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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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als Barr dem schurkischen Chrechten befohlen hatte, aus der Festung auszuziehen, war ihr klar geworden, dass ihre Annahme vielleicht falsch gewesen war.
    »Oh.« Verica hielt inne, als überdächte sie die Frage noch einmal. »Ja. Sein Zimmer ging vom großen Saal ab, genau wie das von Muins Großvater. Ich werde es ausräumen und Rowlands Sachen seiner Schwester übergeben müssen.«
    »War sie bei dem Duell dabei?«
    »Nein. Sie ist keine verwandlungsfähige Chrechte, da sie nur seine Halbschwester ist und ihre Mutter menschlich war.« Vericas Augenbrauen zogen sich zusammen, und ein Anflug von Entrüstung glitt über ihre Züge. »Ihr gemeinsamer Vater erkannte das Mädchen nicht an, obwohl die Ähnlichkeit unleugbar war. Seine Frau, eine Chrechte, war nicht seine wahre Seelenverwandte, und er hatte keine Hemmungen, seine Saat zu säen, wo er wollte.«
    »Dieser Lump!« Bei den Éan würde ein beim Ehebruch ertappter Mann zumindest verbannt werden. Unter bestimmten Umständen hielt sich der Dreierrat sogar an die uralten Gesetze, sodass selbst zu Sabrines Lebzeiten noch Hinrichtungen stattgefunden hatten.
    »Ja.«
    Zumindest einen Teil seines abscheulichen Verhaltens hatte Rowland also offenbar von seinem Vater übernommen. »Dann ist der Apfel ja nicht weit vom Stamm gefallen.«
    »Allerdings. Auch sein Vater hasste Raben-Gestaltwandler.« Verica erschauderte, als könnte die bloße Erwähnung des längst verstorbenen Mannes sie noch immer schrecken.
    Es war eine Reaktion, die Sabrine gut verstehen konnte. Auch sie würde nie den Geruch des Wolfes vergessen, der ihre Eltern ermordet hatte. Manchmal nahm sie ihn sogar in ihren Träumen wahr und erwachte zitternd, schweißgebadet und froh, dass niemand ihr Bett teilte und ihre Schwäche sehen konnte.
    Sie hatte vorhin das Gefühl gehabt, diesen Geruch zu spüren, doch er war so schwach gewesen, dass sie inzwischen glaubte, ihn sich der ungewöhnlich angespannten Umstände wegen nur eingebildet zu haben. »Es gibt noch andere in deinem Clan, die uns Éan hassen.«
    »Ja, und wieder andere tun es nicht. Aber eine falsche Einschätzung der Einstellung eines Wolfes oder einer Wölfin zu uns Éan könnte eine Raben-Gestaltwandlerin das Leben kosten.«
    »Wie ich mir schon dachte.« Selbst wenn es möglich wäre, ihre Rolle als Beschützerin ihres Volkes aufzugeben, könnte Sabrine nicht unter den Donegals leben, ohne ihr Leben zu riskieren. Sie konnte also wirklich nicht bei Barr bleiben. Um einen möglichst gleichmütigen Ton bemüht, sagte sie: »Ich kann dir helfen, Rowlands Zimmer auszuräumen, wenn du möchtest.«
    »Das brauchst du nicht.« Verica blickte sich um, und obwohl sie ein wenig ratlos wirkte, machte sie keinen beunruhigten Eindruck. Vielmehr schien sie wieder mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. »Wir könnten Connors Mutter darum bitten, da sie jetzt sicherlich die Haushälterin der Burg sein wird, nachdem ihr Mann zum Seneschall ernannt wurde.«
    »Ich weiß nicht, ob das richtig wäre. Auch wenn sie mit dem alten Wolf verwandt war, hat er ihrer Familie doch zu viel Kummer bereitet.«
    Obwohl Rowland auch Verica und Circin großes Leid verursacht hatte, nickte die Heilerin. »Das stimmt.«
    »Also lass dir von mir helfen!«, beharrte Sabrine, weil sich ihr damit die perfekte Gelegenheit bieten würde, sich auf die Suche nach dem Clach Gealach Gra zu machen. Sie konnte nicht sicher sein, dass Rowland den geheiligten Talisman der Éan gestohlen hatte, doch für sie war er der wahrscheinlichste Täter. Er wäre mit Sicherheit nur allzu froh gewesen, die Rasse der Éan aussterben zu sehen.
    »Bist du sicher?«, fragte Verica.
    »Ich habe sowieso nichts anderes zu tun, während ich darauf warte, dass mein Arm verheilt.«
    »Außer, die Frauen dieses Clans in Selbstverteidigung zu unterrichten«, ertönte Barrs Stimme in der Tür.
    Beide Frauen schraken zusammen, und Sabrine ganz besonders, weil sie sein Herannahen nicht gespürt hatte. Das mutwillige Glitzern seiner grauen Augen verriet ihr jedoch, dass er mit voller Absicht seine Gegenwart getarnt hatte.
    Sabrine unterdrückte ein Lächeln. Dieser Mann war alles andere als einfach, so viel stand schon fest. Jede Éan wäre stolz, ihn ihren Seelengefährten nennen zu dürfen. Sabrine wünschte nur, sie hätten eine Zukunft, die über die Zeit hinausging, die sie brauchen würde, um den Clach Gealach Gra zu finden und wieder fit genug zu sein, um fliegen zu können.
    »Du hast davon gehört?«, fragte

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