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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ruhte. »Ich rufe dich gleich zurück, mein Schatz, versprochen«, hauchte er ins Telefon. Er gab noch ein Kussgeräusch von sich und brach das Gespräch ab. »Meine Freundin«, erklärte er Corbyn.
    »Tapfere Frau«, meinte Corbyn und öffnete die Tür zu seinem Büro.
    Sitzung beendet.
     
    »Keith?«
    Siobhan saß in ihrem Auto, das Fenster heruntergedreht. Keith Carberry ging auf die Tür der Billardhalle zu. Sie öffnete um acht Uhr. Um auf der sicheren Seite zu sein, war Siobhan schon seit Viertel vor acht hier und hatte Arbeiter dabei beobachtet, wie sie lustlos zur Bushaltestelle trotteten. Sie winkte ihn zu sich her. Er blickte sich um, als fürchtete er einen Hinterhalt. Unter dem Arm trug er einen schmalen schwarzen Koffer – sein eigenes Queue. Siobhan schätzte, dass er ihn im Fall des Falles auch als Waffe einsetzen würde.
    »Ja?«, sagte er.
    »Erinnerst du dich an mich?«
    »Ich riech den Braten schon von weitem.« Er hatte sich die Kapuze seines marineblauen Oberteils über die Baseballmütze gezogen, genau wie auf den Fotos. »Ich wusste, dass ich dich wiedersehen würde – an dem Abend warst du ja schon rattenscharf auf mich.« Wie zur Bekräftigung fasste er sich in den Schritt.
    »Wie war’s vor Gericht?«
    »Reizend.«
    »Anklage wegen Landfriedensbruchs«, zitierte sie. »Gegen Kaution freigelassen mit der Auflage, der Princes Street fernzubleiben und sich täglich im Polizeirevier Craigmillar zu melden.«
    »Stellst du mir nach? Ich hab von Frauen gehört, die richtig besessen werden.« Er lachte und streckte sich. »Sind wir hier fertig?«
    »Wir fangen gerade erst an.«
    »Prima.« Er wandte sich ab. »Dann sehen wir uns drinnen.«
    Sie rief erneut seinen Namen, aber er ignorierte sie. Riss die Tür auf und betrat die Billardhalle. Siobhan kurbelte ihr Fenster hoch, stieg aus und schloss ihr Auto ab. Folgte ihm in Lonnie’s Pool Academy – »Die besten Tische in Restalrig«.
    Der Raum war schwach beleuchtet und dunstig, als würde er nie richtig geputzt. An zwei Tischen wurde bereits gespielt. Carberry steckte Münzen in einen Getränkeautomaten und zog sich eine Dose Cola. Siobhan konnte keine Angestellten sehen, was bedeutete, dass sie wahrscheinlich selbst spielten. Kugeln klackerten und fielen in Taschen. Das Fluchen nach jedem Stoß schien obligatorisch zu sein.
    »Du hast vielleicht ein Schwein!«
    »Von wegen Schwein. Die Sechs in die obere Ecke, und jetzt aufgepasst, du Macker.«
    »Tittenalarm!«
    Vier Augenpaare wandten sich Siobhan zu. Nur Carberry ignorierte sie und trank weiter seine Cola. Im Hintergrund lief ein Radio mit leicht gestörtem Empfang.
    »Kann ich was für dich tun, Süße?«, fragte einer der Spieler.
    »Ich möchte ein paar Partien spielen«, antwortete sie und reichte ihm einen Fünfpfundschein. »Kannst du mir rausgeben?«
    Er war noch ein Teenager, hatte aber offensichtlich die Frühschicht. Er nahm ihr den Schein ab, schloss die Kasse hinter der Essenstheke auf und zählte zehn Fünfzigpencestücke ab.
    »Billige Tische«, sagte sie zu ihm.
    »Scheißtische«, verbesserte sie einer der Spieler.
    »Halt die Klappe, Jimmy«, schnauzte der Teenager ihn an. Aber Jimmy kam jetzt richtig in Fahrt.
    »Hey, Süße, hast du den Film Angeklagt gesehen? Wenn du meinst, du wärst Jodie Foster, können wir dafür sorgen, dass die Tür verriegelt ist.«
    »Wage es, und du bist der Erste, der die Beine in die Hand nimmt«, blaffte Siobhan zurück.
    »Beachte ihn einfach gar nicht«, riet ihr der Teenager. »Wenn du willst, spiele ich eine Partie mit dir.«
    »Sie will gegen mich antreten«, rief Keith Carberry, rülpste und zerquetschte die leere Dose in seiner Hand.
    »Vielleicht hinterher«, sagte Siobhan zu dem Teenager und begab sich zu Carberrys Tisch. Dort ging sie in die Hocke, um die Münze einzuwerfen. »Bau sie auf«, sagte sie zu ihm. Während Carberry mit dem Dreieck hantierte, suchte sie sich ein Queue aus. Die Lederspitzen waren abgenutzt, und Kreide war weit und breit keine zu sehen. Carberry hatte inzwischen seinen Koffer geöffnet und das zweiteilige Queue zusammengeschraubt. Er zog eine neue Kreide aus der Tasche und machte sich damit ans Werk. Danach wanderte der Würfel wieder in seine Tasche, und er zwinkerte ihr zu.
    »Wenn du sie willst, musst du sie dir hier rausholen. Knobeln wir um den Eröffnungsstoß?«
    Damit löste er schallendes Gelächter aus, aber Siobhan beugte sich schon über die weiße Kugel. Obwohl das rostfarbene Billardtuch an

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