Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)
du tatsächlich eine halbe Beaufort bist. Und wenn du vom Blut her keine halbe Carmichael bist …«
»Ja, Mama«, sagte Bree. Sie und Antonia hatten im Laufe ihrer Kindheit unzählige Geschichten über die Carmichaels gehört. Die Familie ihrer Mutter war so bekannt wie ein bunter Hund.
» … dann bist du es durch das Band meiner Liebe zu dir.« Sie küsste Bree zärtlich.
»Was weißt du über meine Mu … die Frau meines Onkels?«, fragte Bree. »Gibt es Bilder von ihr? Weißt du, woher sie stammte?«
»Er hat ihr versprochen, fest versprochen, all das auf sich beruhen zu lassen«, erwiderte ihre Mutter, »und wir haben uns damit einverstanden erklärt. Andernfalls hätte er dich uns nicht überlassen. Und wir wollten so gern ein Baby haben, Liebling. Vor allem aber wollten wir dich . Du warst solch ein entzückendes kleines Ding.«
Francesca stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. Bree ging es kaum anders.
»Wenn du also Fragen hast, werden wir versuchen, sie zu beantworten, obwohl …« Francesca biss sich auf die Unterlippe und presste sich die Handrücken gegen die Augen. »Ich geh schnell mal ins Badezimmer, um mir das Gesicht zu waschen. Bin gleich wieder da.«
Royal blickte Francesca hinterher. Er sah aus, als hätte er alles darum gegeben, sie begleiten zu können. Mit Gefühlen hatte er sich schon immer schwergetan. »Lass uns einfach so tun, als sei dies ein Rechtsfall«, schlug Bree vor.
Royals Hand schloss sich fester um sein Glas. Trotzdem sagte er: »Gute Idee. Ich werde versuchen, ein bisschen objektiver zu sein.« Er lächelte sie schief an. »Obwohl das schwierig ist.«
»Für mich auch.«
»All das ändert überhaupt nichts«, fuhr er fort. »Wir sind deine Eltern. Das sind wir, seit du zwei Tage alt warst.«
»Daran wird sich auch niemals etwas ändern«, bestätigte Bree.
Die Luft war mit unausgesprochenen Fragen geschwängert. »
«Bedauerst du es, dass wir dir das alles nicht schon früher erzählt haben?«, fragte Royal.
Diese Indirektheit war so typisch für ihren Vater, dass Bree lachen musste. »Bedauern wäre zu viel gesagt. Aber ich möchte sehr gern mehr erfahren, Daddy.«
Er legte seine Hand auf die ihre. »Es war eine seltsame Situation. Franklin hatte für sein Verhalten seine Gründe, offenbar sehr zwingende Gründe. Und die Bedingung, die er gestellt hat – dass wir dir nur dann alles verraten, wenn du danach fragst –, war natürlich rechtlich nicht bindend. Aber er hat mich gebeten, ihm mein Wort zu geben, und das habe ich getan.« Sein Gesicht wurde ganz weich. »Wir beide haben dich von dem Moment an geliebt, da Leah dich deiner Mutter übergeben hat. Wir hätten nahezu alles versprochen, um dich behalten zu können.«
»So hieß sie also? Leah?«
»Ja.«
Schweigen trat ein, das keiner von ihnen brach. Ihr Vater hing seinen Gedanken nach. Bree dachte über diese junge Frau nach, deren Ebenbild sie war und die entschlossen dafür gesorgt hatte, dass ihre Tochter von etwas ferngehalten wurde. Die Frage war nur, wovon.
»Warum die Geheimniskrämerei?«, fragte Bree schließlich. »Warum durftet ihr mir nichts erzählen?«
»Keine Ahnung«, gab ihr Vater zu. »Das war eben der Preis, den wir dafür bezahlen mussten, dass wir dich behalten durften. Und ehrlich gesagt, wir hatten die ganze Sache, die fast dreißig Jahre zurückliegt, schon mehr oder weniger vergessen. Erst als Franklin starb und ich sein Testament eröffnete, fiel sie uns wieder ein. Wir waren glücklich. Wir sind es immer noch. Es schien keine Notwendigkeit zu bestehen, in der Vergangenheit herumzustochern.«
»Bei der Eröffnung von Onk … von Franklins Testament?«, hakte Bree nach. »In dem er mir seine Kanzlei vermachte?«
Sascha legte mit einem lauten Seufzer den Kopf auf die Pfoten und schloss die Augen. Bree sah ihn stirnrunzelnd an. Dann beugte sie sich nach unten und streichelte ihm die Nase. Er öffnete die Augen, leckte ihr über die Wange und gähnte. »Ja«, sagte Bree. Sie richtete sich auf und sah ihren Vater an. Er würde immer ihr Vater sein, ganz gleich, was sich in der Vergangenheit zugetragen hatte. »Wir haben von Onkel Franklins Testament gesprochen.«
»Ich war, wie du weißt, der Testamentsvollstrecker. Ursprünglich sah sein Testament vor, dass sein Vermögen unter der Bethel-Synagoge, der hiesigen Moschee und der St. Peter’s Kirche aufgeteilt werden sollte. Dir wollte er nichts hinterlassen. In der Woche vor seinem Tod fügte er seinem Testament
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