Im Namen Caesars
fort, »ist in einem Alter, in dem Männer plötzlich tot umfallen. Er ist fett geworden und längst nicht mehr so fit wie früher.«
»Du antwortest nicht auf meine Frage«, stellte Julia fest. Sie war hartnäckig wie ein Anwalt.
»Es kommt darauf an, wen meine Familie am meisten zu fürchten hat. Jahrzehntelang haben wir in Pompeius und seinen Soldaten eine Bedrohung gesehen und uns ihm widersetzt.
Inzwischen wachsen allerdings unsere Bedenken gegenüber Caesar. Er verfügt über ein beispiellos großes, ihm treu ergebenes Heer und ist seit Jahren praktisch König von Gallien und Illyrien. Wenn die Zeit reif ist, werden sich die Metelli gegen denjenigen stellen, der uns als eine größere Bedrohung erscheint, und den Schwächeren der beiden unterstützen.« »Und wann wird deine Familie entscheiden, wer ihr als eine größere Bedrohung erscheint?«
»Das hängt davon ab, wie Caesar und Pompeius weiter vorgehen. Sie werden versuchen, so lange wie möglich Frieden zu wahren. Wenn Pompeius seine Veteranen im Süden lässt und Caesar zum Ablauf seiner Amtszeit sein Imperium niederlegt, nach Rom zurückkehrt und seinen Platz im Senat einnimmt, wird meine Familie sich bemühen, neutral zu bleiben und sich mit beiden gut zu stellen.«
»Glaubst du, dass das passieren wird?«
»Ich halte es eher für unwahrscheinlich. Caesar hat zu deutlich gezeigt, wie sehr er den Senat verachtet. Falls er dem Beispiel des Sertorius folgen und sich wie eine Art unabhängiger König aufspielen sollte, gibt es einen Bürgerkrieg, und Pompeius wird gegen ihn zu Felde ziehen. Wenn Pompeius es sich allerdings in den Kopf setzen sollte, seine Soldaten zu den Waffen zu rufen und Süditalien einzunehmen, wird meine Familie sich an Caesar wenden und ihn bitten, Pompeius zu vernichten.«
»Und wenn Caesar nach Rom zurückkehrt, ohne sein Imperium niederzulegen? Wenn er seine Soldaten mitbringt und vor den Stadtmauern sein Lager aufschlägt?«
»Dann wird sich meine Familie auf die Seite von Pompeius stellen. Sie wird immer den Schwächeren der beiden unterstützen, den, den sie in Schach halten zu können meint. Ich hoffe allerdings, dass es weder so noch so enden wird, denn dann würde es keinen Unterschied mehr machen, auf wessen Seite wir uns schlagen. Es wäre das Ende der Republik.« »Vielleicht ist die Zeit dafür reif«, gab Julia zu bedenken.
»Niemals!«, widersprach ich. »Wenn es einen weiteren Bürgerkrieg gibt, wird sich der Sieger selbst zum Diktator ernennen - egal ob der Sieger Caesar, Pompeius oder wie auch immer heißt. Und anders als Sulla wird er sich nicht nach einer gewissen Zeit zurückziehen und die Republik wiederherstellen.
Wir hätten dann eine Monarchie, genauso wie im Orient. Das hätte Rom nun wirklich nicht verdient.«
»Wir kommen vom Thema ab«, stellte Julia fest. Sie hätte es zwar nie gesagt, aber es störte sie nicht im Mindesten, sich ihren Onkel als Alleinherrscher Roms vorzustellen. »Ich werde mir diesen Fulvius und seine Vergangenheit mal gründlich anschauen. Irgend jemand hat ihn vorgeschickt, und wenn wir wissen wer, wissen wir auch, wie wir ihn zu bekämpfen haben.«
»So sehr ich Sallustius auch verabscheue«, entgegnete ich, »bin ich beinahe so weit, seinen Rat zu befolgen und diesem Bastard ein Bestechungsgeld anzubieten, damit er mich in Ruhe lässt.«
»Wer auch immer Fulvius zu seiner Attacke gegen dich angestiftet hat, dürfte diese Möglichkeit bedacht haben«, wandte Julia ein. »Und ihm etwas angeboten haben, das mehr wert ist als jedes Bestechungsgeld.«
»Es gibt nur zwei Dinge, die wertvoller sind als Geld«, stellte ich klar. »Ehre und ein öffentliches Amt, und wenn er so weiter macht wie bisher, dürfte ihm wohl beides niemals zufallen.«
»Nicht jeder hat die gleichen Wertmaßstäbe«, gab Julia zu bedenken. »Schließlich entstammt nicht jeder einer ehrwürdigen römischen Familie.« »Das ist wohl wahr«, stimmte ich ihr zu. »Wir müssen heraus finden, wer dieser Mann ist. Leider bleibt uns dafür nicht besonders viel Zeit.« Sie warf einen Blick auf das durch die Tür des Tricliniums hereinfallende Sonnenlicht. »Es ist noch nicht spät. Ich glaube, ich werde Fulvia einen Besuch abstatten. Soweit ich gehört habe, lebt sie immer noch im Haus von Clodius. Die Damen der Gesellschaft haben sie derart brüskiert, dass sie mich sicher gerne empfängt.«
»Wenn du dich dieser Frau näherst, musst du gut auf dich aufpassen!«, warnte ich sie. »Nimm ein paar von meinen
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