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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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zurück.
    »Nein, warten Sie, es dauert sicher nicht lang!«
    Aber der Pfarrer ließ sich nicht aufhalten.

52.
     
    »Kolbinger, was ist?«
    »Kannst du mir einen Kontakt zu deiner hübschen Freundin im Rollstuhl machen?«
    »Wieso?«
    »Ich bräuchte Sie für eine Aussage wegen des Überfalls und für ein Phantombild.«
    »Ich richte es ihr aus. Aber jetzt geht es um wichtigere Dinge.«
    »Und was wichtig ist, entscheidest du?«
    Schwarz überhörte die Spitze. »Pass auf, Kolbinger: Alles, was ich dir jetzt sage, darf unter keinen Umständen Perfall erfahren.«
    »Bitte? Wieso denn nicht? Der Chef ist so glücklich, dass die Kirche mal mit uns zusammenarbeitet.«
    »Hast du überprüft, ob Perfall wirklich im kirchlichen Auftrag unterwegs ist?«
    »Nein, das nicht, aber …«
    »Dann geh mal an deinen Computer und schau, was du zu einem gewissen Hubert Tramin findest.«
    »Ich verstehe nicht …« Aber er tippte bereits. »Das gibt’s ja nicht … der hat uns verarscht. Aber warum …?«
    »Erkläre ich dir später. Er bleibt draußen, versprochen?«
    »Ja, sicher.«
    »Gut, dann hör zu. Ich bin jetzt in Steinsberg. Hier ist ein Kloster, in dem die Menzinger Ministranten immer ihr Pfingstlager abgehalten haben. Matthias Sass war hier, Pfarrer Heimeran und der Pastoralreferent Weber. Dieses Kloster hat seit einiger Zeit einen neuen Besitzer und zwar einen Geheimorden namens Sancta Militia Jesu .«
    »Ich kann kein Latein.«
    »Musst du auch nicht. Der Orden hat einen Priester aufgenommen, der in mehreren Pfarreien Jungen missbraucht hat. Er heißt Anselm Schneider.«
    Schwarz hörte es rascheln, Kolbinger hatte den Hörer abgelegt. Es dauerte keine Minute, bis er sich wieder meldete. »Fehlanzeige.«
    »War zu befürchten. Aber dieser Schneider macht weiter. Ich habe mit einem seiner Opfer gesprochen.«
    »Dann bring es mir.«
    »Wie denn? Die Jungen sind eingesperrt. Du musst dir einen Durchsuchungsbeschluss besorgen.«
    Sein ehemaliger Kollege lachte höhnisch. »Spinnst du? Für ein Kloster? Auf einen vagen Verdacht hin?«
    »Kolbinger, ich bin mir sicher, dass die Morde an Heimeran und Weber auf das Konto der Militia gehen.«
    Sein ehemaliger Kollege stieß demonstrativ die Luft aus. Eine Weile sagte er nichts, dann räusperte er sich.
    »Anton, du weißt, wie sehr ich dich schätze. Du warst mein bester Lehrmeister.«
    »Spar dir das Gesülze.«
    »Und«, fuhr Kolbinger unbeeindruckt fort, »du hast mir beigebracht, dass es fast immer eine klare Relation zwischen einem Mord und seinem Motiv gibt. Wie hieß dein schöner Merksatz? Kaum einer schlachtet einen ab, weil der ungefragt von seiner Weißwurst gebissen hat. «
    »Ja, und?«
    »Hältst du es wirklich für wahrscheinlich, dass ein katholischer Orden zwei Männer umbringen lässt, um die sexuellen Übergriffe eines Mitglieds zu vertuschen? Dafür gibt es doch einfachere Lösungen. Der Täter wird ins Ausland versetzt, und basta.«
    »Ich habe nicht über das Mordmotiv gesprochen, Kolbinger. Weil ich das nämlich noch nicht kenne.«
    »Schade eigentlich.«
    Schwarz dachte an den Jungen, an Patrick. Wie konnte er ihn vor dem Fehler seines Lebens bewahren? Denn da war er sich ganz sicher: Es war keine leere Drohung gewesen. Patrick war so tief verzweifelt, dass er ernst machen würde – auch wenn er keine Chance gegen den Pater hatte und eine furchtbare Bestrafung oder sogar sein Leben riskierte.
    Ich muss ins Kloster und das Schlimmste verhindern, dachte Schwarz. »Anton, bist du noch da?«
    Er hatte Kolbinger völlig vergessen.
    »Ja.«
    »Wie wär’s, wenn wir eine Nacht über die Sache schlafen? Einverstanden?«
    »Ja, gute Nacht«, sagte Schwarz und legte auf.
    Als er in den Flur des Pfarrhofs trat, kam Pfarrer Schickinger ihm mit einem Brief entgegen.
    »Der ist von Wolfgang.«
    »Von Pfarrer Heimeran? Wann haben Sie den bekommen?«
    »Am Tag, als er unter der Brücke gefunden wurde.«
    Nach meinem Tod zu öffnen, stand auf dem verschlossenen Kuvert.
    »Warum haben Sie ihn nicht gelesen?«
    Der Priester sah ihn hilflos an. »Ich hab’s noch nicht geschafft.«
    Schwarz zog sich in das Fremdenzimmer unterm Dach zurück, um ungestört zu sein.

53.
     
    Lieber Alfred! Wir haben rund um das Pfingstfest vor zwei Jahren, als Du die Menzinger Ministranten, Rainer und mich so gastfreundlich aufgenommen hast, viel geredet, und wir waren sehr offen miteinander. Und doch habe ich Dich und sogar Rainer, weil ich euch nicht in Gefahr bringen wollte, über

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