Im Namen Des Schweins
was für Preise sie für einen ganzen Anzug hier verlangen.«
»Ach, weißt Du, manchmal darf man einfach nicht knausern …«
Der Kommissar schaut sie fest und über den oberen Brillenrand hinweg an: »Das musst Du gerade sagen: Wenn Du mir einen von diesen sündhaft teueren Anzügen hier andrehst, dann gehe ich am Montag zum Audi-Händler und gehe dort nicht eher wieder raus, bis ich einen neuen Wagen mit allen Extras habe.«
»So, jetzt red bitte keinen Unsinn und geh rein. Nimm aber bitte die Hände vorher aus den Taschen. Du siehst ja aus wie … ein sibirischer Brummbär. Schau mal, hier bedienen gar keine Mädchen. Es gibt nur die zwei Herren da als Verkäufer.«
»Ist mir doch egal, ob mich Mädchen bedienen oder Feldwebel aus der Kavallerie … Ich mag hier nicht rein.«
»Gut, dann geh ich eben allein.«
Gesagt, getan. Natürlich kommt der Kommissar hinter ihr her. Er will ja nicht wie ein Doofkopf vor dem Schaufenster warten. Die Hände jedoch nimmt er nicht aus den Taschen. Ein klares Zeichen des Widerstands.
»Guten Abend«, sagt sie. Einer der Verkäufer, der größere, hängt sich ein Maßband um den Hals und nähert sich äußerst zuvorkommend den Herrschaften. »Wir würden uns gern ein paar Anzüge für meinen Mann ansehen«, sie zeigt mit dem Daumen auf den Raum, den der Kommissar einnimmt, der nun zwar immer noch nicht die Hände aus den Taschen nimmt, dafür aber ein bisschen den Bauch einzieht.
»Da wollen wir mal sehen«, sagt der Verkäufer und schaut sich ihren Mann von Kopf bis Fuß an, wofür er einen fest fixierenden Vernehmungsblick dritten Grades erntet. »Ich könnte mir vorstellen, dass wir mit einer Sechsundsechzig beim Jackett richtig liegen würden … Lassen Sie mich mal nachsehen. Ich glaube, da haben wir noch was auf Lager. Andernfalls lassen wir auch auf Maß anfertigen. Haben Sie an einen bestimmten Schnitt gedacht?«
»Es soll für ein besonders feierliches Abendessen bei ihm auf der Arbeit sein … Ich habe da an etwas Elegantes gedacht, schwarz, mit drei Knöpfen. Im Moment trägt man sie doch mit drei Knöpfen, nicht wahr?«
»Wir wollten auch nicht allzu viel ausgeben«, redet der Kommissar dazwischen.
»José Maria, bitte, lass mich mal machen …«
»Was kostet denn so einer mit drei Knöpfen?«, hakt der Kommissar nach.
»Gut«, sagt der Verkäufer, der sich darauf eingestellt hat, einen komplizierteren Fall vor sich zu haben, »das hängt ganz von der Qualität und auch der Marke ab … Wir haben schon ein paar ganz anständige Sachen hier um die fünfhundert Euro. Dann gibt es natürlich auch noch die bessere Ware, die liegt dann so bei zwei- bis dreitausend Euro … Dann reden wir aber auch von einem feinen Tuch …«
»Aha … Die für Dreitausend kommen wohl mit Airbag, oder was?«
Der Verkäufer lacht höflich.
»Achten Sie bloß nicht auf ihn«, sagt sie, »ich bin hier diejenige, die zahlt.« Dann wendet sie sich an den Kommissar: »Lass doch bitte den Unsinn, wir schauen uns nur mal an, was der Herr uns anzubieten hat. Dann können wir immer noch darüber reden.«
Der Leidensweg dauert nahezu eine Stunde. Der Kommissar wird vermessen, eingestuft und mehrmals in einer winzigen Umkleidekabine in Einzelhaft gesteckt, in der er sich kaum bewegen kann, ohne dass der Vorhang sich öffnet und er sich in Unterwäsche vor irgendeiner blonden Touristin präsentieren muss, die zufällig in diesem Augenblick in den Laden kommt.
Schließlich entscheidet seine Frau, dass es am besten sein wird, ihm einen Anzug aus feinem schwarzen Kaschmir schneidern zu lassen. Der Spaß kostet schlappe eintausendachthundert Euro, dazu kommt ein Gürtel für einhundertundzehn – da kann der Kommissar noch so sehr vorbringen, dass er bereits schöne schwarze wie auch braune Gürtel, ja selbst Hosenträger besitzt –, ein weißes Hemd für einhundertunddreißig – mit den schönen weißen Hemden, die er sein Eigen nennt, wäre es offensichtlich nicht getan – und die Yves-Saint-Laurent-Krawatte für einhundertundfünfzig.
Sobald sie aus dem Geschäft draußen sind, steckt der Kommissar die Hände wieder in die Taschen. Seine Frau läuft neben ihm her und trägt die Tüten mit den Accessoires: »Warte mal ab, wie schön Du aussehen wirst auf den Fotos …«
»Ich hätte gern eine Badehose«, sagt er und bleibt an einem Geschäft stehen, vor dem Badehosen an einem Ständer hängen.
»Wie bitte, was?«
»Eine Badehose.«
Sie muss ein wenig lachen: »Und wofür möchtest
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