Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
Kontakt zu bleiben, und ihr Londoner Freund betont hatte, sie könnten einander gern helfen, solange sie die Finger von der Irak-Geschichte lasse. Mairie hatte ihre noch frischen Notizen abgetippt und war dann durchs Wohnzimmer gehüpft, wo Allan vor Stirb langsam 3 hingefläzt lag – jetzt, wo er sein Heimkino besaß, schaute er sich seine ganzen alten Lieblingsfilme noch einmal an. Sie hatte ihn umarmt und für beide ein Glas Wein eingeschenkt.
»Was feiern wir?«, fragte er, nachdem er ihr ein Küsschen auf die Wange gegeben hatte.
»Allan«, sagte sie, »du warst doch im Irak … erzähl mir davon.«
Später in der Nacht war sie aus dem Bett geschlüpft. Ihr Handy piepte, das Zeichen dafür, dass sie eine SMS bekommen hatte. Der Absender war der Westminster-Korrespondent des Herald. Sie hatten bei einem Preisverleihungsdinner zwei Jahre zuvor nebeneinander gesessen, dem Mouton Cadet zugesprochen und sich in jeder Kategorie köstlich über die engere Auswahl amüsiert. Mairie hatte den Kontakt zu ihm aufrechterhalten, ihn genau genommen sogar recht attraktiv gefunden, obwohl er verheiratet war – glücklich verheiratet, so viel sie wusste … Sie saß auf der mit Teppich belegten Treppe, nur mit einem T-Shirt bekleidet, das Kinn auf den Knien, und las seine SMS.
Du hättest mir sagen sollen, dass du dich für Pennen interessierst. Ruf mich für weitere Infos an!
Sie hatte mehr als das getan. Sie war mitten in der Nacht nach Glasgow gefahren und hatte ihn dazu gebracht, sich in einem rund um die Uhr geöffneten Café mit ihr zu treffen. Das Lokal war voller betrunkener Studenten, die eher verschlafen als laut waren. Ihr Freund hieß Cameron Bruce – ein stehender Witz zwischen ihnen -, »der Name funktioniert in beide Richtungen«. Er kam in Sweatshirt und Jogginghose an, das Haar zerzaust.
»Morgen«, sagte er mit einem bedeutungsvollen Blick auf seine Armbanduhr.
»Das hast du dir selbst zuzuschreiben«, schalt sie ihn. »Darfst eben nicht kurz vor Mitternacht ein Mädchen anmachen.«
»Ach nee«, antwortete er. Das Blitzen in seinen Augen verriet ihr, dass der gegenwärtige Stand dieser glücklichen Ehe zu überprüfen wäre. Sie dankte Gott, dass sie nicht ein Treffen in einem Hotel arrangiert hatte.
»Dann spuck’s aus«, forderte sie ihn auf.
»Der ist gar nicht so schlecht«, antwortete er, während er an seinem Kaffee nippte.
»Ich fahre nicht durch halb Schottland, um mir schlechte Witze anzuhören, Cammy.«
»Warum dann?«
Darauf lehnte sie sich zurück und erzählte ihm von ihrem Interesse an Richard Pennen. Natürlich ließ sie so manche Einzelheit aus – Cammy war schließlich nicht nur ein Freund, sondern auch ein Konkurrent. Und er war klug genug zu wissen, dass ihre Story Lücken aufwies – jedes Mal, wenn sie zögerte oder ihre Meinung über irgendetwas zu ändern schien, huschte ein wissendes Lächeln über sein Gesicht. An einer Stelle musste sie ihre Geschichte unterbrechen, als das Personal einen aufmüpfigen neuen Kunden in die Mangel nahm. Alles geschah rasch und professionell, und schon fand der Mann sich auf dem Bürgersteig wieder. Er versetzte der Tür einige Tritte und dem Fenster ein paar Schläge, doch dann trottete er davon.
Sie bestellten noch einmal Kaffee und gebutterte Toastscheiben. Und dann war die Reihe an Cameron Bruce, ihr zu berichten, was er wusste.
Oder besser, was er vermutete – alles basierte auf Gerüchten, die kursierten. »Und ist deshalb mit der üblichen Vorsicht zu genießen.«
Sie nickte zustimmend.
»Parteienfinanzierung«, sagte er. Als Reaktion täuschte Mairie plötzliche Müdigkeit vor. Bruce lachte und erklärte ihr, das sei sogar ziemlich interessant.
»Was du nicht sagst!«
Wie sich herausstellte, überwies Richard Pennen private Spenden in beträchtlicher Höhe an die Labour Party. Daran war zunächst einmal nichts Verkehrtes, auch wenn seine Firma von Regierungsaufträgen profitierte.
»Das passiert auch mit Capita«, erläuterte Bruce, »und vielen anderen.«
»Willst du damit sagen, dass du mich bis hierher gelockt hast, um mir zu eröffnen, dass Pennen etwas völlig Legales und Korrektes tut?« Mairie klang alles andere als begeistert.
»Da bin ich nicht so sicher. Mr. Pennen spielt nämlich auf beiden Seiten des Netzes.«
»Indem er nicht nur Labour, sondern auch den Tories Geld gibt?«
»In gewisser Weise ja. Pennen Industries hat mehrere Feten und hohe Tiere der Torys gesponsert.«
»Aber das ist dann die Firma und
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