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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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Kampf schon längst vorüber war. Besonders wenn es bei dem Kampf noch lange hin war bis zum Vollmond und der Chrechte noch nicht die Kontrolle über seine Verwandlung hatte. Von der Wolfsgestalt in eine menschliche zu wechseln heilte eine Wunde nicht, machte es aber leichter, dafür zu sorgen, dass sie gut verheilte und sich nicht infizierte.
    Barr wusste nicht, warum das so war, nahm jedoch an, dass es etwas mit der gleichen Magie zu tun hatte, die die Verwandlung eines Menschen in einen Wolf herbeiführte.
    Earc befolgte die Anweisungen ihres früheren Lairds mit einwandfreiem Verhalten in diesem Kampf. Er vermied es, unter Rowlands wiederholten Angriffen zu Boden zu gehen, und verwundete den Wolf bei jedem seiner eigenen Ausfälle. Obwohl Rowland immer wieder nach ihm schnappte, schlossen sich seine starken Kiefer nie um irgendeinen Teil von Earcs Körper. Es war offensichtlich, dass der riesige Wolf ermüdete, doch er wurde auch immer gereizter und wütender.
    Das könnte gefährlich werden.
    Wütende Kämpfer wurden zwar unachtsam, aber sie waren auch unberechenbar.
    Rowland schaffte es, mit seinen scharfen Krallen über Earcs Brust zu fahren, und der Geruch des Blutes seines Gegners schien ihn in einen regelrechten Blutrausch zu versetzen. Er griff Earc mit neuem Schwung an und gab Geräusche von sich, die Barr trotz all der Gefechte, die er ausgetragen hatte, noch nie von einem Wolf gehört hatte. Rowland raste vor Mordlust und einer erbitterten Wut, die wie verdorbenes Fleisch die Luft verpestete.
    Wieder einmal bewies Earc sein überlegenes Können, weil er auf den nächsten blitzschnellen Angriff des Wolfes gefasst war, obwohl Barr überzeugt war, dass sein Freund noch nie einem Gegner gegenübergestanden hatte, der von einer derartigen Blutgier beherrscht war.
    Earc machte sich den Schwung des Wolfes zunutze, um ihn erneut aus dem Gleichgewicht zu bringen, doch diesmal warf er sich auf das Tier, als es stürzte, und hockte sich rittlings auf seinen mächtigen Körper. Rowland war geschwächt vom Blutverlust, aber auch gestärkt von einem unbändigen Kampfesrausch, der ihm eine Kraft verlieh, die über die eines normalen Wolfes hinausging. Selbst über die eines Chrechten.
    Earc ließ sich jedoch nicht abwerfen und schaffte es, die Schnauze des Wolfes von sich fernzuhalten.
    In einem kraftvollen Bogen ließ er sein Messer auf das Tier herunterfahren und stieß es ihm bis tief ins Herz, was Rowland auf der Stelle tötete.
    Eine fassungslose Stille entstand auf der Lichtung. Keiner rührte sich, niemand sprach. Das ungläubige Staunen der Menge war fast greifbar. Plötzlich wurde das triumphierende Krächzen eines Raben laut, das Barr bewusst machte, dass Sabrine zweifellos Vericas Hilfe gehabt hatte, als sie seine Anweisungen missachtet hatte. Der Rabe der Heilerin brachte jubelnd seine Freude über den Tod des Mannes zum Ausdruck, von dem sie glaubte, dass er ihren Vater auf dem Gewissen hatte.
    Ein Rabe, den Barr für einen Wolf gehalten hatte. Konnte ein Chrechte den Geruch eines anderen Tieres vortäuschen, so wie er seinen eigenen überdecken konnte? Oder war Verica das Unvorstellbare? Eine Frau mit der Fähigkeit, nicht nur die Gestalt eines einzigen Tieres, sondern dazu noch eines völlig anderen anzunehmen?
    Auf diese Frage würde er Antworten bekommen, doch das erst später.
    Das Wichtigste im Moment war, seine Rolle als Rudelführer und Earcs außer Frage stehende Position als sein Stellvertreter zu festigen.
    Barr legte den Kopf zurück und stieß ein Heulen aus. Es dauerte einen Moment, aber dann schlossen andere sich ihm an. Nicht so Earc. Ein Chrechte nahm den Tod eines Angehörigen seiner Spezies niemals leicht, selbst wenn er sich gezwungen gesehen hatte, ihn zu töten.
    Während andere ihre Anerkennung kundtaten, und dies auch ganz zu Recht, verlieh Earc seiner Freude, seinen Gegner besiegt zu haben, keinen Ausdruck, weil es nun einen Chrechten weniger auf der Welt gab und ihre Anzahl ohnehin recht gering war.
    Earcs Gesicht war grimmig, als er Rowlands menschliche Waffen holte und sie Barr mit feierlicher Ehrfurcht übergab.
    Barr nahm das Schwert und den Dolch an, obwohl er nicht die Absicht hatte, sie zu behalten. Er blickte sich auf der Lichtung um und beobachtete die unterschiedlichen Reaktionen auf Rowlands Tod. Erleichterung, Fassungslosigkeit, Entsetzen, Freude, Zorn, Hoffnung – und all das von Schock gefärbt – erfüllten die Lichtung.
    Barr erhob die Waffen und schaute

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