Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)
etwas angetan hatte, etwas, das sie gar nicht bemerkt hatte.
Plötzlich wurde sie von Wut gepackt. Den Hund in den Armen, erhob sie sich. Ob sie wohl zum Kampf hätte antreten können, wenn sie eines von Gabriels Schwertern in der Hand gehabt hätte? Das widerwärtige Licht war inzwischen schulterhoch und wogte mit unaufhaltsamer Kraft zielstrebig auf sie zu.
Sie wich zurück.
Das Licht folgte ihr.
Rückwärts ging sie durch die Küche bis zur Hintertür, wo sie mit der einen Hand hinter sich herumfummelte, um den Riegel zurückzuschieben, während sie mit der anderen den völlig verängstigten Hund festhielt, der sich dies alles klaglos gefallen ließ.
Das grässliche Licht rotierte und fing an, sich zu verdichten, als Bree undeutlich eine riesige gehörnte Gestalt wahrnahm.
Rufen Sie nach mir, Bree!
Ein enormes, grauenhaftes Gewicht presste ihr das Herz zusammen.
Rufen Sie nach mir, Bree!
Sie holte tief und zittrig Luft.
JETZT!
»Striker!«, schrie Bree. »STRIKE-E-E-E–R!«
Ein Donnerschlag zerriss die Luft wie ein gewaltiger Bronzehammer.
Es gelang ihr, die Tür zu öffnen und in die kühle Nacht hinauszustolpern. Von der Küchentür führte ein schmaler, mit Brettern ausgelegter Pfad zur Vorderveranda. Nachdem Bree die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, sank sie auf die Knie. Sascha befreite sich aus ihren Armen, stellte sich vor sie und leckte ihr eifrig das Gesicht. Bree setzte sich mit dem Rücken gegen das Geländer und starrte zum Abendhimmel hoch. Über ihr zogen die Sterne ihre Bahn, deren Helligkeit jedoch von den Beleuchtungen der Geschäfte in der River Road, zwölf Meter unter ihr, übertroffen wurde.
»Da sind Sie ja, Liebes!« Ronald überquerte die kleine Brücke, die den Factor’s Walk mit ihrem Haus verband – und er war doch real, nicht wahr? Mit seinen nach vorn gekämmten Haarsträhnen, die verbergen sollten, dass sein Haaransatz zurückwich, seinen eleganten Halbschuhen und seinem makellosen gestreiften Hemd. Antonia trottete mit einer großen Papiertüte in der Hand hinter ihm her. Sie blickte nach unten zur River Road und rief jemandem fröhlich etwas Freches zu.
»Oje, oje«, sagte Ron leise. Er beugte sich nach unten und nahm Bree in die Arme. Er roch nach Seife und Wäschestärke. »Wir haben etwas Schlimmes erlebt, nicht wahr? Ich hätte Sie nicht so lange allein lassen dürfen, aber ich dachte, bei diesem knackigen Lieutenant wären Sie sicher.«
Bree stellte mit einiger Bestürzung fest, dass sie schluchzte. Ron zog sie sanft hoch. Dann drehte er sich um, sodass sein hochgewachsener Körper sie Antonias Blick entzog. »Tonia, Liebes, wir haben das Eis vergessen.«
»Nein, das haben wir nicht. Sie haben gesagt, das mache zu dick.«
»Na, ein Mädchen kann doch mal seine Meinung ändern, oder? Seien Sie so lieb und holen Sie schnell noch welches. Und lassen Sie die Krabben hier.«
»Bist du das, Bree? Was machst du denn hier draußen?«
»Sie geht mit Sascha spazieren, was denn sonst? Tonia, je eher Sie das Eis holen, desto eher können wir essen. Ich bin schon am Verhungern.«
»Okay, okay. Aber«, fügte sie im Gehen hinzu, »von dem Geld, das du mir gegeben hast, Schwesterherz, wird dann wohl nichts mehr übrig sein!«
Ron wartete, bis Antonia über die Brücke zurückgegangen war, und sagte: »Na, dann wollen wir mal.«
»Ich will nicht wieder ins Haus«, flüsterte Bree.
»Aber natürlich wollen Sie wieder ins Haus«, entgegnete Ron energisch. »Ich werde vorgehen und nach dem Rechten sehen, okay? Sie bleiben so lange mit Sascha hier.«
»Aber Ron … Sie wissen nicht …«
Das Haus war in Halbdunkel getaucht, da das Licht der Laternen es nur unzulänglich beleuchtete. Ron stand vor ihr und sah sie freundlich an, während sein helles Haar sanft schimmerte. Bree war so durcheinander, dass sie sich einbildete, er sei zur Hälfte in ein Paar gefiederter Flügel gehüllt, die ihm vom Kopf bis zu den Füßen reichten. »Ich weiß, was Sie heimgesucht hat«, sagte er mit ruhi ger Stimme. »Was ich aber nicht weiß, ist, warum .« Nachdem er einen Moment lang reglos dagestanden hatte, sagte er: »Warten Sie hier.«
Er blieb nicht lange weg. Inzwischen hatte sich Bree wieder gesammelt. Sie schob die Überreste ihrer Angst wie einen Haufen Müll beiseite. Sascha wirkte bedrückt, war aber körperlich unversehrt. Er fing allmählich damit an, mit dem gebrochenen Bein aufzutreten, und die Wunden an seinen Flanken und auf seiner Brust vernarbten
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