinen Bogen fallen ließ. Als Chrechte kann ich dir versichern, dass er die Wahrheit sprach, als er beteuerte, er habe nicht vor, Earc zu töten, sehe sich jedoch wegen der Drohungen gegen seinen Vater gezwungen, wenigstens auf ihn zu schießen.«
    Barr schien ungerührt von ihren Worten zu sein. »Rowlands Drohungen waren bedeutungslos. Er war dem Tode bereits nahe.«
    »Connor glaubte nicht, dass Euer Stellvertreter Rowland besiegen könnte. Keiner von uns hatte diese Hoffnung«, sagte die Mutter des Jungen in dem tapferen Versuch, ihr Schluchzen zu beherrschen.
    Barr erwiderte nichts, und sein Gesichtsausdruck verriet nur das, was er die anderen sehen lassen wollte. Auch seinen Geruch hatte er so gut getarnt, dass nicht einmal Sabrine erriet, was er empfand.
    Sie verließ ihren Platz neben Barr, um sich vor Connors Vater zu stellen. »Ich habe mein Wort gegeben,

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