Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)
zu segeln.
»Ich kann Ihnen keine Stelle als Jurist anbieten«, stellte Bree entschuldigend fest.
Er hob seine dicke Hand. »Natürrlich können Sie das nicht! Und ich, ich kann hierr in Ihrem Land nicht als Rrechtsanwalt arbeiten, zumindest noch eine ganze Weile nicht. Nein, nein. Ich bin gekommen, um als Assistent für Sie zu arbeiten.«
»Noch eine ganze Weile nicht, sagen Sie? Heißt das, dass Sie hier Jura studieren?«
»Ja. Nachts. Glücklicherrweise kann ich Englisch besser lesen als sprechen.« Er hob das Kinn. »Ah. Wie ich höre, ist jemand an der Tür. Vielleicht der Postbote?«
Bree sprang auf. In der Tat klopfte es leise an der Haustür. Office Max sollte die Sachen, die sie bestellt hatte, jedoch erst morgen liefern. Und Ronald Parchese hatte seinen Termin um vier Uhr; jetzt war es aber erst kurz nach zwei.
Bree öffnete die Haustür, vor der zwei Männer mit der Aufschrift DASHETT DELIVERY auf dem Overall standen. Der, dessen Namensschildchen ihn als »Eustace« auswies, hielt ein Klemmbrett in der Hand, das er ihr entgegenstreckte. »Mrs. Winston-Beaufort?«
» Miss Beaufort, ja«, sagte sie, während sie den Lieferschein unterschrieb. »Das ist ja großartig. Ich habe Sie erst morgen erwartet. Bitte tragen Sie den Schreibtisch dort hinein. Die Aktenschränke kommen ins Esszimm … ich meine, in den Sitzungsraum.«
»Einen Schreibtisch haben wir nicht, Madam«, sagte Eustace. »Wir haben Kartons, wir haben Bücherregale, aber keinen Schreibtisch.«
Bree runzelte die Stirn und suchte auf dem Lieferschein nach dem Absender. Professor Cianquino. »O nein«, sagte sie.
»Sind das nicht Ihre Sachen?«, fragte Eustace ebenso geduldig wie gleichgültig.
»Es sind nicht meine Sachen«, gab Bree ärgerlich zurück. »Aber es sind Sachen, die man mir zugeschickt hat. Vermutlich wäre es unhöflich, sie zurückzuschicken. Würden Sie die Kartons bitte in die Küche, ich meine, in den Aufenthaltsraum bringen? Und die Bücherregale können Sie an die Wand gegenüber vom Kamin stellen. Ich hätte ohnehin welche gebraucht.«
»Ihre juristische Bibliothek ist eingetroffen«, sagte Petru Lucheta, indem er sich mühsam erhob. »Wunderbar. Ich kann natürrlich auch mit einem Computer umgehen, aber es ist viel schönerr, Bücher zu benutzen.«
Er und Bree traten zur Seite, als Eustace und sein Kollege die Kartons auf Sackkarren hereinbrachten.
»Eine juristische Bibliothek als solche habe ich eigentlich nicht«, gestand Bree. »Ich habe ein paar Nachschlagewerke wie Black’s und einige meiner Lehrbücher von der Universität, aber für Recherchen greife ich immer auf Lexis zurück. Das hier …«, sie zeigte auf die Pappkartons, die in den Aufenthaltsraum gerollt wurden, » … ist ein Geschenk von einem alten Freund, einem emeritierten Juraprofessor, der die Bücher von meinem Onkel bekommen zu haben scheint. Eher eine Kuriosität. Außerdem habe ich eigentlich keinen Platz dafür«, fügte sie frustriert hinzu.
Petru, der dem letzten Teil von Brees Ausführungen gar nicht mehr zugehört hatte, gebot Eustace Einhalt, nahm einen der Bände aus dem zuoberst liegenden Karton und warf einen Blick auf den Buchrücken. »Ah! Wie ich gehofft hatte! Das Corpus Juris Ultimum «, setzte er hinzu, »finden Sie nicht bei Lexis. Zumindest noch nicht.«
Bree schloss die Augen. Sie hörte, wie Petru in die Küche hinkte. »Oje!«, rief er. »Das ist ja garr nicht die latei nische Fassung! Na ja, irgendwie werden wir schon zurechtkommen, liebe Bree!«
»Sind Sie auch aus Russland?«, fragte Bree Ronald Parchese einige Stunden später mit ängstlicher Stimme.
»Aus Russland?«, fragte er noch ängstlicher zurück. »Nein. Muss ich das sein, um den Job zu bekommen?« Ronald war schlank, ohne dürr zu sein, und hatte jenes propere Aussehen, das ihre Mutter immer veranlasste, sehnsüchtig von Enkelkindern zu reden: blonde Haare, helle Haut, hellblaue Augen und ein jungenhaftes Gesicht. Elegant war er außerdem; seine schwarze Hose war gut geschnitten, sein gestreiftes Hemd makellos. Ihm gegenüber kam sich Bree in ihrem Allzweckhosenanzug und ihrem weißen T-Shirt richtig schäbig vor.
»Ich habe nicht gemeint, ob Sie tatsächlich Russe sind«, sagte sie, was ihn noch mehr verwirrte. »Ich wollte nur wissen, ob Sie wie ich aus den Südstaaten stammen oder von irgendwo anders nach Savannah gekommen sind. Aber wie Sie sagen, haben Sie Ihr ganzes Leben in Savannah verbracht, ja?«
»Jede Sekunde davon, Miss Beaufort.
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