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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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auf den belebteren Straßen der Lehmstadt zu dienen war durchaus ein bequemer, wenn auch nicht sehr reizvoller oder einträglicher Erwerb für Söldner.
    Aber Tori hatte etwas anderes im Sinn, als sie neben Mart über den hart getretenen Boden trottete.
    »Wär vielleicht keine schlechte Idee, du.«
    »Was?«
    »Hm, Zuhälterei. Muss ziemlich einfach sein. Leben wie ’n Meckeshirte. Sitzt da, trinkt sein Soff und schaut zu, wie die Herde den Gewinn einbringt.«
    »Danke nein«, sagte Mart. »Is ’n schmutziges Geschäft, mehr Zacken von hinten als von vorn. Außerdem will ich auch mal die Sonne sehn bei der Arbeit, und ständig zwischen muffigen Stadtmauern stecken ist auch nichts.«
    »Hm, dacht ja nur«, sagte Tori. »Hätt ich vielleicht Talent dafür. Sah nicht schwer aus, dahinten in der Gasse.«
    Mart lachte laut auf.
    »Was?«, fragte diesmal Tori.
    »Ich stell mir das vor«, sagte Mart. »Du ein Talent als Dirnenzieher.« Beiläufig wies er auf die Sichel an ihrem Arm. »Glaub mir, Musche, da hätt gewiss kein Freier Lust drauf, seinen Rothäubling wachsen zu lassen, wenn er mal ’nen Blick auf deine Erntehilfe geworfen hat.«
    Tori brummte. »Hab nur an dich gedacht, Einauge. Bist nicht mehr der Jüngste. Zeit, für dich ’n Altenteil zu suchen.«
    Mart presste die Lippen aufeinander. »Vielen Dank«, presste er hervor. »Aber noch reicht’s bei mir für einen anständigen Kontrakt. Deswegen gehen wir jetzt ins Eisenschwein und hörn uns an, was der Schwemmer da zu sagen hat.«
    Das »Eisenschwein« war eine Taverne am Rande der Lehmstadt, die gern von Söldnern besucht wurde. Sie bestand aus einem sehr weitläufigen Saal, wie man ihn selten fand in einer Stadt, die Lehmziegel bevorzugte.
    Erkauft war die große Fläche mit einem Gewirr tief liegender Deckenbalken, unter denen Mart oft schon den Kopf einziehen musste. Der Raum war voll mit lärmenden Männern, einigen leicht bekleideten, schrill lachenden oder kreischenden Damen; Rufe, grölende Gesänge, das Summen von Gesprächen erfüllte eine Luft, die schwer war und dunstig und die nach Schweiß, saurem Bier, fauligem Atem und fettigem Essen roch.
    An einem Ende des Raums gab es eine Theke mit Fässern und robusten Schankmaiden dahinter. Doch was die Söldner vor allem im Eisenschwein zusammenbrachte, das waren die Aufträge. Hier kam hin, wer ein paar handfeste Burschen gegen Münzen anwerben wollte. Und darum schaute hier auch jeder vorbei, der einen Kontrakt suchte.
    Mart schob sich durch die Menge und achtete darauf, dass Tori mit ihrem Haken nicht irgendwo hängen blieb. Er hatte keine Lust, heute Nacht noch eine fruchtlose Schlägerei anzufangen.
    Am Rand des Wirtssaals ragten kleine Trennmauern in den Raum. Das Eisenschwein war auch darum so gut geeignet, Geschäfte anzubahnen, weil die Geräusche im Hintergrund es fast unmöglich machten, dass man ein Gespräch belauschte. In den durch Mauern abgetrennten Nischen konnte man so vertraulich reden wie hinter den Wänden des Stadtpalasts. Sobald ein Wort den Tisch verließ, verlor es sich in den anderen Gesprächen des Saals wie ein Schlag ausgelassenes Fett in einem Eintopf voll Gemüse.
    Üblicherweise waren die Tische am Rand den Werbern vorbehalten. Im Rest des Raums drängte sich das Kriegsvolk, ehemalige Soldaten und Freischärler, einheimische Glücksritter neben wilden Kriegern aus dem Buschland oder von noch weiter her.
    In einer der Nischen saß ein schwarz gekleideter Mann, der selbst wie ein Krieger aussah. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht, und über einem Wams aus schwarzem Tuch trug er einen polierten Brustpanzer aus ebenso schwarzem Eisenholz. Ein Krug mit gelblicher Schaumkrone stand vor ihm, und er blickte mit wachen Augen in den Raum. Er hätte ein Söldner sein können wie die meisten hier, aber seine Kleidung wirkte ein wenig zu neu, seine Ausrüstung zu unbenutzt.
    Mart setzte sich ihm gegenüber. »He, Arri, alter Schwemmer! Man sagt, dein Herr will sein Lob ausnahmsweise mal mit echten Kämpfern teilen.«
    Arri lächelte. Es war das Lächeln eines Händlers. »Mart, grauer Wolf. Und seine bezaubernde Gefährtin Tori Hakenhand. Wenn ich da nicht das legendärste Liebespaar von ganz Khâl vor mir sehe!« Er nickte Tori zu, die neben Mart Platz nahm. Dann sprach er wieder den älteren Söldner an. »Komm, ich geb euch einen aus.«
    »Hartes Silber seh ich lieber als flüssiges Gold«, sagte Mart.
    »Aye«, antwortete Arri. »Aber hartes Silber muss man sich verdienen.

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