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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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Du eine Badehose, wo Du nie an den Strand gehst. Sagst Du nicht immer, Du hättest eine Sonnenallergie?«
    »Für alle Fälle. Und am Montag gehe ich zum Autohändler, nur dass Du’s weißt.«
    ***
    Einer der Straftäter, der in der Psychopathy Checklist eine hohe Punktzahl aufweist, hat einen alten Herrn bei einem Diebstahl umgebracht. Er beschrieb die Tat folgendermaßen:
    Ich war gerade dabei, mich im Haus ein bisschen umzusehen, als der Alte die Treppen runterkam und … eh … voll anfängt rumzuschreien. Der bekommt voll einen Anfall [ … ] Da hab ich ihm eins vor den Kopf geknallt. Aber der Typ hört nicht auf. Da verpass ich ihm eins in den Nacken, der schwankt und fliegt auf den Boden. Da piepst der immer noch so rum wie ein Schwein, eh [lacht]. Da wurde ich dann natürlich nervös, und [ … ] hab ihm richtig eins gegen den Kopf getreten. Dann war endlich Ruhe. [ … ] Und ich wurde plötzlich voll müde, da hab ich ein paar Bier aus dem Kühlschrank geholt, den Fernseher angestellt und bin eingepennt. Die Bullen haben mich dann geweckt [lacht]«.
     
    Nachdem er diesen Absatz gelesen hat, beschließt der Kommissar, das Buch von Hare eine Weile zur Seite zu legen, in den ersten Stock hinunterzugehen, einen Kaffee zu trinken und möglichst mit jemandem zu plaudern.
    Beim Hinausgehen bleibt er kurz vor Varela stehen und sagt in nahezu vertraulichem Ton zu ihm: »Diesmal werde ich Sie noch nicht an den Galgen bringen lassen, aber Sie sollten wissen, dass Ihr Hemd einen Fleck hat … Sieht nach Tomate aus … Falls mich jemand sucht, ich bin in der Cafeteria.«
    Dort angekommen, freut er sich, Sanchís, den Pressechef zu sehen, der schief und krumm am Ende des Tresens steht. Er hat seine Uniform an.
    »Menschenskinder, Sanchís, Sie sehen ja aus wie ein Römer …«
    »Ach, ich habe um zwölf eine Pressekonferenz. Wegen der Schmuggelgeschichte im Hafen … Möchten Sie etwas trinken?«
    »Einen Koffeinfreien aus der Maschine. Ich habe heute früh schon drei Kaffee getrunken.«
    Sanchís ruft den Kellner und gibt die Bestellung auf.
    »Und? Wie geht’s unserem Schriftsteller?«, fragt der Kommissar.
    »Quique? Gut … Manchmal habe ich den Eindruck, dass ihm ein bisschen mehr Feuer gut tun würde, aber sympathisch ist er ja. Ich habe ihn schon im Morddezernat der ganzen Bande vorgestellt. Da ist er dann geblieben und hat mit Rodero im Büro geredet. Sie wissen ja, wie Rodero ist: mit seinen Minzbonbons und der Fliege … Ich nehme mal an, dass er ihn pittoresk fand.«
    »Ehrlich gesagt, ist er ja auch ziemlich pittoresk. Er hat mir erzählt, Interviews seien für ihn wie Verhöre«, der Kommissar schmunzelt. »Er macht aber ganz den Eindruck, als würde er seinen Beruf ernst nehmen. Ich muss zugeben: Das hat mir gefallen. Heutzutage arbeiten ja alle im Schneckentempo.«
    »Manchmal macht er mich ganz verrückt. Er will alles wissen: Ob die Putzleute hier auch Polizisten sind, in welchem Alter wir pensioniert werden, wo wir ›die Verkleidungen herbekommen … Vor allem sagt er mir immer, ich soll mir bloß keine Sorgen machen, in seinem Roman werden die Bullen die Guten sein …« Die zwei lachen. »Jetzt am Mittwoch wollen wir bei den Kriminalwissenschaftlern vorbeischauen … Ich habe ihn gefragt, ob er auch bei einer Autopsie dabei sein will und da hat er immerhin gesagt, dass er darüber nachdenken will.«
    »Jagen Sie ihm bitte keinen Schreck ein, Sanchís. Diese Woche muss er noch lebend bei mir ankommen. Ich will ein paar Sachen mit ihm besprechen … Da fällt mir ein: Wer von uns hier versteht eigentlich was von Gedichten?«
    »Pfff … Da müssten Sie am ehesten mit einem von den Psychos reden.«
    »Ja …«
    Sanchís grinst: »Jetzt erzählen Sie mir bitte nicht, dass Sie sich nach der Pensionierung der Dichtung widmen wollen …«
    »Nein. Es geht um die Uni-Pork-Geschichte … Ich habe da so eine Ahnung.«
    »Haben Sie mit dem Fall zu tun?«
    »Offiziell nicht, aber er geht mir nicht mehr aus dem Kopf.«
    Varela kommt eilig gelaufen. Er sieht den Kommissar am Tresen stehen und läuft auf ihn zu, um ihm etwas zu sagen: »Kommissar, gewaltsamer Raubüberfall im Plattengeschäft in der Santa-Cecilia-Straße, zwei Ecken weiter.«
    »Gibt es Verletzte?«
    »Einer der Verkäufer hat scheinbar was auf die Nuss gekriegt. Nichts Ernstes, aber er muss ins Krankenhaus gebracht werden. Da werden sie ihn schon wieder zusammenflicken. Wir haben einen Streifenwagen da, aber Batista fragt, ob sie einen Inspektor

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