Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
schmerzerfülltes Ächzen, ein Scharren und ein dumpfer Schlag.
Drei Männer hatten in der Gasse eine Frau in die Enge getrieben. Alle vier Gestalten sahen gleichermaßen heruntergekommen aus. Sie trugen fast die gleichen ungefärbten, sackartigen Tuniken – Straßenratten, der Abschaum von Apis.
Zwei der Männer pressten die magere Frau gegen eine Hauswand und hielten sie jeder an einer Schulter fest. Die Frau wehrte sich, sie wand sich und trat nach ihnen. Aber sie schrie nicht mehr, und eine leere Hoffnungslosigkeit stand in ihren Augen. Sie wirkte ausgemergelt und hungrig, mit einem derben Gesicht, aber wenn man wusste, was das Leben auf der Straße aus den Menschen machte, konnte man zu dem Schluss kommen, dass sie jünger sein musste, als sie aussah. Fast noch ein Mädchen.
Der Mann vor ihr riss den Saum ihrer Tunika hoch, einer seiner Kumpane hielt das Gewand fest. Dann rammte der Bursche seinem Opfer das Knie in den Unterleib. Die Frau wimmerte und krümmte sich, doch die beiden Männer neben ihr hielten sie aufrecht. Der dritte schob ihr nun mühelos die Beine auseinander. Er trat näher heran, hob den Kittel und nestelte an seiner Unterwäsche.
»Ah«, sagte er. »Da war was verflucht Dickes eingeklemmt, weißt du das, Schwälbchen?«
Er schob das Becken vor, bewegte sich. Die Frau gab leise, abgehackte Laute von sich. Die beiden Männer neben ihr sahen grinsend zu, einer leckte sich die Lippen.
Der erste Mann beugte das Gesicht vor, ganz nah vor das seines Opfers. »Weißt du«, raunte er ihr keuchend zu, »kannste stolz drauf sein, Pfläumchen. Hat mich schon lang keine mehr so hart gemacht.«
Einer seiner Kumpane lachte auf.
»Hm, ja«, warf eine Stimme hinter ihm ein. »Ist echt ein Wunder, du, dass jemand den leprösen Schwanz noch mal hart gekriegt hat. Aber ich wette, der Bursche hat nachgeholfen und vorher ’nen Stock reingeschoben.«
Mit einem Fluch fuhr der Mann herum und ließ von der Frau ab. Sein Kittel rutschte herab und verdeckte gnädig das blasse Geschlechtsteil, das von einem Moment zum anderen so schlaff wurde wie ein angestochener Wasserschlauch.
»Was willst du?«, stieß er wütend hervor. »Kannste’s nicht erwarten, bis wir dich abstechen?«
Auch seine beiden Begleiter ließen die Frau los, sodass sie an der Mauer herunter zu Boden glitt, und blickten links und rechts an ihm vorbei auf die Gestalt, die zu ihnen in die Gasse getreten war.
Der Neuankömmling wirkte schlank und hochgewachsen und war vom Hals bis zu den Stiefeln in eng sitzendes, dickes Leder gekleidet. Überall glänzten Schnallen und Beschläge in den wenigen Lichtstrahlen, die sich doch in die dunkle Gasse verirrten. Die Haare waren kurz geschoren und standen stoppelig vom Kopf ab, und erst auf den zweiten Blick war zu erkennen, dass die Gestalt mit den breiten Schultern eine Frau war.
Der Mann grinste. »Aye, Fötzchen. Warte, bis wir mit der hübschen Dirne fertig sind. Dann kriegst du auch noch was ab.«
»Aber nein«, säuselte die ledergekleidete Frau. »Ich kann nicht warten. Ich will jetzt schon ein Stück von dir!«
Sie hob den rechten Arm, den sie bisher locker hatte herabhängen lassen. Dabei wurde sichtbar, was sie vorher hinter der Hüfte verborgen hatte: ein sichelförmiger Haken mit einer messerscharfen Schneide, doppelt so lang wie eine Hand. Im schwachen Licht der Gestirne schimmerte sie so kalt wie das Lächeln der Frau, die sie dabeihatte.
»Was zum …«, entfuhr es dem Burschen. Seine Hand verschwand durch einen Schlitz in seinem Gewand und suchte nach dem Messer, das er darunter trug.
Die Sichelklinge schnellte vor, in einem Schlag von unten nach oben. Der Gauner fuhr zurück, aber schon steckte der Haken hinter seinem Rippenbogen. Mit einem kraftvollen Ruck zog die Frau ihn zu sich heran. Der Mann schrie gellend und hing fest wie an einem Fleischerhaken. Seine Hand war immer noch unter der Tunika verheddert.
»Ich glaube, du suchst an der falschen Stelle deiner Unterwäsche«, sagte sie sanft. Sie kratzte ein wenig mit der Sichelspitze über seine Knochen, von innen, und dann hielt sie in der Linken plötzlich einen langen, geraden und ungemein schmalen Dolch. Der Mann, der an ihrem Haken hing, verstummte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er die Waffe an. Die Frau ließ die Klinge um ihre Finger wirbeln und stieß sie ihm von oben in die Mulde unter der Kehle. Der Dolch fuhr an den Knochen vorbei tief in den Brustkorb.
Mit einer Bewegung riss die Kriegerin beide Klingen
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