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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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an. Der Schlüssel steckte jedoch, was zwei Schlüsse zuließ – er hatte keine Angst vor Autodieben oder wollte jederzeit abhauen können. Rebus öffnete die Fahrertür, zog den Schlüssel ab und steckte ihn sich in die Tasche. Er stand am Rand der Wiese und zündete sich eine Zigarette an. Falls es Debbie gelungen war, Barclay zu warnen, war er entweder zu Fuß losmarschiert oder hatte Zugang zu einem anderen Fahrzeug … oder er war bereits auf dem Rückweg.
    Er nahm sein eigenes Handy aus der Tasche. Wenn er das Handy schräg hielt, erschienen die Worte KEIN SIGNAL. Er kletterte auf das Gatter und versuchte es erneut.
    KEIN SIGNAL.
    Er fand, dass der Rest des Nachmittags einen Spaziergang in den Wald verdiente. Die Luft war warm; Vogelgezwitscher und entfernter Verkehrslärm. Über ihm ein Flugzeug, dessen Fahrwerk glitzerte. Ich begebe mich mitten ins Niemandsland, um einen Mann zu treffen, dachte Rebus, ohne ein Handy, das diesen Namen verdient. Einen Mann, der einmal in einen Kampf geriet. Einen Mann, der weiß, dass die Polizei hinter ihm her ist, sie aber nicht besonders mag …
    »Wirklich klasse, John«, sagte er laut unter leichtem Keuchen, während er auf die Baumgrenze zustiefelte. Er hoffte, die Geräusche einer Axt oder vielleicht einer Kettensäge zu hören. Nein … bitte streichen – ein scharfes Werkzeug sollte Barclay lieber nicht dabeihaben. Er überlegte, ob er laut rufen sollte. Räusperte sich, kam aber nicht sehr weit. Jetzt befand er sich weiter oben, vielleicht würde ja sein Handy …
    KEIN SIGNAL
    Aber eine wunderbare Aussicht. Als er eine Pause machte, um wieder Atem zu schöpfen, hoffte er nur, dass er lange genug leben würde, um sich daran zu erinnern. Warum hatte Duncan Barclay Angst vor der Polizei? Diese Frage würde Rebus ihm garantiert stellen, wenn er ihn je fand. Er war jetzt im Wald, der Boden gab unter seinen Füßen nach, ein dicker, mulchartiger Teppich. Er hatte das Gefühl, sich auf einem Trampelpfad zu befinden, der dem ungeübten Auge verborgen, aber dennoch vorhanden war – ein Weg zwischen jungen Bäumen und kahlen Baumstümpfen hindurch, um das niedrige Gestrüpp herum. Diese Szenerie erinnerte ihn sehr an den Clootie Well. Immer wieder schaute er nach links und rechts und blieb alle paar Schritte stehen, um zu lauschen.
    Ganz allein.
    Und dann lag plötzlich ein neuer Weg vor ihm – diesmal breit genug für ein Fahrzeug. Rebus hockte sich hin. Die Reifenspur sah verkrustet aus – wenigstens ein paar Tage alt. Er gab ein leichtes Schnauben von sich.
    »Zum Fährtensucher eigne ich mich wohl nicht«, murmelte er, richtete sich wieder auf und wischte sich getrocknete Erde von den Fingern.
    »Wohl nicht«, hörte er eine Männerstimme sagen. Rebus blickte sich um und entdeckte schließlich ihren Besitzer. Er saß, die Beine überkreuzt, auf einem umgestürzten Baum. Ein paar Meter vom Weg entfernt, in olivgrüner Überkleidung.
    »Gute Tarnung«, sagte Rebus. »Sind Sie Duncan?«
    Duncan Barclay nickte leicht mit dem Kopf. Rebus kam näher, sodass er die rotblonden Haare und das sommersprossige Gesicht sehen konnte. Vielleicht eins achtzig groß, aber drahtig. Die Augen hatten die gleiche blasse Farbe wie seine Jacke.
    »Sie sind Polizist«, stellte Barclay fest. Rebus hatte nicht die Absicht, es zu leugnen.
    »Hat Debbie Sie gewarnt?«
    Barclay streckte die Arme aus. »Ginge gar nicht … in dieser wie in manch anderer Beziehung bin ich ein Technikfeind.«
    Rebus nickte. »Das habe ich an Ihrem Cottage gemerkt – kein Fernseher und keine Telefonleitung.«
    »Und bald auch keine Cottages mehr – ein Bauunternehmer hat ein Auge darauf geworfen. Danach ist das Feld dran und dann der Wald... Ich dachte mir, dass Sie kommen würden.« Rebus’ Blick ließ ihn innehalten. »Nicht Sie persönlich … Aber jemand wie Sie.«
    »Weil …?«
    »Trevor Guest«, antwortete der junge Mann. »Dass er tot ist, habe ich aus der Zeitung erfahren. Als ich aber las, dass der Fall in Edinburgh bearbeitet wird … na ja, da dachte ich, es könnte ja noch etwas über mich in den Akten stehen.«
    Rebus nickte und holte seine Zigaretten heraus. »Stört es Sie, wenn ich …?«
    »Mir wär es lieber, wenn Sie es nicht täten – und den Bäumen auch.«
    »Sind sie Ihre Freunde?«, fragte Rebus und steckte die Schachtel wieder ein. Dann: »Von Trevor Guest haben Sie also erst erfahren …?«
    »Als es in der Zeitung stand.« Barclay überlegte einen Augenblick. »War es am Mittwoch? Ich

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