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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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vorstellen.« Dann schaut sie P an: »Was haben wir denn da für einen Hübschen. Du kannst bestimmt Englisch, da weiß ich schon, wen ich Dir am besten vorstelle: Du wirst staunen, was für eine kleine Russin ich für Dich habe. Na komm schon, nimm Dein Glas mit, mein Süßer.« Ohne Umschweife greift sie nach seiner Hand und zieht ihn zu den Spielautomaten. Das junge Mädchen mit den rötlichen Haaren wirft immer noch Münzen ein. Die Gute, die sich als Puffmutter gibt, weiß Ps Namen noch nicht, so dass sie ihn danach fragt, bevor sie die beiden einander vorstellt: »Pedro, das ist Tatjana.« Dann lässt sie die zwei an den Spielautomaten allein.
    Wie sich herausstellt, kann Tatjana »Hallo« sagen. Sowie: »Hast Du Münzen? Gibst Du mir eine Runde aus?« und noch ein paar andere nützliche Dinge. Englisch dagegen kann sie fast gar nicht, aber trotzdem bekommt sie es hin, P mit zu sich auf ein Sofa zu ziehen.
    Mit Händen und Füßen und Bruchstücken aus drei Sprachen hält sie die Unterhaltung am laufen. Eine der drei Sprachen klingt besonders unverständlich.
    Wie sich herausstellt, handelt es sich nicht um Russisch, sondern Ukrainisch, auch wenn Tatjana meint, dass sich die beiden Sprachen sehr ähneln, was sie dann auch an allen Arten von Beispielen vorführt. Außerdem erzählt sie ihm, dass sie seit einem Monat hier ist, in diesem Gebäude wohnt, dass sie sonntags manchmal im Nachbardorf spazieren war und dass sie sehr gern am Strand ist, aber dass sie es bisher noch nicht dorthin geschafft hat. All das wirkt auf P so deprimierend, dass er ihr vorschlägt, doch lieber in die Hauptstadt zu ziehen, wo es ihr sicher viel besser gefallen würde. Außerdem gibt er ihr zu verstehen, dass er ihr helfen könnte, falls es jemanden gibt, der sie dazu zwingt, hierzubleiben: »Du erinnerst mich an ein Bild, das ich immer bei mir habe«, sagt er. »Mir ist so, als würde ich Dich schon ewig kennen.«
    Aber nein: Niemand zwinge sie, sagt Tatjana, vielmehr habe sie eine Tochter in Kiew, was sie wie »Kiff« ausspricht, der sie Geld schicken muss. Das ist der Gipfel für P. Da sie aber beim Reden immer lächelt und wirklich vergnügt wirkt, schweift die Unterhaltung bald zu Banalitäten wie dem Klima oder dem System ukrainischer Lotterien. Bis das Mädchen P irgendwann fragt, ob er 70 Euro für sie hat. P, der immer sein ganzes Geld bei sich trägt, antwortet, die habe er. Damit schlägt sie ihm vor, nach oben zu gehen.
    »Du mir gefallen sehr«, sagt sie zu ihm, »sehr süß.«
    P hatte ursprünglich gar nicht vor, irgendwelche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Außerdem trinkt er bereits den dritten Whisky. Aber irgendetwas in dem Laden übt eine betörende Wirkung auf ihn aus.
    Wahrscheinlich die vielen Brüste und Schenkel. Oder das intensive Parfüm, das überall im Raum hängt, ein Mischmasch aus Raumspray und süßem Kölnischwasser. Jedenfalls ist er am Rande echter Erregung, die besonders von Tatjanas Berührungen stimuliert wird. Sie hat sehr dicht bei ihm gesessen und hat sein Bein gestreichelt, während sie redete, und manchmal legte sie sogar die Stirn auf seine Schulter, wenn sie etwas zum Lachen brachte.
    »Also gut«, sagt P, »in Ordnung.« Damit bringt er ihr Lächeln zum Strahlen. Sie steht auf, nimmt ihn bei der Hand und zieht ihn mit sich, damit er ihr folgt. Sie gehen von der Bar aus hinüber in das Vestibül, wo sie der große Fünzigjährige mit der schrecklichen Krawatte schon aus der Ferne hat kommen sehen. Er postiert sich hinter einer kleine Theke, die direkt am Treppenaufgang steht. Tatjana gibt P zu verstehen, dass er hier bezahlen müsse. P legt zwei Fünfzig-Euro-Scheine hin und bekommt dreißig als Wechselgeld zurück. Dazu gibt es eine Tüte, in der so etwas wie ein gebügeltes und zusammengelegtes weißes Laken zu stecken scheint.
    Tatjana nimmt sich der Sache sogleich an. Oben ist ein dunkler Korridor. Jede Menge Türen gehen von ihm ab, die alle aufstehen, als wäre außer ihnen niemand auf dem Stockwerk. Tatjana wählt eine aus. Sie gehen in ein kleines Zimmer hinein, das, sobald sie den Lichtschalter betätigen, in rotes Licht gehüllt wird. Gleich hinter dem Eingang liegt ein winziges Badezimmer, das aus einer Toilette und einem Waschbecken besteht.
    Hinten im Zimmer steht eine neunzig Zentimeter breite Pritsche an der Wand. Ein Tischchen mit Aschenbecher und Wecker, ein Stuhl und ein Schiebefenster, durch das der irrsinnige Gestank von Dung hereindringt.
    Tatjana macht das

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