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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nicht Pennen selbst? Auf diese Weise verstößt er vermutlich gegen kein Gesetz.«
    Bruce lächelte. »Mairie, du brauchst nicht gegen ein Gesetz zu verstoßen, um in der Politik Schwierigkeiten zu bekommen.«
    Sie funkelte ihn an. »Da steckt doch noch etwas anderes dahinter, stimmt’s?«
    »Könnte sein«, antwortete er und biss in eine weitere Toastscheibe.

Seite vier
    Der letzte Stoß

Freitag, 8. Juli 2005

22
    Die Titelseiten zeigten ein Blutbad. Große Farbfotos von dem roten Londoner Doppeldeckerbus. Überlebende, die voller Blut und Ruß waren, leere Augen. Eine Frau, die sich eine große weiße Kompresse vors Gesicht hielt. In Edinburgh herrschte eine posttraumatische Atmosphäre. Der Bus in der Princes Street, der mit dem verdächtigen Päckchen, war abgeschleppt worden, nachdem man eine kontrollierte Explosion herbeigeführt hatte. Mit der Einkaufstasche, die in einem der nahe gelegenen Kaufhäuser stehen gelassen worden war, hatte man es genauso gemacht. Ein paar Glasscherben auf der Straße und ein paar Blumenrabatten, die noch die Spuren der Ausschreitungen vom Mittwoch trugen. Aber all das schien schon so lange zurückzuliegen. Die Leute hatten ihre Arbeit wieder aufgenommen, Bretter waren von den Fenstern entfernt und Absperrelemente auf Tieflader gestapelt worden. Auch die Schar der Demonstranten in Gleneagles löste sich allmählich auf. Tony Blair war gerade rechtzeitig zur Abschlusssitzung von London zurückgeflogen. Reden würden gehalten und Dokumente unterzeichnet werden, aber die Menschen schienen unschlüssig, was sie davon halten sollten. Die Bomben in London hatten den perfekten Vorwand geliefert, die Handelsgespräche zu verkürzen. Es würde zusätzliche Entwicklungshilfe für Afrika geben, aber nicht so viel, wie die Gipfelgegner gefordert hatten. Bevor die Politiker sich der Armutsbekämpfung widmen konnten, hatten sie einen dringenderen Feldzug zu führen.
    Rebus legte die Zeitung zusammen und warf sie auf den kleinen Tisch neben seinem Stuhl. Er saß im Flur in der obersten Etage des Polizeipräsidiums der Lothian and Borders Police in der Fettes Avenue. Die Aufforderung, hier zu erscheinen, hatte er bekommen, als er gerade aufstand. Die Sekretärin des Chief Constable war hartnäckig geblieben, als Rebus versucht hatte, den Zeitpunkt hinauszuzögern.
    »Sofort«, hatte sie verlangt. Weshalb Rebus nur kurz haltgemacht hatte, um sich einen Kaffee, ein Stück Gebäck und eine Zeitung zu besorgen. Den letzten Bissen seines Donut hielt er noch in der Hand, als James Corbyns Tür aufging. In der Annahme, dass sie hineingehen würden, stand Rebus auf, aber Corbyn schien es vorzuziehen, gleich hier draußen im Flur mit ihm zu sprechen.
    »Ich dachte, Sie hätten eine faire Warnung erhalten, DI Rebus – Sie waren von dem Fall abgezogen.«
    »Ja, Sir«, stimmte Rebus ihm zu.
    »Aber?«
    »Nun ja, Sir, ich wusste, dass ich nicht an dem Auchterarder-Fall arbeiten durfte, dachte aber, ich könnte ein paar offene Fragen in Bezug auf Ben Webster klären.«
    »Sie waren vom Dienst suspendiert.«
    Rebus schaute verblüfft. »Nicht nur von dem einen Fall?«
    »Sie wissen ganz genau, was eine Suspendierung bedeutet.«
    »Tut mir leid, Sir – ich werde langsam alt.«
    »Das stimmt allerdings«, höhnte Corbyn. »Sie befinden sich bereits im besten Pensionsalter. Ich frage mich, warum Sie überhaupt noch hier sind.«
    »Nichts Besseres zu tun, Sir.« Rebus machte eine Pause. »Übrigens, Sir, ist es ein Verbrechen, wenn ein Wähler seinem Abgeordneten eine Frage stellt?«
    »Er ist Handelsminister, Rebus. Das heißt, er hat das Ohr des Premierministers. Heute geht der G8-Gipfel zu Ende, und in diesem Stadium wollen wir uns nicht noch einen Rüffel einhandeln.«
    »Na, ich habe keinen Grund, den Minister noch einmal zu belästigen.«
    »Ganz richtig – und wo wir schon dabei sind, jemand anderen auch nicht. Das ist Ihre letzte Chance. Bis jetzt könnten Sie noch mit einem Verweis davonkommen, aber wenn Ihr Name noch ein einziges Mal auf meinem Schreibtisch landet …« Um die Wirkung seiner Worte zu verstärken, drohte er ihm mit dem Finger.
    »Botschaft erhalten, Sir.« Rebus’ Handy fing an zu klingeln. Er zog es aus der Tasche und prüfte die Nummer: niemand, den er kannte. Er hielt sich das kleine silberne Kästchen ans Ohr.
    »Hallo?«
    »Rebus? Hier ist Stan Hackman. Wollte Sie eigentlich gestern anrufen, aber nach allem, was passiert ist …«
    Rebus spürte, dass Corbyns Blick auf ihm

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