Im Namen Caesars
Klienten mit, am besten die ehemaligen Legionäre und ein paar kräftige Schläger.«
»Eine Julierin benötigt keine Leibgarde«, entgegnete sie entrüstet. Als Nichte Caesars glaubte sie über eine Art unsichtbaren Panzer zu verfügen, der sie beschützte, wohin auch immer sie ging. Ich hingegen sah darin eher eine zwischen ihren Schulterblättern angebrachte Zielmarkierung für Bogenschützen.
Als ich das Haus meines Vaters erreichte, ging gerade die Sonne unter. Hermes begleitete mich. Unterwegs hatte ich bei ein paar Freunden hereingeschaut - alles hochgestellte Männer, die sich eines untadeligen Rufes erfreuten und auf deren Unterstützung ich mich verlassen konnte. Vor dem Tor drängte sich eine ansehnliche Menge von Sklaven, Klienten und Anhängern der wichtigen Männer, die sich drinnen bereits versammelt hatten.
Während ich auf das Tor zuging, wurde eine luxuriöse Sänfte herbei getragen. Drinnen saß Quintus Hortensius Hortalus, der wegen seines Alters, seiner Gebrechlichkeit, aber auch auf Grund seiner Beleibtheit schon längst nicht mehr imstande war, größere Strecken zu Fuß zu bewältigen. Er hatte bereits seinen gestreiften Augurenumhang angelegt und trug den Lituus, jenen Krummstab, der zur Ausstattung seines heiligen Amtes gehörte. Begleitet wurde er von dem berühmten Appius Claudius Pulcher, der sich nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in diversen Ämtern ausgezeichnet hatte. In diesem Jahr kandidierte er als Censor, und es bestand nicht der geringste Zweifel, dass er gewählt werden würde. Obwohl er der ältere Bruder von Clodius war, hatte er, zumindest was den Charakter anging, nichts mit diesem gemein, weshalb mich mit ihm eine herzliche Beziehung verband.
Drinnen war schon ein ordentlicher Brocken senatorischer Macht versammelt. Ich muss allerdings einschränkend hin zu fügen, dass sich die wahren Machthaber woanders befanden, nämlich in Gallien und Parthien. »Glückwunsch, Hortensius!«, rief Metellus Scipio, als wir den Raum betraten. »Was für eine hervorragende Idee, bei dem Disput heute Nachmittag das unaussprechliche Jahr zu erwähnen. Das hat gesessen! Stimmt die Geschichte eigentlich?«
»Aber ja«, erwiderte Hortalus bestimmt. »Wenn es um juristische Präzedenzfälle geht, würde ich nie die Unwahrheit sagen. Ich wünschte, so eine Vorlage würde mir auch vor Gericht hin und wieder mal geboten.« »Ich habe mich über die Rede dieses Fulvius ziemlich gewundert«, schaltete ich mich ein. »Mal abgesehen davon, dass er sich der Worte angesehener und ehrwürdiger Männer bedient und sie als seine eigenen ausgibt - woher mag er sie überhaupt kennen?«
»Der große Gelehrte für die Rechtswissenschaft jener Zeit ist Aulus Sulpicius Galba«, erwiderte Hortalus. »Er ließ all seine Studenten die Reden des Billienus auswendig lernen.«
»Hast du gerade die Vergangenheitsform benutzt?«, hakte ich nach. »Er hat Rom vor mindestens zwanzig Jahren verlassen«, erklärte Hortalus. »Hier lässt er sich nur noch äußerst selten blicken. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er jetzt in Baiae Vorlesungen hält und zum Duumvir der Stadt gewählt wurde.«
»Wenn ich der wichtigste Mann von Baiae sein könnte, wäre ich vermutlich auch nicht in Rom«, entgegnete ich. »Aber nun gut, das macht Sinn. Fulvius stammt aus Baiae, dann wird er wohl bei Galba Rechtswissenschaft studiert haben.«
»Von den hier Versammelten wissen die meisten so gut wie gar nichts über ihn«, meldete sich mein Vater zu Wort. »Er ist erst seit ein paar Monaten in der Stadt, wenn überhaupt.«
»Appius«, wandte sich Creticus, eine riesige Weinschale schwenkend, an Clodius' Bruder, »nicht dass ich irgendwelche Familienskandale ausgraben möchte - aber weißt du vielleicht etwas über diesen Mann? Er ist immerhin ein angeheirateter Verwandter von dir.«
»Ich habe heute zum ersten Mal von ihm gehört«, erwiderte Appius Claudius. »In den vergangenen Jahren hatte ich kaum Kontakt zu meinem Bruder, und mit dessen Frau hatte ich so gut wie gar nichts zu tun. Dieser Bruder meiner Schwägerin hat mich nie um Unterstützung gebeten, und ich hätte ihm auch keine gewährt, wenn er es getan hätte.«
Ein Getränke servierender Sklave kam an meinem Platz vorbei, und ich nahm mir einen Becher. Erfreulicherweise war der Wein nicht so stark verwässert wie der, den Julia mir hingestellt hatte.
»Marcus Cato kann heute Abend leider nicht kommen«, erklärte Scipio. »Aber er hat sich
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