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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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während sie mit der Hand über Wylies Rücken strich. Wenn Denise imstande war, Gareth Tench zu töten, was mochte sie dann noch alles getan haben? Sie spürte, wie Ellen Wylies Körper sich anspannte und sie sich von ihr losmachte. Die Blicke der beiden Frauen trafen sich.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte Wylie leise.
    »Tatsächlich?«
    »Aber Denise hat sich Bestien-im-Visier nicht einmal angeschaut. Ich war diejenige, die sich dafür interessierte, nicht sie.«
    »Sie sind auch diejenige, die versucht, Gareth Tenchs Mörderin zu verstecken, Ellen. Vielleicht sind Sie es ja auch, die wir uns näher anschauen sollten, oder?« Siobhans Stimme war hart geworden, ebenso Wylies Gesicht, das sich jedoch einen Augenblick später zu einem bitteren Lächeln verzog.
    »Ist es das, was Sie am besten können, Siobhan? Womöglich sind Sie doch nicht so toll, wie die Leute glauben. Der Chief Constable mag Ihnen zwar den Fall übertragen haben, aber wie wir beide wissen, ist es eigentlich John Rebus’ Show … obwohl ich nicht glaube, dass dies Sie daran hindern wird, die Lorbeeren dafür zu ernten – immer vorausgesetzt, Sie können überhaupt ein Ergebnis vorweisen. Also los, klagen Sie mich an, wenn Ihnen der Sinn danach steht.« Sie streckte ihr die Handgelenke hin, so als erwartete sie, Handschellen angelegt zu bekommen. Dann, als Siobhan keine Reaktion zeigte, fing sie an, langsam und ohne jeden Humor zu lachen. »Nicht so toll, wie die Leute glauben«, echote sie.
    Nicht so toll, wie die Leute glauben …

26
    Rebus verlor keine Zeit auf der Straße nach Kelso. Es war nur dreizehn Kilometer entfernt. Keine Spur von Debbie in irgendeinem der Autos, die er sah.Was nicht hieß, dass sie Barclay nicht schon per Telefon kontaktiert hatte. Die Landschaft wäre beeindruckend gewesen, hätte er ihr ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Er raste an dem Schild vorbei, das umsichtige Fahrer in der Stadt willkommen hieß, und bremste scharf, als er seine erste Fußgängerin entdeckte. Sie war von Kopf bis Fuß in Tweed gekleidet und führte einen kleinen Hund mit Glupschaugen an der Leine.
    »Die Carlingnose Lane«, fragte Rebus. »Wissen Sie, wo die ist?«
    »Nein, tut mir leid.« Im Stadtzentrum versuchte er es erneut. Bekam von den ersten drei Einheimischen, bei denen er sich erkundigte, ein halbes Dutzend verschiedene Antworten. In der Nähe des Floors Castle … oben beim Rugbyplatz … beim Golfplatz … bei der Straße nach Edinburgh.
    Schließlich fand er heraus, dass Floors Castle an der Straße nach Edinburgh lag. Seine hohe Einfriedungsmauer schien sich über Hunderte von Metern zu erstrecken. Rebus sah Schilder, die den Weg zu einem Golfplatz wiesen, dann entdeckte er einen Rasenplatz mit Rugbypfosten. Die Häuser ringsherum erschienen ihm allerdings zu neu, bis ein paar Schulmädchen, die einen Hund Gassi führten, ihn auf die richtige Fährte brachten.
    Hinter den neuen Häusern.
    Der Saab jaulte auf, als er den ersten Gang einlegte. Der Motor machte ein seltsames Geräusch; das war ihm vorher noch gar nicht aufgefallen. In der Carlingnose Lane befand sich eine einzelne Reihe baufälliger Häuschen. Die ersten zwei waren modernisiert und mit etwas Farbe versehen worden. Der Weg endete am letzten Cottage, dessen getünchte Wände gelb wurden. Auf einem selbstgebastelten Schild stand LOKALES KUNSTHANDWERK ZU VERKAUFEN. Überall in dem kleinen Vorgarten lag Holzabfall herum. Rebus hielt an einem Holzgatter an, hinter dem ein Fußweg über eine Wiese und dann in den Wald führte. Er versuchte es an Barclays Tür, spähte durch das kleine Fenster. Wohnzimmer mit Kochnische und unordentlich dazu. Ein Teil der Rückwand war herausgebrochen und durch eine Verandatür ersetzt worden. So konnte Rebus erkennen, dass der rückwärtige Garten genauso verlassen und ungepflegt war wie der nach vorn gelegene. Er richtete den Blick nach oben und sah, dass von einem Mast aus ein Stromkabel zum Haus führte. Allerdings gab es keine Antenne und im Haus kein Anzeichen für einen Fernseher.
    Und keine Telefonleitung. Das Haus nebenan verfügte über eine – sie kam von einem hölzernen Telegrafenmast auf der Wiese.
    »Er könnte aber ein Handy haben«, murmelte Rebus vor sich hin – sogar höchstwahrscheinlich. Barclay musste ja irgendwie mit diesen Edinburgher Galerien in Kontakt bleiben. Seitlich des Häuschens stand ein altehrwürdiger Landrover. Schien nicht allzu häufig benutzt zu werden; die Motorhaube fühlte sich kalt

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