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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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auftauchte. Er war groß und schmal, die Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt. Während er sich das Jackett zuknöpfte, schien er die zwei Wagen der Spurensicherung und die drei nicht gekennzeichneten Polizeiautos in Augenschein zu nehmen. Schließlich spähte er gen Himmel, sagte etwas zu seinem Fahrer und entfernte sich von dem Auto. Statt aber auf Rebus und Macrae zuzusteuern, ging er zu der Hinweistafel, die Touristen über die Geschichte des Clootie Well informierte. Sein Fahrer saß wieder hinter dem Steuer, den Blick auf Rebus und Macrae gerichtet. Rebus warf ihm eine Kusshand zu und wartete gelassen darauf, dass der Neuankömmling sich vorzustellen geruhte. Wieder kam der Typ Mann ihm bekannt vor: Kalt und berechnend, gab er sich den Anschein, die einzig wahre Autorität zu verkörpern. Musste irgendein Sicherheitsmensch sein, dem der Hubschrauberpilot Bescheid gesagt hatte.
    Macrae hielt es schon nach wenigen Sekunden nicht mehr aus, schlenderte zu dem Mann hinüber und fragte ihn, wer er sei.
    »Ich bin vom SO12, und wer, zum Teufel, sind Sie?«, erwiderte der Mann betont langsam. Vielleicht hatte er die Belehrungen über einen freundlichen Umgang miteinander verpasst. Englischer Akzent, bemerkte Rebus. Kein Wunder: SO12, das war der Special Branch in London, eine Stufe vor dem Geheimdienst. »Das heißt«, fuhr der Mann fort, seine Konzentration scheinbar immer noch auf die Hinweistafel gerichtet, »ich weiß, was Sie sind. Sie sind vom CID. Und das da sind Tatortfahrzeuge. Und auf einer Lichtung gleich da vorne nehmen Männer in weißen Schutzanzügen eine genaue Untersuchung von Boden und Bäumen vor.« Schließlich wandte er sich Macrae zu und hob langsam die Hand, um die Sonnenbrille abzunehmen. »Wie mache ich mich bis jetzt?«
    Macrae war die Zornesröte ins Gesicht gestiegen. Den ganzen Tag über hatte man ihn mit der ihm gebührenden Achtung behandelt. Und jetzt das.
    »Können Sie sich überhaupt ausweisen?«, blaffte Macrae. Der Mann starrte ihn an und lächelte dann ironisch. Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein?, schien das Lächeln zu sagen. Während er in sein Jackett fuhr, wanderte sein Blick von Macrae zu Rebus. Das Lächeln blieb auf seinem Gesicht haften, denn seine Botschaft galt auch Rebus. Eine kleine Lederbrieftasche wurde Macrae geöffnet unter die Nase gehalten.
    »Hier«, sagte der Mann und klappte sie wieder zu. »Jetzt wissen Sie alles, was Sie über mich wissen müssen.«
    »Sie sind Steelforth«, sagte Macrae unter mehrmaligem Räuspern. Rebus bemerkte, dass sein Chef völlig aus dem Konzept geraten war. Macrae schaute ihn an. »Commander Steelforth ist für die Sicherheit des G8-Gipfels verantwortlich«, erklärte er. Aber Rebus hatte das längst erraten. Macrae wandte sich wieder Steelforth zu. »Ich war heute Morgen in Glenrothes, wo ACC Finnigan mir freundlicherweise alles gezeigt hat. Und gestern Gleneagles …« Macrae stockte. Steelforth hatte sich bereits von ihm abgewandt und ging auf Rebus zu.
    »Was meint denn Ihr Cholesterinspiegel dazu?«, fragte er mit einem kurzen Blick auf das Brötchen. Rebus rülpste, wie es ihm für die Frage angemessen erschien. Steelforth kniff die Augen zusammen.
    »Wir können nicht alle auf Kosten des Steuerzahlers zu Abend essen«, antwortete Rebus. »Überhaupt, wie ist denn das Essen in Gleneagles?«
    »Das werden Sie vermutlich nie herausfinden, Detective Sergeant.«
    »Gar nicht so schlecht, Sir, aber Ihr Eindruck täuscht Sie.«
    »Das ist DI Rebus«, erklärte Macrae gerade. »Ich bin DCI Macrae, Lothian and Borders.«
    »Welches Revier?«, fragte Steelforth.
    »Gayfield Square«, antwortete Macrae.
    »Edinburgh«, ergänzte Rebus.
    »Sie sind weit von zu Hause fort, meine Herren.« Steelforth ging den Pfad entlang. »In Edinburgh ist ein Mann ermordet worden«, erläuterte Rebus. »Ein Teil seiner Kleidung ist hier aufgetaucht.«
    »Wissen wir warum?«
    »Das möchte ich gerne geheim halten, Commander«, antwortete Macrae. »Sobald die Leute vom Erkennungsdienst fertig sind, verschwinden wir hier.« Macrae hielt sich dicht hinter Steelforth, Rebus bildete die Nachhut.
    »Irgendein Premierminister oder Präsident hat nicht zufällig vor, hier eine kleine Opfergabe zu hinterlassen?«, fragte Rebus.
    Anstelle einer Antwort trat Steelforth auf die Lichtung. Der Leiter der Spurensicherung hielt ihm die Hand vor die Brust. »Nicht noch mehr Fußspuren«, brummte er.
    Steelforth starrte wütend auf die Hand. »Wissen Sie überhaupt,

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