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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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dem Dolch und Schwert einen letzten sehnsüchtigen Blick zuzuwerfen.
    »Er brachte seine Zustimmung aber auch nicht übermäßig laut zum Ausdruck.« Barrs ausdruckslose Miene und neutraler Tonfall gaben keinen Hinweis darauf, was er von der nicht sehr enthusiastischen Unterstützung des besagten Mannes hielt.
    »Ist er verärgert darüber, dass du hergeschickt wurdest, um den Clan zu führen?«, fragte Sabrine.
    »Er hat jedenfalls keine Feindseligkeit erkennen lassen. Doch eigentlich verbringt er auch mehr Zeit mit dem Priester als mit den Soldaten, und deshalb weiß ich nicht viel über ihn.«
    Sabrine nickte, weil sie sich vorstellen konnte, dass sich die Wege der beiden Männer unter diesen Umständen nicht oft kreuzten.
    »Er hat unseren neuen Laird aber nie kritisiert, so wie es einige der anderen Männer taten«, fügte Verica hinzu.
    »Erwartete er vielleicht, eines Tages selbst Laird zu werden?«
    »Rowland hat Circin stets versprochen, dass er seinen rechtmäßigen Platz einnehmen würde, sobald er volljährig war, doch ich habe nie geglaubt, dass er das Versprechen halten würde.«
    Sabrine legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Aber glaubst du, dass dieser Padraig vorhatte, einmal in die Fußstapfen seines Bruders zu treten?«
    Ihr gefiel der Gedanke nicht, dass eine Schlange unter den Donegals sein könnte, die vielleicht eines Tages ihr hässliches Haupt erheben würde, um Barr anzugreifen.
    »Die Tatsache, dass sein Zimmer auf dieser Etage lag und die anderen im Erdgeschoss wohnten, wies auf mehr als räumliche Entfernung zwischen den Brüdern hin«, gab Verica zu bedenken. »Padraig und Circin haben sich immer gut verstanden, aber Padraig ist nun mal kein Krieger. Er ist nicht wie die meisten Chrechten, und Rowland wusste das. Er hat sich oft genug darüber beklagt, dass Padraig seine Zeit mit dem Studium der lateinischen Schriften des Priesters verbringt und auch selbst viel schreibt.«
    »Dann drückt er sich also nicht vor dem Training, weil sein Bruder nicht mehr das Kommando hat?«, fragte Barr.
    »Nein, nein. Er vergaß schon zu Rowlands Zeiten, zum Training mit den Soldaten zu erscheinen.«
    Barr schien zufrieden mit dieser Antwort und unbesorgt darüber zu sein, dass einer seiner Chrechten nicht an Kriegskunst interessiert war.
    »Er ist also ein gelehrter Mann?«, hakte Sabrine jedoch nach. Gelehrte zu unterstützen war für die Éan, die gezwungenermaßen wie Gespenster im Wald lebten, ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnten. Auch wenn es noch immer einige unter ihnen gab, die sich von der Welt abkapselten und lernten und studierten, so viel sie konnten.
    »Das ist er. Padraig und Pater Thomas sind gute Freunde und verbringen so manchen Abend mit Diskussionen über Themen, von denen die meisten Krieger noch weniger verstehen als von der Bedienung eines Webstuhls.«
    Die Éan praktizierten ältere religiöse Riten als die Faol. Nur wenige wurden mit der Berufung geboren, ihr Volk spirituell zu führen, doch wer sie verspürte, in dessen Leben war kein Platz mehr für den Weg des Kriegers. Dies war ein unumstößliches Gesetz unter den Éan, das nicht einmal der Ältestenrat, der das Kommando über Krieger wie Sabrine hatte, je infrage stellte.
    Sie fragte sich, ob Rowlands Bruder nicht vielleicht ein solcher Chrechte war. »Befindet er sich in der Ausbildung zum Priester?« Sie war nicht sicher, wie solch heilige Männer in den Clans genannt wurden.
    Vericas Blick spiegelte Traurigkeit wider, als sie den Kopf schüttelte. »Rowland wollte nichts davon hören, dass ein Chrechte wie die menschlichen Priester das Ehelosigkeitsgelübde ablegte.«
    Die menschlichen Priester blieben ehelos? Wie seltsam! Aber na ja. »Es gibt wichtigere Dinge als Fortpflanzung.«
    »Nicht für Rowland.«
    »Dieser Bastard von einem Laird zerstörte diesen Clan und das Rudel, das ihn sein Zuhause nannte.« In Barrs Stimme kämpfte Abscheu mit Besorgnis. »Männer, die ungeschult blieben für den Kampf; Frauen, die zu Handlungen gezwungen wurden, über die sie ganz allein entscheiden sollten; Gelehrte, die daran gehindert wurden zu tun, wozu sie geboren worden waren. Es war eine Umkehrung von allem, was die Chrechten erreicht hatten, seit sie sich den Clans anschlossen.«
    Tränen stiegen Verica in die Augen und rannen über ihre Wangen.
    Sabrine starrte sie an, nicht sicher, was sie mit der weinenden Frau anfangen sollte, da sie nicht verstehen konnte, warum Verica so traurig war.
    Auch sie musste doch

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