Im Namen Des Schweins
die ihm blitzartig sein Herz beschleunigt.
Der umgekippte Wecker hat immer noch nicht geklingelt. Es müssten noch etwa fünf Minuten sein. Vielleicht vergehen dann noch zehn oder mehr, bis der Typ da unten auf die Idee kommt, nachzusehen. Es müsste also noch genug Zeit bleiben, um vom Bett herunterzusteigen, die Arme des Mädchens zu nehmen und sie nach oben zu ziehen, bis sie wieder auf dem Bett liegt. Diesmal quer. Die Arme hängen auf einer Seite über die Matratze, die Fußknöchel über die andere und die offenen Augen sind auf die Decke gerichtet. Dann zieht er sich erneut die Unterhose aus und versucht sie mit der geballten Kraft zu penetrieren, die ihm seine Erektion gibt.
Der Fünfzigjährige mit der braunen Krawatte sieht ihn fünf Minuten später die Treppe herunterkommen.
Das reicht ihm, um fürs Erste beruhigt zu sein. Es wird eine Weile dauern, bis er sich wundert, warum nicht auch das Mädchen herunterkommt.
Weder Martin noch der Robocop sind in der Bar. Die Kellnerin erklärt ihm, dass sie gleich kommen werden. P überlegt kurz, dann beschließt er, auf dem Parkplatz auf die beiden zu warten. Einerseits aus Vorsicht, andererseits, weil der Gestank vom Dung sich draußen wenigstens nicht mit den Parfüms vermischt, die ihm vor zwanzig Minuten noch so aufregend vorgekommen waren. Und die ihm jetzt, wo seine Prostata sich um einige Milliliter Flüssigkeit erleichtert hat, unendlich aufdringlich vorkommen. Genau wie das Devórame otra vez, das zur einhelligen Freude der vollschlanken Damenriege erneut erklingt.
Im Paradies
Es ist bereits nach Mitternacht, als T und Suzanne das Sunrise verlassen. Mittlerweile hat sich der Laden mit Leuten gefüllt, daher muss es einem für die Musiker nicht mehr leid tun, früher zu gehen. Der Türsteher lächelt sie am Eingang sehr liebenswürdig an und sagt erneut etwas, das T nicht versteht. Draußen ist es nicht kalt. Man bekommt Lust, durch die immer noch feuchten Straßen im Village zu schlendern. Sie gehen langsam Richtung Norden, in der Hoffnung, zur Orientierung auf eine nummerierte Straße zu stoßen.
»Ich hatte gerade ein Déjà-vu«, sagt Suzanne: »Genau das habe ich schon einmal erlebt.«
»Wann fing es an?«
»Vor zehn Sekunden etwa, und ich glaube, es hält noch an. Ja …«
»Warte. Ich sage mal was Komisches … Chiricatampayo. Hast Du’s immer noch?«
»Ja …«
Suzanne schmunzelt. Das Déjà-vu hält besonders lange an. T rennt ein Stück voraus, hebt ein angewinkeltes Bein, schlägt mit der Zunge, legt die Daumen an die Schläfen und wackelt wie verrückt mit den restlichen Fingern: »Und? Immer noch?«
Suzanne ist stehen geblieben, sie kann nicht mehr vor Lachen. T hört auf, Faxen zu machen: »Jetzt erzähl mir nicht, das hättest Du schon einmal erlebt …«
Es dauert ein bisschen, bis sie ihre Haltung wieder gewinnt: »Nee, das Déjà-vu hat sich schlagartig in Luft aufgelöst.«
Sie laufen weiter. Suzanne kichert immer mal wieder laut auf, aber T ist ernst geworden: »Es ist doch eigenartig, dass uns das nicht viel häufiger passiert«, sagt er und zeigt auf ein Taxi, das herumfährt. »Zum Beispiel sehe ich dieses Taxi und frage mich: Sehe ich es zum ersten Mal? … Was meinst Du?«
»Keine Ahnung …«, sagt Suzanne, »möglich, dass nicht.«
»Natürlich ist es gut möglich, dass nicht. Und es ist auch gut möglich, dass ich es nicht zum letzten Mal sehe. Vielleicht habe ich es am Flughafen gesehen, als ich ankam, und vielleicht stolpere ich in zwei Wochen wieder über denselben Wagen. Ich weiß nicht. Aber was mich wirklich stört, ist, dass ich auch nicht weiß, wann ich es zum letzten Mal sehen werde. Zweifellos muss irgendwann einmal das letzte Mal sein.«
»Ja, klar …«
»So dass wir jeden Tag einen Haufen Zeugs zum letzten Mal in unserem Leben sehen oder tun, ohne es zu merken. Wir lassen uns gar keine Zeit für den Abschied.« Pause. »Zum Beispiel: Glaubst Du, dass wir noch einmal zusammen dieses Taxi sehen werden?«
»Puh …«
»Und heute haben wir zum ersten Mal zusammen gegessen. Wird es noch einmal vorkommen?«
»Sicherlich. Wir haben doch ein spanisch-irisches Bündnis geschlossen, oder nicht?«
»Na schön. Ich weiß allerdings nicht, ob ein stabiles Bündnis zwischen Dir und mir möglich ist. In Wirklichkeit glaube ich nicht einmal, dass wir für lange Zeit Freunde sein können.«
»Ach nein? Warum nicht?«
»Na … Weil ich glaube, dass ich mich gerade in jemanden verliebe. Du weißt ja sicher,
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