Im Namen der Engel
sein Lächeln wieder ein. »Wir nehmen den Fahrstuhl. Sie sehen ein bisschen benommen aus.« Er schob seine Hand unter ihren Ellbogen, was Bree sich gefallen ließ, da sie nicht so radikal sein wollte, ihn abrupt abzuschütteln. Sascha folgte ihnen mit demselben Desinteresse, das er schon zuvor an den Tag gelegt hatte.
Der Fahrstuhl machte ruckartig im Souterrain halt. Bree zuckte zusammen, weil sie plötzlich einen stechenden Schmerz im Kopf verspürte.
»Sie sollten diese Beule vielleicht von einem Arzt untersuchen lassen, Bree. Sie sehen ein bisschen blass um die Nase aus, wenn ich das mal so offen sagen darf.«
Bree trat aus der Kabine, wobei Fairchild endlich ihren Arm losließ. »Warum haben Sie eigentlich hier herumgeschnüffelt?«, fragte er freundlich. »Spielen Sie vielleicht mit dem Gedanken, eine der Wohnungen zu kaufen? Vermutlich könnten wir Ihnen da ein günstiges Angebot machen, denn schließlich sind Sie die Tochter eines alten …«
»Ich glaube, wir sollten nicht auf dem Freundschaftsthema herumreiten«, entgegnete Bree bissig, »mag es diese Freundschaft nun geben oder nicht. Ich habe mir gerade die Wand hier angesehen, als jemand – eigentlich glaube ich, dass es mehr waren als nur einer – sich von hinten an mich herangeschlichen und mir eins über den Kopf gegeben hat.« Bree ging zu Skinners Parkplatz hinüber und blieb abrupt stehen. Das Schild war noch da. Der Druckluftkompressor ebenfalls. Wer immer sie niedergeschlagen hatte, hatte es also nicht auf diese Beweisstücke abgesehen. Sie schloss die Augen, da ihr plötzlich wieder schwindlig wurde.
Vielleicht lag sie auch völlig falsch.
»Haben Sie die Typen denn gesehen?« Fairchild stand ein gutes Stück von ihr und von der Stelle entfernt, an der, soviel Bree wusste, immer noch Skinners Geist lauerte. »Haben sie Ihnen die Handtasche entrissen? Ihr Portemonnaie durchwühlt? Ihre Kreditkarten und so gestohlen?« Er ließ den Blick über ihren Regenmantel, ihr T-Shirt und ihre Jeans gleiten. »Oder Schmuck?«, fragte er mit skeptischer Stimme.
»Es war kein Raubüberfall.« Stirnrunzelnd betrachtete Bree das Schild. Jemand – vermutlich Fairchild selbst, der sich ja im Clubhaus und somit in der Nähe befunden hatte – hatte sie niedergeschlagen, um sie daran zu hindern, die Beweisstücke an sich zu nehmen. Und trotzdem waren die Beweisstücke noch da.
»Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus, Bree.« Sam Hunter kam die Rampe heruntergeschlendert. Vom Regen schimmerte sein Haar feucht. Er hatte den lässigen Gang eines Mannes, der wusste, was Sache war. Er lächelte ihr zu. Bree wurde erneut schwindlig, sie geriet leicht ins Schwanken. Er packte sie beim Arm. Im Gegensatz zu Fairchilds feuchtem Griff war seine Hand warm und kräftig. Sanft berührte er ihren Kopf. »Das sieht ziemlich übel aus.«
»Mir geht’s aber gut.« Sie machte sich von ihm los.
»Tatsächlich? Wenn wir hier fertig sind, werde ich Sie trotzdem zu einem Arzt bringen. Also, was ist passiert?«
Bree ging zu dem Parkplatz und drehte sich den beiden Männern zu. »Ich bin davon überzeugt, dass Benjamin Skinner genau hier getötet wurde.«
»Das ist doch Schwachsinn«, sagte Fairchild. »Sie haben Ihren armseligen Verstand verloren. Ich habe gesehen, wie Bennie Skinner gestorben ist.« Er wies mit dem Kopf auf Sam. »Das kann er Ihnen bestätigen. Ich war heute Vormittag bei der Polizei, um eine Aussage zu machen. Ich war mit meinem Boot draußen, keine fünfhundert Meter von der Sea Mew entfernt, und habe ganz deutlich gesehen, wie Bennie über Bord fiel.«
»Falls Sie überhaupt etwas gesehen haben, dann wie Skinners Leiche über Bord fiel«, insistierte Bree. »Ich glaube, dass er hier getötet wurde und seine Lungen mit dem Meerwasser aus Ihrem Swimmingpool gefüllt waren.«
»Sie glauben, jemand habe ihn in meinem Swimmingpool ertränkt?« Er räusperte sich und spuckte auf den Boden. »Einen solchen Unsinn habe ich noch nie im Leben gehört.«
Bree schüttelte den Kopf. »Er hatte einen Herzanfall. Einen künstlich hervorgerufenen, dessen bin ich mir ziemlich sicher. Hier ist er zu Boden gestürzt …« Sie zeigte auf die Stelle, an der Skinners Geist ihr erschienen war. »Und als er tot war, hat der Mörder Meerwasser aus dem Pool geholt, ihm diese Plastikröhre in den Hals geschoben und ihm damit das Wasser in die Lungen gepumpt.« Sie wies auf den Druckluftkompressor. Dann sah sie Sam an. »Ich wette mit Ihnen um fünfzig Dollar, dass
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