Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
eingehüllt vom Schein des Styx, der durch die Fenster fiel und gebündelt in dem gewaltigen Rohr verschwand. Durch die Wand aus facettiertem Kristall, die das ganze riesige Ende des Rohrs verschloss, konnte sie verfolgen, wie die thaumaturgische Maschine Seelen aus dem Licht destillierte, die Geister von Gehenna, die sie in die Welt entließ und dorthin schickte, wo auch immer sie zum Verderben der Menschheit gebraucht wurden. Swetja wusste, dass sie die Einzige war, die das sehen konnte, die Einzige, die hier an der Quelle des Unheils zugegen war und die es aufhalten musste.
    Aber wie?
    Die Maschine ragte vor ihr auf und war selbst schon ein Turm aus Metall und Steinen. Was konnte ein einzelner Mensch dagegen ausrichten, noch dazu ohne geeignetes Werkzeug?
    Da erinnerte sie sich an den blaue Edelstein, der zwischen dem Styx und der Maschine eingefasst war, um das Licht zu bündeln. Als Borija sie gebracht hatte, hatte alles angefangen.
    Swetja zog die lange Stange zu sich herunter, auf der der Edelstein ruhte, und löste ihn aus der Fassung. Sofort sah sie die Wirkung. Die Geister von Gehenna kamen weiterhin vom Styx herab, doch die Maschine konnte sie nicht mehr erfassen. Kraftlose Schemen irrten durch den Raum oder wurden in Fetzen fortgeschleudert.
    Gut so.
    Das würde die feindseligen Mächte vielleicht nicht aufhalten, aber es würde sie behindern. Mehr konnte Swetja nicht tun. Sie legte den blauen Stein auf den Boden und holte Borijas Säbel, der im Turmzimmer liegen geblieben war. Mit aller Kraft schlug sie zu.
    Der Aufprall brach ihr fast das Handgelenk. Der Stein rutschte klirrend über den glatten Grund und verschwand zwischen den alchemistischen Apparaturen. Swetja ließ den Säbel fallen und rannte hinterher.
    Sie brauchte eine Weile, bis sie den Edelstein wieder fand. Von ihrem Schlag war nicht einmal ein Kratzer zurückgeblieben. Sie konnte ihn nicht zerstören.
    Unschlüssig wog sie den Stein in der Hand. Sie schaute durch das Fenster hinaus in die eisige Berglandschaft. Ein Wurf, und der Fokus der höllischen Maschine mochte zwischen den schroffen Felsen auf dem Gipfel des Zitadellenberges für immer verloren gehen …
    Nein. Es war ein magisches Artefakt, und diese »alten Götter« würden die Magie des Steins fühlen und ihn leicht wiederfinden. Aus demselben Grund wollte Swetja ihn auch nicht mitnehmen, wenn sie von hier floh. Aber wie sollte sie sonst verhindern, dass die besessenen Bewohner der Zitadelle ihre Maschine gleich wieder in Gang setzten, sobald sie bemerkten, was geschehen war?
    Da fiel ihr Blick auf die alchemistische Apparatur mit den brodelnden Zylindern und den vielfarbigen Glasröhrchen, auf die riesige Röhre, die die Kammer beherrschte. All das war voll von Magie, voll von thaumaturgischen Kräften, umtost von den Geistern, die weiterhin vom Styx herabbrandeten und sich hier in der Kammer sammelten.
    Selbst wenn die alten Götter die Macht des Fokussteins spürten, so würde diese Magie doch untergehen, wenn Swetja den Stein an diesem Ort versteckte, direkt vor der Nase ihrer Feinde.
    Sie musste nur einen Winkel finden, wo keiner ihn mit gewöhnlichen Sinnen aufspürte, wo niemand zufällig darüber stolperte. Ein perfektes Versteck, aber nicht abseits gelegen, sondern möglichst im Herzen der magischen Energien …
    Tori ließ sich auf den Rücken fallen und wich den Beinpaaren aus, die nach ihr greifen wollten. Sie riss ihre Sichel hoch. Die Klinge glitt über die Lederhaut des Wurmleibes und fand nirgendwo Halt.
    Die Kreatur wand sich. Mehr und mehr von ihr krabbelte aus der Wandöffnung. Schon bäumte sie sich acht Schritt hoch über Tori auf, und noch immer war kein Ende zu sehen. Das Wesen bog sich herum, um die Söldnerin wieder zu erreichen. Die Gliedmaßen stachen vor wie Speere.
    Mit einem Kampfschrei sprang Mart in die Luft. Er führte das Schwert mit beiden Händen, und die Klinge traf die Wurmfrau auf den Rücken. Wellen liefen durch den Leib, als wäre er mit Wasser gefüllt. Es wogte und waberte unter der Haut, aber der Stahl konnte die feste Hülle der Kreatur nicht durchschneiden.
    Dennoch kroch die Wurmfrau ein Stück an der Wand hoch und außer Reichweite.
    Mart streckte die Hand aus und riss Tori auf die Füße. Zu zweit standen sie nebeneinander und erwarteten ihren Gegner.
    »Zäher, als man glaubt«, stieß Mart zwischen den Zähnen hervor.
    »Wie die Flügel von den Fledermännern«, erwiderte Tori.
    »Verfluchtes Monster«, sagte Gontas. »Die Mutter

Weitere Kostenlose Bücher