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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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wieder aus dem Körper des Mannes. Der brach zusammen und sank über die Beine seines früheren Opfers.
    Die beiden Männer zuckten zusammen, als der Kopf ihres Freundes am Boden aufschlug. »Du verfluchte Hure !«, brüllte einer von ihnen. Beide zogen ihr Messer.
    Die erste Frau schrie auf. Sie versuchte, den Kerl, der auf ihr lag, von ihren Beinen herunterzutreten. Der Sterbende gab Geräusche von sich wie ein gerissener Blasebalg, und aus seinen Wunden floss das Blut auf die zerfetzte Tunika des Straßenmädchens.
    Einer der Männer richtete drohend sein Messer gegen die Angreiferin. Der andere versuchte, sich hinter die Frau zu schleichen.
    »Dir schlitz ich den Bauch auf«, knurrte der erste Herumtreiber. Aber die Klinge in seiner Hand zitterte.
    Die Frau mit der Sichel lachte. Sie sprang über ihr erstes Opfer und über die Beine der anderen Frau hinweg und stieß mit dem langen Dolch nach dem Gesicht des Mannes. Der wich aus – und übersah die Sichel.
    Die gebogene Klinge senste von links nach rechts und schlitzte ihm mit einem vernehmlichen Reißen die Tunika und den Unterleib auf. Der Mann taumelte bis an die Hauswand zurück. Er schrie, ließ das Messer fallen und presste beide Hände auf die klaffende Wunde. Blut, Schleim und Kot quollen ihm zwischen den Fingern hervor. In der schmalen Gasse stank es mit einem Mal wie in einer Kloake.
    Die Frau mit der Sichel fuhr zu dem letzten Burschen herum. Der rannte davon.
    Mit einem Sprung setzte die Frau ihm nach. Sie schlug ihm den Haken in die Schulter, und die stählerne Klinge blieb hinter dem Schlüsselbein stecken. Die Beine des Mannes liefen weiter, doch der Oberkörper konnte nicht folgen. Er kippte nach hinten, geradewegs in ihren gezückten Dolch.
    Die schmale Klinge glitt zwischen den hinteren Rippen hindurch ins Herz. Dann löste die Frau geschmeidig beide Waffen aus dem Leib. Eine einzige Bewegung, ausgeführt in einem Wimpernschlag, so akkurat wie ein tausendmal einstudierter Tanz.
    Der tote Körper klatschte schwer auf den harten Lehmboden.
    Zuletzt ging die Frau zu dem schreienden Verletzten an der Hauswand. Sie zog ihm die Sichel durch die Kehle, und er verstummte. Geschickt wich sie dem Blut aus, aber eine Fontäne aus der Halsschlagader traf das geschändete Mädchen, das verstört auf dem Boden hockte, und zeichnete eine dunkle Linie quer über deren Brust. Jeder Herzschlag des Getroffenen fügte eine weitere dünne Tröpfchenlinie hinzu, bis der Mann zusammenbrach. Es wurde still in der Gasse. Vier schattenhafte Gestalten am Boden, die ledergerüstete Kriegerin mit den blutbesudelten Waffen dazwischen.
    Die Kriegerin beugte sich hinab und wischte ihre Klingen an den sauberen Stellen der Tuniken ihrer Opfer ab. Dann schob sie den Dolch in eine Scheide an ihrem Wams und nestelte ungeschickt an einem Beutel unter ihrer Brust. Es klimperte, und die Kämpferin schnaubte gereizt.
    Die andere Frau, das ursprüngliche Opfer der Straßenratten, saß immer noch an die Wand gelehnt da. Sie hatte den Toten zur Seite geschoben, der auf ihr gelegen hatte. Ihre zerrissene Tunika war über und über mit Blut beschmiert. Sie hielt die Beine eng an den Leib gezogen und die Fäuste geballt. So starrte sie auf die düstere Gestalt ihrer Retterin.
    Erst jetzt, wo die Kriegerin eine Waffe fortgesteckt hatte und mit einer Hand in ihrer Ausrüstung wühlte, bemerkte das Straßenmädchen, dass die Frau keineswegs eine Sichel in der rechten Hand hielt. Der lange, scharf geschliffene Haken wuchs ihr geradewegs aus dem Armstumpf!
    Die Frau in dem blutverschmierten Kittel wimmerte und kauerte sich noch mehr zusammen.
    Die Kriegerin trat auf sie zu. Sie setzte den Stiefel auf die Knie des Straßenmädchens und drückte die Beine nach unten, bis sie ausgestreckt auf dem Boden lagen. Dann ließ sie eine einfache Bronzemünze in den Schoß fallen.
    »Hm, da. Kauf dir ’nen neuen Kittel dafür. Der da hat’s durch, du.«
    Sie trat einen Schritt zurück.
    Ein Klatschen ertönte aus einem finsteren Winkel am Ende der Gasse, und die Kriegerin wandte sich um. Ein trotziger Zug spielte um ihre Mundwinkel.
    Der leise Beifall verstummte. Stattdessen war ein Schleifen zu hören. Es begann tief in der Dunkelheit und kam immer näher. Eine weitere ledergekleidete Gestalt erschien, ein hagerer Mann mit einer Augenklappe. Sein Lederzeug war ein wenig heller als das der Frau. Es war übersät von kleinen Furchen und Rissen, aber es wirkte auch hart und doppelt so dick wie das der

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