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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Augen zurück. Er stieg von dem Fledermausgeschöpf herunter, dem das dunkle Blut aus Mund und Nase lief und das immer noch leise, abgehackte Laute von sich gab.
    Gontas versetzte dem gefallenen Gegner einen verächtlichen Tritt. »Oh ja«, sagte er. »Das war nötig, nach … alldem.« Seine Geste schloss die Höhle ein, den toten Söldner am Boden, den Fledermausmann und die Wurmfrau. Vermutlich auch die Zitadelle über ihren Köpfen, die alten Götter und ihre ganze Reise.
    »Undurchdringliche Flügelhäute. Pah.« Gontas hob seine Säbel wieder auf und wog sie in der Hand. »Fühlt euch nicht zu sicher, ihr Bestien«, sprach er in die klare Luft hinein. »Ich brauche keine Klingen, um meine Feinde bluten zu lassen. Und irgendwann komme ich zurück und töte auch dich, Wurmfrau!«
    Er verstummte. Seine Freunde starrten ihn an. Mart umklammerte voll Unbehagen sein Schwert. Er räusperte sich. »Also …«
    Gontas wies den Gang hinunter. »Dahinten ist ein Ausgang«, sagte er. »Ein richtiger, möchte ich wetten.«
    Er trat zu dem toten, steif gefrorenen Söldner und riss ihm den Eisenholzpanzer ganz vom Leib. Mit harten Schlägen des Säbels trennte er sechs schmale, gebogene Streifen von dem Holz ab. Dann schnitt er Riemen, Gurtzeug und Lederstreifen von der Leiche ab. Die beiden anderen sahen ihm verständnislos zu.
    Sie gingen hinter Gontas her, und niemand stellte sich ihnen in den Weg, bis sie nach einigen Windungen des Ganges zu einem Spalt kamen. Sie traten hindurch und standen auf einem tief verschneiten Bergrücken. Steil und eisig glatt führten die Flanken des Berges in die Tiefe, wo sie in das Braun und Grün des Talgrunds übergingen. Ein kalter Wind blies ihnen ins Gesicht, und die blasse Sonne stand hoch hinter den dünnen Wolken.

VIII. T EIL :
    G ESCHÖPFE G EHENNAS

35.
    Sie traten ein Stück aus dem Spalt heraus. Schnee knirschte unter Marts Stiefeln.
    »Haben wir’s also geschafft!« Der Söldner streckte sich im trüben Sonnenlicht, als hätte er die Höhlendecke auf den Schultern getragen.
    »Sei dir bloß nicht zu sicher, du.« Tori wies über den Hang.
    Ein kleiner Trupp bewegte sich dort zwischen den Felsgraten, die aus dem Eis ragten. Die Gestalten waren noch ein gutes Stück entfernt, schräg über ihnen, doch sie hatten die drei Gefährten bereits erspäht. Ein schrilles Kreischen schnitt durch die Luft. Weitere Bewaffnete stiegen von der Zitadelle herab.
    »Keine Freunde.« Mart verengte das Auge zu einem Schlitz. »Die Teufel sind uns schon auf den Fersen. Schaun wir, dass wir vom Berg runterkommen.«
    Er setzte sich in Bewegung. Gontas hielt ihn auf. Er wies auf die gebogenen Hölzer und die Lederschnüre, die er mitgenommen hatte. »Wir binden uns das unter die Füße«, sagte er. »So kommen wir schneller übers Eis.«
    Mart sah ihn zweifelnd an.
    »Wie Schlittenkufen«, erklärte Gontas.
    Die beiden Söldner hatten von Schlitten gehört, auch wenn sie nie einen gesehen hatten. Diese Kutschen ohne Räder kannten sie nur aus den Geschichten, die man über Modwinja erzählte.
    »Das soll klappen?«, fragte Mart.
    Gontas zuckte mit den Schultern. »Sie sind was kurz. Vielleicht rutscht es nicht wegen den Riemen, vielleicht bleiben sie nicht in der Spur. Aber dann taugen sie immer noch als Schneeschuhe.« Er setzte sich am Höhleneingang nieder. Mit entschlossenen Hieben des Säbels trieb er Furchen in das Eisenholz und zog die Schnüre hindurch. Er band die Holzstreifen an seine Stiefel und half auch seinen Begleitern, sie anzulegen.
    »Schlitten für die Füße, hm?«, bemerkte Tori. »Ich frag mich, seit wann ’n Buschläufer so viel vom Schnee weiß?«
    »Andere Erinnerungen«, antwortete Gontas ausweichend.
    »Noch so ’n paar Gedanken, die diese Ameisenkönigin in deinem Kopf abgelegt hat?« Mart klang spöttisch. »Muss ich wohl auch mal vorbeischauen, wenn man da so viel lernt. Oder besser: Ich schick Tori hin!«
    Gontas zuckte die Achseln. »Kein Gerede. Los jetzt.«
    »Hab noch nie ’ne Ameise beim Schlittschuhlaufen gesehen«, murmelte Tori.
    Die Verfolger waren inzwischen so nahe gekommen, dass man ihre Gesichter erkennen konnte. Es waren Tarukans Söldner und einige Graubärte, ihre Haut war schuppig und die Züge entstellt von den Dämonen aus Gehenna, die in ihrem Inneren wohnten. Der verformte Brustkasten einiger Söldner schien die zu eng gewordene Rüstung sprengen zu wollen. Verbissen kämpften sich über eine kleine Gletscherzunge auf den Höhlenmund zu. Über

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