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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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der sie zurückgebracht hat. Kar Ombos wäre die neue Hauptstadt der Götter!«
    »Ah ja, hm?« Tori kam zurück, eine brennende Öllampe in der Hand. Zwei Fackeln aus abgebrochenen Speerschäften, fest mit Stoffstreifen umwickelt, hatte sie in ihren Gürtel gesteckt. »Aber was hätten die anderen Toten da drüben gesagt? Was wird Tarukan sagen, du, wenn er erfährt, dass du ein paar von seinen Jungs als Fressen für die Würmer hergenommen hast?«
    Der Zauberer zuckte die Achseln. »Ich brauchte mehr Material für meine Experimente. Niemand kann erwarten, dass ich die kostbaren Hüllen von Sphärenmeistern, von meinen eigenen Brüdern und Schwestern opfere, solange das Verfahren noch nicht ausgereift ist. Tarukan wird verstehen, dass ich die Wachen, die er zurückgelassen hat, für einen höheren Zweck brauchte. Er hat so viele Männer – es sind ja nur Söldner. Niemand wird sie vermissen.«
    »Ich bohr dir gleich ein paar Löcher für deine Würmer in den Balg!« Wütend sprang Mart vor, das Schwert in der Hand. Auch Tori knurrte zornig.
    Gontas hielt sie zurück. »Hört ihr denn nicht? Er ist vielleicht der Letzte hier, der uns sagen kann, wo wir Tarukan finden. Er muss leben.«
    »Ja, Tarukan!«, rief der Zauberer triumphierend. »Er wird mich verstehen! Der Tarukan, der gegangen ist, hätte womöglich missbilligt, was ich tue. Aber der Tarukan, der zurückkommt, wird ein anderer sein. Er will nämlich in die Zitadelle, versteht ihr?«
    »Ja, genau.« Gontas kniete sich vor seinen Gefangenen. »Wie komme ich zu dieser Zitadelle? Wie finde ich Tarukan? Wo ist Halime?«
    »Hä, Halime?«, fragte der Zauberer. »Keine Ahnung, wer das ist. Ich kenne alle diese Fremden nicht, die der Hauptmann in die Stadt gebracht hat. Ich habe mich um meine eigenen Angelegenheiten gekümmert, nachdem ich den Handel mit ihm abgeschlossen habe: all das Fleisch, all die edlen Hüllen für meinen großen Plan, und Tarukan kann die Oberfläche der Stadt haben.«
    »Das Mädchen, Mann!« Gontas brüllte ihn an. »Halime ist das Mädchen, das Tarukan geraubt hat.«
    »Das Mädchen.« Der Zauberer erbleichte.
    »Du weißt, wovon ich rede«, stellte Gontas befriedigt fest. »Wo finde ich sie?«
    »Ich habe schon zu viel gesagt«, meinte der Zauberer. Alle Linien in seinem Gesicht wirkten mit einem Mal schmaler, so als hätte sich etwas in ihm zusammengezogen. »Ich werde sie nicht verraten. Ich werde Tarukans Pläne nicht verraten. Das nicht.«
    »Dann erschlagen wir diesen verfluchten Hexer«, sagte Mart.
    »Nein«, erwiderte Gontas. »Er wird reden.«
    Er packte den dürren nackten Mann am Hals und zerrte ihn durch die Halle. Der Zauberer strampelte und wehrte sich, er biss und er kratzte, aber der Kraft des Buschläufers hatte er nichts entgegenzusetzen. Gontas suchte einen freien Holzrahmen, und er band den Hexenmeister an Knöcheln und Handgelenken darin fest. Er stellte den Rahmen auf, und der Zauberer hing darin, alle viere von sich gestreckt, aufgespannt wie die Häute seiner Opfer. Er wehrte sich noch immer und zerrte an den Fesseln.
    »Pass auf«, sagte Mart. »Gleich ruft er wieder seine bleichen Ghule herbei.«
    »Nein.« Gontas lächelte grimmig. »Der ruft gleich was ganz anderes.«
    Er musterte seinen Gefangenen. Der Holzrahmen war nicht so stabil. Wenn der Zauberer weiter herumzappelte, mochte er ihn zerbrechen. Gontas zog das Messer und schnitt dem Mann die Sehnen an den Gliedmaßen durch. Der Zauberer schrie, als Gontas mit seiner nicht sehr scharfen Klinge über die zähen Bänder ratschte.
    Tori verstand, was Gontas vorhatte. Sie lächelte und tänzelte leichtfüßig herbei. Sie stellte die Lampe auf dem Boden ab. »Las mich anpacken, du«, säuselte sie. »Meine Sichel ist immer toffe scharf, und jeder meiner Zacken auch.«
    Sie schnitt an dem Hexenmeister herum, mit fast liebkosender Bewegung. Die Schnitte waren winzig, verglichen mit Gontas’ groben Versuchen. Als sie fertig war, hing der Zauberer schlaff in seinem Gestell und konnte weder Arme noch Beine anspannen.
    »So, mein Lieber«, wisperte Tori ihm zu. »Bin zwar kein so geübter Abdecker wie du, nur so ’ne lütte Söldnerin, die niemand nirgendwo vermisst. Aber ’n bissel was hab ich auch gelernt vom Metzgershandwerk.«
    Sie wandte sich zu Gontas um. »Was hast du jetzt vor? Soll ich dir weiter zur Hand gehn? Ich hab noch andere Ideen, du …«
    Langsam ließ sie die Sichel an den Lenden des Zauberers entlangfahren. Der jammerte nur leise und

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