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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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Clans.«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    Statt beruhigt zu sein, wurde sie noch aufgeregter. Sie atmete schneller. Schweißperlen formten sich auf ihrer Stirn und ihrer Oberlippe, und der Geruch ihrer Verzweiflung ließ das Herz seines Wolfes vor Mitgefühl aufheulen.
    Es war seine Aufgabe, seine Gefährtin vor allem zu beschützen, das ihr schaden oder einen schwerwiegenden emotionalen Aufruhr in ihr bewirken könnte. Sein Vater hatte ihn das gelehrt, doch Earcs Wolf hätte sich auch so bemerkbar gemacht.
    Verica kaute an ihrer Unterlippe und krallte nervös die Hände in die Falten ihres Rockes. »Ich liebe meinen Bruder.«
    »Wie es auch sein sollte.«
    »Meine Leute brauchen mich als Heilerin.«
    »Gibt es keine anderen im Clan?«
    »Keine Schülerin einer Meisterheilerin, wie meine Mutter es war. Sie lehrte mich, eine Vielzahl von Krankheiten zu behandeln.«
    »Dann kann der Donegal-Clan sich ja glücklich schätzen, dich zu haben.«
    »Ja. Und ich will auch nicht von hier fortgehen.« Eine flehentliche Bitte um Verständnis lag in ihren schönen blauen Augen, als sie den Blick zu Earc erhob.
    Er konnte ihr die Bitte nicht verweigern, obwohl er noch immer nicht verstand, warum sie eigentlich so erregt und aufgewühlt war. Schließlich würde er sie nicht heiraten, um gleich heute Nacht noch oder auch nur in ein, zwei Jahren zum Sinclair-Clan zurückzukehren. »Du brauchst auch nirgendwohin zu gehen.«
    »Als deine Gefährtin würde ich früher oder später gezwungen sein, meine Familie zu verlassen.«
    »So wie ich meine verlassen habe, um hierherzukommen.«
    »Ja.«
    »Ich habe Eltern und Geschwister unter den Sinclairs, die dann auch deine Familie wären.« Konnte sie diesen Vorteil denn nicht sehen?
    »Und ich bin die einzige Familie, die Circin hat.«
    »Durch unsere Heirat wird er einen Bruder in mir gewinnen.«
    »Was würde ihm das nützen, wenn du wieder gehst, um zu deinem eigenen Clan zurückzukehren?«, fragte sie in einem Ton, der anklagend und kummervoll zugleich war.
    Und plötzlich verstand er ihre Zurückhaltung in Bezug auf ihre Heirat. »Es werden noch Jahre vergehen, bevor ich zurückkehre.«
    »Ich will aber überhaupt nicht fort von hier.«
    Earc hätte sie daran erinnern können, dass sie als seine Gefährtin keine andere Wahl hatte, als ihn zu begleiten, wohin er auch ging. Er hätte ihr versichern können, dass alles gut werden und sie das Leben bei den Sinclairs lieben würde, doch aus irgendeinem Grund behielt er all diese Argumente für sich.
    Nachdenklich blickte er auf die Frau hinab, die in ihrem Leben schon so schwere Verluste erlitten hatte und ihrem Clan trotz allem noch mit ihren Heilkünsten diente. Sie war durch ihren Kummer weder verbittert noch sonderlich geworden, aber sie schreckte davor zurück, sich mehr als das zu wünschen, was sie hatte.
    Wie könnte er nicht ergriffen sein von einer solchen Kraft, gepaart mit einer nicht minder großen Verwundbarkeit?
    »Es sind nur zwei Tagesreisen zwischen der Donegal’schen Burg und der der Sinclairs.«
    »Wirklich?«
    »Wir können meine Familie einmal im Jahr besuchen.«
    »Besuchen?« Ein Anflug von Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit.
    »Aye.«
    »Dann würden wir also hier leben, bei meinem Clan?«
    »Bei unserem Clan.«
    »Wir könnten jedes Jahr eine Woche oder länger bei deiner Familie bleiben.« Der Eifer, der sich nun in ihrem Ton verriet, entlockte ihm ein Lächeln.
    Verica streckte die Hand aus, als wollte sie ihn berühren, zog sie dann aber schnell wieder zurück.
    Earc griff nach ihrer Rechten und legte sie an seine Wange. Wieder konnte er dieses seltsame elektrisierende Prickeln spüren, das wie ein Miniaturblitz zwischen ihnen übersprang.
    Sie blickte schüchtern zu ihm auf. »Ich mag es, wenn du lächelst.«
    »Und ich mag es, wenn du nach Freude riechst anstatt nach Kummer.«
    »Dann kümmert es dich also, ob ich glücklich bin«, stellte sie in einer Mischung aus Verwunderung und Staunen fest.
    »Natürlich.«
    »So war es auch bei meinem Vater und meiner Mutter«, sagte sie fast ehrfürchtig. »Du fühlst dich nicht angewidert von meiner Raben-Natur.«
    »Nein.« Wieso zog sie das überhaupt in Betracht? Sie hatte doch selbst gesagt, er sei nicht wie die anderen Männer ihres Clans.
    Verica wandte sich ab, und er hatte das Gefühl, dass sie im Begriff war, eine Warnung auszusprechen. »Es gibt etwas, was du noch nicht weißt.«
    »Dann erzähl es mir!«
    »Wir Raben haben neben unserer

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