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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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Entlarvung immer wieder zu veröffentlichen, und der ihn dabei immer falsch schreibt … ohne ›H‹.«
    »Dann ist es also ein offenes Geheimnis?«
    »Jeder, der mich kennt, weiß, wie ich heiße … Aber ich mag Pseudonyme, und es ist einfach, sich eins zuzulegen: Man muss nur irgendeinen gewöhnlichen Vornamen nehmen und einen Straßennamen aus der Stadt anhängen als Nachnamen …«
    Der Kommissar schmunzelt hinter seinem Schnurrbart: »›Quique Aribau‹ … Ich verstehe …«
    Quique rutscht im Sessel hin und her, der ihm sehr nach neuem Leder zu riechen scheint: »Ich war noch nie in einem Kommissariat, ganz zu schweigen vom Büro des Hauptkommissars. Nicht schlecht, mmh? Ich habe es mir weniger … elegant vorgestellt. Etwas grauer, mit polierten Aktenschränken und Plastikstühlen. In Filmen sind Kommissariate immer überaus hässlich …«
    Er redet ziemlich schnell, die Äuglein leuchten unter den schlitzäugigen Lidern, und ein verschmitztes, fast kindliches Lächeln entwischt ihm von Zeit zu Zeit, das ihm dazu verhilft, auch da sympathisch zu wirken, wo jeder andere unverschämt ausgesehen hätte. Trotz seiner körperlichen Ausmaße, findet der Kommissar, dass er etwas von einem kleinen Kobold hat. Ein aufgeweckter kleiner Schalk. Was in Wirklichkeit auch beabsichtigt ist.
    »Das Gebäude hier ist neu. In dem alten standen noch Archivschränke aus Metall wie in den Filmen.«
    »Na, dieses neue sieht ja toll aus … Kommissariate haben mich schon immer interessiert, schon als kleinen Jungen … Gut, wahrscheinlich geht das allen Jungs so … Polizist ist ein sehr spezieller Beruf. Man stellt sich … keine Ahnung … etwas vor mit neuester Technik und Geheimnissen … Das ist natürlich interessant.«
    »Mir geht es genauso mit den Schriftstellern«, der Kommissar lächelt freundlich, ohne sich darum bemühen zu müssen. »Und ich habe bisher auch noch nie einen kennengelernt.«
    »Ah ja? Dann hoffe ich mal, dass ich Sie nicht enttäusche. Sie haben aber ein bisschen Pech mit mir. Ich denke, ich bin kein wirklich typischer Schriftsteller.«
    »Ach, nein?«
    »Nein … Alle anderen, die ich kennengelernt habe, sind Leute, die auf die eine oder andere Weise ihr ganzes Leben mit Lesen und Schreiben verbracht haben … Da bin ich dann eher einer, der plötzlich von einem andern Planeten dazugekommen ist.«
    »Schreiben Sie erst seit kurzem?«
    »Schon immer. Mit Schriftstellern ist es aber ein wenig wie mit Prostituierten, solange man damit kein Geld verdient, darf man sich nicht so nennen.«
    »Ja … Das ist wahrscheinlich eine eigene Welt für sich …«
    »Eine sehr kleine noch dazu. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass kein einziger Schriftsteller Freunde hat, die Tischler sind oder Vorhänge verkaufen.«
    »Bei der Polizei ist es ähnlich. Auch wir bleiben eher unter uns … Und wie haben Sie es geschafft, verlegt zu werden? Das dürfte nicht so einfach sein …«
    »Das war wie im Film … Eines Tages schickte ich ein Manuskript an drei oder vier Verleger und hatte Glück. Noch vor einem Jahr wollte mich niemand haben, die hätten mich nicht einmal als Bürohilfe genommen, und jetzt bietet mir alle Welt viel Geld dafür an, zu schreiben. Die sind doch alle verrückt geworden …«
    »Aber das ist doch gut, nicht? Da wären sicher viele gern an Ihrer Stelle und wünschen sich Ihren Erfolg …«
    »Ich will mich ja auch nicht beschweren … Aber Erfolg bringt auch einen Rattenschwanz mit sich, der mir gar nicht gefällt. Zum Beispiel habe ich festgestellt, dass ich es überhaupt nicht ausstehen kann, interviewt zu werden.«
    »Ah ja? Warum …?«
    »Jedes Mal beantworte ich diese Frage anders. In Ihrem Fall, bei einem Polizisten, würde ich sagen, dass es immer etwas Entwürdigendes hat, sich einer Befragung zu unterziehen. Jetzt wissen Sie sicher, was ich meine …«
    Der Kommissar schmunzelt: »Aber das Schreiben macht Ihnen Spaß, oder? Das ist doch das Entscheidende …«
    »Ehrlich gesagt, liegt meine Berufung eher darin, mich so schnell wie möglich aus allem Beruflichen zurückzuziehen und von den Geldanlagen zu leben. Halbwegs gut leben, meine ich natürlich: ein paar Wohnungen zu haben, einen Audi zu fahren …« Der Kommissar hört mittlerweile kaum mehr auf, hinter seinem Schnurrbart zu schmunzeln: »Einen gelben A3?«
    »Ich habe an einen marineblauen TT gedacht, aber jetzt wo Sie es sagen, ein gelber wäre auch nicht schlecht für das Ferienhaus.«
    »Dafür müssen wohl

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