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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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sich ab, und gemeinsam flohen sie hinaus auf die dunkle Straße. Das Letowjan stand in einem heruntergekommenen Teil der Stadt, und sobald sie hinaustraten, waren sie allein. Aber schon hörten sie die Schritte der Verfolger im Gebäude, und in einem Nebenflügel des Gefängnisses, nur fünfzehn Schritt entfernt, ging eine Tür auf, und ein Lichtkegel fiel auf die Straße. Die Silhouetten weiterer Bewaffneter zeichneten sich dort ab, die Wachbereitschaft!
    »In die andere Richtung«, zischte Borija. »Lauft!«
    Er stieß Juvan vor sich her, und sie flohen in die nächste Seitengasse. Dann rannten sie weiter. Schwere Stiefel knallten hinter ihnen aufs Pflaster, und das Echo hallte zwischen den schwarzen Hauswänden wider.
    Mitunter blitzte einer der Monde über ihnen auf, die Sichel des finsteren Hubal zumeist. Aber die Häuser waren dreigeschossig, die Gassen schmal und verwinkelt.
    Borija warnte seinen Begleiter vor Stufen, tückischen Mäuerchen und unebenem Pflaster. Er hatte den Weg gut ausgekundschaftet.
    Der Lärm der Verfolger blieb hinter ihnen zurück.
    Endlich hielt Borija inne. Zwei Gassen mündeten in einen kleinen Platz. Auf der einen Seite gab es einen Brunnen an einer Hauswand. Seitlich davon führte eine Treppe nach unten auf einen tiefer gelegenen Weg. Der Hubal warf ein kränkliches Licht auf die Szenerie, und über der Querstraße sahen sie auch den Sin als nebliges Halbrund. Die grauen Strahlen warfen die Schatten der beiden Männer an die Wand neben dem Brunnen.
    Juvan keuchte. »Warum … stehen? Ich kann … die Verfolger … noch hören.«
    Tatsächlich hallten die Rufe und Schritte der Soldaten weiterhin durch die Gassen, von Ferne zwar, aber sie hatten sich offenbar aufgeteilt und durchkämmten das Viertel. Hinter manchen Fenstern ging Licht an. Die Bewohner hörten die Unruhe, einige schauten heraus und forschten nach dem Grund.
    »Wir haben Zeit genug gewonnen«, sagte Borija. »Wir können uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Er hatte den Säbel noch in der Hand. Seit dem Kampf mit dem Pförtner hatte er ihn nicht weggesteckt. Jetzt hob er die Waffe und stach sie Juvan in den Bauch. Er stach ein weiteres Mal zu und trieb dem Edelmann die Klinge in die Brust.
    Fürst Juvan brach röchelnd auf den Steinen zusammen. Er blickte zu Borija auf, der im blutigen Mondlicht dastand und den Säbel abwartend erhoben hielt. »Warum?«, stieß er hervor.
    »Ach, viele Gründe«, sagte Borija. »Es ist einfach für alle am besten so.
    Der Königin erspart es ein Problem. Ein Prozess wirft so viele Fragen auf, aber Euer Tod, nachdem bereits so viele Wachsoldaten bei Eurer Flucht ihr Leben ließen? Nun, das wird ein jeder nur angemessen finden.
    Eure Tochter hingegen wird mir leichter folgen, wenn das Schicksal ihres Vaters geklärt ist. Und wir hätten beide nur überflüssigen Ärger und Mühen, würde ich Euch mitnehmen. Ihr seht, als Soldat kann ich gar keine andere Entscheidung treffen.«
    »Swetja«, sagte Juvan. Er versuchte, sich noch einmal aufzurichten. Borija tat einen Schritt zurück, als der Sterbende in die Nähe seiner Stiefel kam.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Eure Tochter ist in Sicherheit. Sie wird bald das Land verlassen, mit vielen Hundert Dragonern an ihrer Seite. Ich verbürge mich persönlich für ihre Sicherheit – bis wir unser Ziel erreichen, jedenfalls, und ich sie in andere Hände übergeben muss.
    Ich lasse sie wissen, dass ich ihren Vater aus dem Kerker holen konnte, dass er aber auf der Flucht von königlichen Soldaten tödlich verwundet wurde. Das ist nicht einmal gelogen, nicht wahr? Immerhin bin ich ein königlicher Soldat.«
    Er sah auf Juvan hinab, dann schnellte seine Klinge vor. Er trennte dem Deveni einen Finger ab, hob ihn auf und zog einen Ring davon ab. »Der Siegelring«, sagte er und wischte das Schmuckstück mit seinem Schnupftuch ab. »Den werde ich Eurer Tochter überbringen. Ich sage ihr, Ihr hättet gewollt, dass sie ihn bekommt. Das ist ebenfalls keine Lüge, nehme ich an. Sie ist Eure Erbin, und es wird sie trösten. Lebt wohl, dew Jerigin …« Borija dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. »Die falsche Wortwahl. Am besten wünschen wir uns gegenseitig eine gute Reise.«
    Er stieß Juvan den Säbel durch die Kehle.

IV. T EIL :
    K RISTALLHOCHZEIT

19.
    Von Wajdaka aus ritten sie nach Süden durch wohlbestelltes Land, durch schmucke Dörfer und über buntfleckige Wiesen. Borija hatte immer von einer kleinen Gruppe Verschwörer

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