Im Namen Des Schweins
wie sehr einen die Liebe in Anspruch nimmt. Das restliche soziale Leben kommt fast zum Stillstand …«
Suzanne schwankt. Sie entschließt sich, seinen flapsigen Tonfall zu imitieren: »Na … Wenn Du Dich verliebt hast, dann sollte ich Dir wohl gratulieren, nicht?«
»Danke. Sie macht wirklich den Eindruck, ein Mädchen aus gutem Haus zu sein. Und außerdem sieht sie nicht übel aus, wenn ich mit ihr ins Ambassador ginge, würden mich die Kommissionäre der UNO beneiden.«
»Spanierin? Amerikanerin? Falls ich fragen darf … Du weißt ja, wie neugierig ich bin …«
»Mmh. Halbirin. Aus Sligo, Republik, Atlantikküste … Das muss ein herrlicher Ort sein. Sie hat gesagt, dass es schön dort ist, dass es Steinhäuser gibt und einen Fluss, der mitten durch die Stadt fließt. Offenbar verfügen sie dort sogar über einen täglichen Regenbogen-Service.«
»Ah, ja … Das klingt gut.«
»Ich habe sie genau vor einer Woche kennengelernt.
Sonntagvormittag haben wir uns das erste Mal allein getroffen. Das ist erst vier Tage her, aber mir kommt es vor wie ein ganzes Leben. Wir waren im Central Park, und danach waren wir einen Kaffee trinken in der Madison Avenue.«
»Das war schon alles?«
»Mmh, fast alles. In Wirklichkeit kannte ich sie schon von einem Gemälde von Bellini …«
T grinst. Suzanne tut so, als habe sie die Anspielung nicht gehört: »Und von einem Spaziergang am Vormittag und einer Tasse Kaffee bist Du schon verliebt?«
»Ich bin dabei … Ich bin ein sehr sensibler Typ …«
»Was für ein Glück, dass Ihr Euch nicht um Mitternacht getroffen habt, um die Stufen des Empire State nach oben zu steigen …« Gesten der Euphorie eines Bergsteigers.
»Meine Liebe: Ich fürchte, Ironie ist nicht die beliebteste Haltung auf diesem Kontinent, der uns aufgenommen hat …«
»Ich vertraue darauf, dass man uns diese Schwäche nachsieht. Wegen unserer europäischen Wurzeln …«, dabei sieht sie aus wie ein Engländer, der sich den Schnurrbart zwirbelt.
»Trotz meines fast schon ehrwürdigen Alters sollte ich ja eigentlich wissen, dass die jungen Leute heutzutage es nicht mehr nötig haben, sich zu verlieben. Aber kaum passt man mal nicht auf, erwischt es einen doch. Leider scheint ein Teil unserer bescheidenen Natur wie dafür gemacht zu sein. Ich gestehe: Ich bin ihr verfallen. Auf Englisch sagt man sehr richtig: falling in love. Es fühlt sich an, als würde man fallen. Mir ist fast schon schwindlig davon.«
Suzanne bleibt bei dem ironischen Tonfall: »Und was willst Du nun tun betreffs …«
»Tja … Da bin ich mir eben noch nicht sicher … Vorerst würde ich tausend Dollar dafür geben, zu wissen, wie es ihr damit geht.«
»Du willst sie doch nicht etwa direkt fragen? Da ist es besser, subtil vorzugehen … Du solltest Deinem männlichen Instinkt vertrauen. Was sagt Dir denn Dein männlicher Instinkt?« Hände auf dem Rücken und Hüpfer wie von einem rosaroten Panther.
»Mein Instinkt sagt mir, dass der Wind günstig steht und ich die Anker lichten sollte. Aber man sollte nicht nur seinem Instinkt trauen. Denk an die Wellensittiche: Sie sind von Natur aus verrückt nach Petersilie, obwohl die Petersilie sie umbringt. Ich wüsste zur besseren Orientierung zu gerne, ob die Welt für sie momentan auch so rosarot aussieht und ob auch für sie die Geigen im Hintergrund spielen wie ein chillout …«
»Mmh. Da würde ich Dir raten, sie gut zu beobachten und Deine eigenen Schlüsse zu ziehen. Ansonsten: Sei spontan, das ist immer am besten …«
T überlegt ein wenig, bevor er wieder redet: »Spontan würde ich ihr am liebsten vorschlagen, so schnell wie möglich eine Nacht zusammen zu verbringen. Vielleicht schon diese Nacht heute.«
Suzanne braucht ein bisschen Zeit für die Antwort:
»Okay, good luck! Aber denke daran, dass sie keine dieser Amerikanerinnen ist, sondern eine halbe Irin und Sex für sie nicht Teil des gewöhnlichen social life ist.« Wieder die Hüpfer des rosaroten Panthers. »Es könnte beispielsweise sein, dass sie besonders altmodisch wäre und Dich erst besser kennenlernen möchte.«
»Genau deshalb sollten wir so schnell wie möglich eine Nacht miteinander verbringen. Allein der Gedanke bringt mich zum Zittern wie einen Flan. Sobald ich erst einmal zwei, drei Zigaretten geraucht habe, wäre ich aber bereit, falls sie es auch ist.«
»Oh … Das ist aber sehr rücksichtsvoll von Dir … Dann müsstest Du jetzt nur noch die Frage mit dem Sex mit ihr klären, oder nicht?«
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