Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
zollte sie ihm auch Anerkennung für diesen nützlichen Trick.
    »Vor allem jetzt«, argumentierte Rebus weiter, »mit den Demos und so.« Er hob den Blick zu einem Helikopter, der über ihnen kreiste. Überwachung von Gleneagles, hundertprozentig. Irgendjemand da oben wunderte sich über das plötzliche Auftauchen von zwei Autos und zwei nicht gekennzeichneten weißen Transportern beim Clootie Well. Als er den Blick wieder auf den Tatortbeamten richtete, stellte Rebus fest, dass der Hubschrauber ihren Deal besiegelt hatte. In Zeiten wie diesen war Kooperation oberstes Gebot, das war ihnen in zahllosen Mitteilungen eingetrichtert worden. Macrae selbst hatte es in den letzten zehn oder mehr Einsatzbesprechungen am Gayfield Square immer wieder gesagt.
    Seid nett zueinander. Arbeitet zusammen. Helft euch gegenseitig. Für diese paar Tage wird nämlich die Welt auf euch schauen.
    Vielleicht hatte der Spusi-Mann ähnlichen Besprechungen beigewohnt. Jedenfalls nickte er bedächtig und wandte sich ab, um weiterzuarbeiten. Rebus und Siobhan tauschten erneut Blicke. Dann zog Rebus seine Zigaretten aus der Tasche.
    »Keine Spuren, bitte«, warnte ihn ein anderer Tatortbeamter, und Rebus ging zurück Richtung Parkplatz. Er zündete sich gerade eine Zigarette an, als noch ein Auto auftauchte. Kommet zuhauf, dachte er, als DCI Macrae heraussprang. Er trug einen Anzug, der neu aussah, dazu einen neuen Schlips und ein steifes weißes Hemd. Er hatte graues, schütteres Haar, schlaffe Gesichtszüge und eine stark geäderte Knollennase.
    Er ist genauso alt wie ich, dachte Rebus. Warum sieht er so viel älter aus?
    »Tag, Sir«, begrüßte ihn Rebus.
    »Dachte, Sie wären auf einer Beerdigung.« In seinem Ton lag etwas Vorwurfsvolles, so als hätte Rebus womöglich einen Toten in der Familie erfunden, um mal einen Freitag auszuschlafen.
    »DS Clarkes Anruf hat mich während der Trauerfeier erreicht«, erklärte Rebus. »Da wollte ich guten Willen zeigen.« So hörte es sich nach einem richtigen Opfer an. Auch in diesem Fall machten seine Worte Eindruck, und Macraes verkrampfter Kiefer entspannte sich merklich.
    Was für eine Glückssträhne, dachte Rebus. Erst der Tatortbeamte, jetzt der Chef. Macrae war überhaupt sehr nett gewesen, denn er hatte Rebus, kaum dass er von Mickeys Tod erfuhr, sofort für einen Tag frei gegeben. Er hatte ihm geraten, sich ruhig mal richtig volllaufen zu lassen, und Rebus hatte ihm den Gefallen getan – so gehen schottische Männer mit dem Tod um. Später hatte er sich in einem ihm völlig unbekannten Stadtteil wiedergefunden, ohne einen blassen Schimmer, wie er dahingekommen war … hatte sich dann in einer Apotheke erkundigt, wo er sich befand. Antwort: Colinton Village Pharmacy. Zum Dank hatte er eine Schachtel Aspirin gekauft …
    »Entschuldigen Sie, John«, sagte Macrae jetzt und holte tief Luft. »Wie ging’s denn?« Der Versuch, interessiert zu klingen.
    »Es ging«, antwortete Rebus knapp. Er beobachtete den Helikopter, der in steiler Schräglage in die Kurve ging, bevor er den Rückflug antrat.
    »Ich hoffe schwer, dass der nicht vom Fernsehen war«, sagte Macrae.
    »Selbst wenn er es war, hier gibt’s nicht viel zu sehen. Eigentlich unnötig, Sie extra von Glenrothes herkommen zu lassen, Sir. Wie steht’s mit Sorbus?«
    Operation Sorbus, die Ablaufplanung der Polizei für die G8-Woche. In Rebus’ Ohren hatte es nach etwas geklungen, was man beim Abnehmen anstelle von Zucker in den Tee tat. Siobhan hatte ihn darüber aufgeklärt, dass es sich in Wirklichkeit um den Namen eines Baums handelte.
    »Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet«, behauptete Macrae forsch.
    »Außer vielleicht einer«, fühlte Rebus sich bemüßigt hinzuzufügen.
    »Das vertagen wir mal auf nächste Woche, John«, murmelte sein Chef.
    Rebus nickte zustimmend. »Vorausgesetzt, die sind einverstanden.«
    Macrae folgte Rebus’ Blick und sah das Auto näherkommen. Es war ein silberner Benz mit getönten Heckscheiben.
    »Damit ist wohl klar, dass der Hubschrauber nicht vom Fernsehen war«, meinte Rebus in Macraes Richtung. Er beugte sich zum Fahrersitz seines Autos hinunter und brachte den Rest eines belegten Brötchens zum Vorschein.
    »Wer, zum Teufel, ist das?«, fragte Macrae mit zusammengebissenen Zähnen. Der Benz hatte abrupt neben einem der weißen Transporter angehalten. Der Fahrer stieg aus, ging um das Auto herum und riss die rechte hintere Tür auf. Es dauerte eine Weile, bis der Mann, der im Fond saß,

Weitere Kostenlose Bücher