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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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technisch möglich war.«
    »War er. Der Priester könnte die Schlinge auf der Brücke vorbereitet und sich dann unten am Ufer um den Hals gelegt haben.«
    »Hätte er dazu auf einen Stuhl oder Schemel steigen müssen?«
    »Nein, an der Stelle reicht es, dass du von der Uferbefestigung einen Schritt nach vorne trittst – schon baumelst du in der Luft.«
    »Also die sanfte Variante. Deshalb auch kein Nackenbruch.«
    Die Kerben im Holz sprechen eine andere Sprache, dachte Schwarz. Wäre der Körper vom Ufer über das Wasser geschwungen, müssten sie auf einer Seite der Bohle tiefer sein.
    Das waren sie aber nicht, und deswegen hielt er es für wahrscheinlicher, dass der Priester betäubt und von zwei Personen langsam und gleichmäßig von oben herabgelassen worden war.
    Das sagte er Elena aber nicht. »Ihr habt auch keine Fremd-DNA an dem Seil gefunden?«
    »Nein, haben wir nicht.«
    »Und was sagst du zu dem Knoten, Elena?«
    »Was soll ich dazu sagen – ein ganz gewöhnlicher Spierenstich.«
    »Ein was?«
    »Ein Bergsteigerknoten.«
    »Woher weißt du das? Kletterst du neuerdings?«
    Die Ärztin machte ein betrübtes Gesicht. »Mein Freund ist geklettert.«
    Damit war sie wieder bei ihrem Thema, aber Schwarz dachte nicht daran, darauf einzugehen.

21.
     
    Evas Anruf erreichte ihn, als er gerade wieder in seinen Wagen stieg. Sie erzählte ihm kurz von dem offenbar sehr freundlichen Gespräch mit Frau Kammer, die sie mit einem köstlichen Apfelstrudel aus der Pfarrhausküche verwöhnt hatte.
    »Hat Pfarrer Heimeran ein Kletterseil besessen?«, fragte Schwarz.
    »Nein, hat er nicht.«
    »Vielleicht hat er sich eins geliehen.«
    »Das wäre aufgefallen. Die ganze Gemeinde wusste, dass er nicht schwindelfrei war.«
    »Die ganze Gemeinde?«
    »Ja, es gab da einen Vorfall im Ministrantenlager vor drei Jahren. Bei einer Bergwanderung sind einige Jungen ausgebüchst, und Heimeran hat es nicht geschafft, ihnen über die Felsen hinterherzuklettern. Im Jahr darauf hat er für alle Fälle einen Betreuer ohne Höhenangst mitgenommen.«
    »Name?«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
    »Du hast dich nicht nach dem Namen erkundigt?«
    »Nein.«
    »Aber wir müssen unbedingt mit Leuten reden, die ihn näher gekannt haben.«
    »Ja, du hast ja recht.«
    Es war unüberhörbar, wie peinlich Eva ihr Fehler war, und Schwarz schämte sich im selben Moment für seine schulmeisterliche Art. »Ruf die Haushälterin doch einfach noch mal an und frag.«
    »Mache ich. Aber jetzt hat sie einen Termin im Ordinariat, bei dem es um ihre Weiterbeschäftigung geht.«
    »Weißt du was?«, sagte Schwarz, »ich erkundige mich einfach bei Frau Sass. Wollen wir uns hinterher zum Mittagessen im Alten Wirt treffen?«
    »Gern, wenn es dort nicht nur Schweinebraten gibt.«
    Frau Sass reagierte auffällig nervös, als er vor ihrer Tür stand. »Herr Schwarz, ich habe jetzt leider gar keine Zeit.«
    »Und ich nur eine kurze Frage.«
    Sie sah unsicher über die Schulter.
    »Sie können mir doch sicher sagen, welche anderen Betreuer außer Pfarrer Heimeran bei den Ministrantenlagern in Steinsberg dabei waren?«
    Frau Sass wollte gerade antworten, da trat hinter ihr ein etwa vierzigjähriger Mann in den Flur. »Grüß Gott.«
    Schwarz mochte kein nach hinten gegeltes Haar, aber sonst wirkte der Mann seriös. Sein Sakko war sicher nicht billig, aber dezent, die Jeans klassisch. Er lächelte jovial. »Ist das der Herr, von dem Sie gesprochen haben, Frau Sass?«
    Sie nickte.
    »Da muss ich mich doch vorstellen.« Er hielt Schwarz die Hand hin. »Perfall. Ex-LKA, derzeit im Dienste des Erzbistums.«
    »Schwarz. Ex-Kripo, meistens im eigenen Dienst.«
    Perfall lächelte jovial. »Aktuell aber als Ermittler für Frau Sass tätig, wie sie mir gerade erzählt hat. Entschuldigung, ich wollte Sie nicht unterbrechen.«
    Ein Tiroler, dachte Schwarz, aber einer, der schon länger in Deutschland lebt.
    Frau Sass warf Perfall einen unsicheren Blick zu und wandte sich wieder an Schwarz. »Sie möchten wissen, welche Betreuer bei den Ministranten mitgefahren sind. Das war eigentlich nur der Herr Weber. Er ist Pastoralreferent bei Pfarrer Wels, unserem Dekan.«
    »Die Pfarrei heißt St. Stephan«, ergänzte Perfall und reichte Schwarz seine Visitenkarte. »Hätten Sie Lust, mich mal zu besuchen?«
    Schwarz sah ihn fragend an.
    »Ich würde Ihnen gern einen Vorschlag unterbreiten.«
    »Worum geht es?«
    »Um etwas, das uns, glaube ich, beide interessiert.« Er

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