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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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zweites Frühstück. Just diese Momente, in denen er verschlafen ist, wenig gesprächig, manchmal nur eine Unterhose anhat, nutzt seine Frau aus, um ihm die Pläne für den Nachmittag oder Abend oder für das Leben im Allgemeinen zu unterbreiten.
    Natürlich stößt sie fast nie auf Widerstand. Der Kommissar ist zufrieden, wenn er in Ruhe seinen Kaffee trinken, gähnen und sich am kahlen Kopf kratzen kann.
    »Weißt Du, was wir heute Nachmittag gut machen könnten? Wir könnten mal nach einem Anzug für Dich schauen für Dein Abschiedsessen.«
    Der Kommissar braucht etwas länger, bis er reagiert:
    »Hier? Im Dorf?«
    »Na klar, hier gibt es die besten Marken, Du Dummkopf … Weißt Du, weil hier so viele Ausländer herkommen …«
    Es dauert, bis der Kommissar den Vorschlag realisiert hat und sich widersetzt: »Heute habe ich keine Lust, Anzüge anzuprobieren …«
    »Du wirst früher oder später sowieso einen kaufen müssen …«
    »Wieso kann ich denn nicht mit dem marineblauen zu dem Essen gehen? Der ist fast neu … Den habe ich mir erst für die Hochzeit Deiner älteren Nichte gekauft.«
    »Eben: Den marineblauen ziehst Du deshalb ja auch zu fast allen Anlässen an … Du willst doch nicht etwa zu einem festlichen Abendessen, das extra zu Deinen Ehren gegeben wird, in einem Anzug aufkreuzen, in dem Dich alle aus dem Kommissariat kennen? Das sieht so aus, als gingest Du in Uniform.«
    »Aber ich will nicht noch mehr Anzüge … Immerzu muss ich einen Anzug anziehen: Ich sehe schon aus wie ein Notar.«
    »Und …?«, sie lacht. »Was möchtest Du Dir denn stattdessen an dem Abend anziehen …? Einen Regenmantel?«
    »Außerdem sind mir die Läden hier nichts … Das sind doch eher Boutiquen …«
    »Zum Glück: Du brauchst auch einen schönen schwarzen Anzug mit drei Knöpfen, so wie man sie jetzt trägt, der macht Dich außerdem gleich schlanker. Mit einem weißen Hemd und einer gelben Seidenkrawatte wirst Du wunderbar aussehen. Ich habe diese Kombination bei Arturo Fernandez gesehen. Das sah furchtbar elegant aus.«
    Der Kommissar murmelt: »Heute habe ich keine Lust … Hier nicht.«
    Sie stemmt die Hände in die Hüften: »Dann erkläre mir bitte mal, wie das werden soll: Wo wir nur samstags einkaufen gehen können …«
    »Wir können doch auch mal am Abend in den Cortefiel bei uns gehen, da kennen wir den Herrn schon, der uns bedient …«
    »Wie, was heißt das denn, dass wir den kennen? Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass Du Dich schämst, woanders einen Anzug anzuprobieren?« Fassungsloses Gesicht beim Kommissar: »Schämen? Ich wüsste nicht, wofür ich mich da schämen sollte …«
    »So, so, mein Herr, als wenn ich Dich nicht kennen würde … Dann schauen wir wenigstens mal, ob wir eine Krawatte finden, ja?«
    Der Kommissar zögert ein wenig mit der Antwort:
    »Meinetwegen eine Krawatte …«
    »Dann komm: Zieh Dich schnell an. Und komm mir nicht wieder mit den weichen Mokassins, sondern zieh die schwarzen Schuhe an.«
    »Und wofür braucht man schwarze Schuhe, um sich eine Krawatte zu kaufen, mh?«
    »Ach, zieh doch an, wozu Du Lust hast …«
    Kurz darauf kommt der Kommissar mit schwarzen Schuhen aus dem Ankleideraum. Er muss noch warten, bis seine Frau sich im Bad chic gemacht hat. Sie gehen hinunter, laufen einmal um den Block, bis sie zur Hauptstraße gelangen. Im Wesentlichen besteht die aus einer Ansammlung von Kleidungsgeschäften, von denen einige ein bisschen luxuriöser sind. Dazwischen gibt es Restaurants, Souvenirläden und Cafés, die ihre Stühle und Tische auf dem Gehweg haben. Zwei der Herrenausstatter liegen dicht beieinander. Gegenüber von der Kirche. Dort bleiben sie vor einem Schaufenster stehen, und schauen sich die Anzüge an den Schaufensterpuppen an sowie die übereinander sortierten Krawatten von Hermès und Yves Saint Laurent.
    »Wie gefällt Dir die gelbe? Schau nur, wie schön die ist.«
    Der Kommissar gibt mit Händen in den Taschen einen gutturalen Laut von sich, der alles offen lässt. Dann verbiegt er sich förmlich, um das Preisschildchen zu lesen, das kopfüber hängt.
    »Hundertfünfzig Euro? Kann eine einfache Krawatte hundertfünfzig Euro wert sein?«
    Seine Frau verbiegt sich ebenfalls, um nachzuschauen: »Was hast Du denn, dafür ist sie von einer guten Marke …«
    »Und Du schimpfst über die Umlagen für den Aufzug?«
    »So teuer ist sie nun auch wieder nicht …«
    »Oho, wenn eine Krawatte schon so viel kostet, dann kannst Du Dir ja vorstellen,

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