Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
verlassen hast. Ja, jetzt hab ich’s gesagt. Du hast mich verlassen und mich untröstlich über den Verlust sitzen lassen. Und auch wenn ich weiß, dass du mir das nicht glauben wirst, ist mir doch wichtig, dich daran zu erinnern, dass nicht jeder Augenblick mit mir so schlimm war, wie du dir jetzt einredest. Ich hoffe, dieser Stein, den ich dir ohne jeglichen Hintergedanken schenke, kann dazu beitragen, dich daran zu erinnern.«
»Ich weiß, wo du den her hast«, sagt sie.
»Das glaub ich dir gern.« Er beugt sich zu mir und schnalzt mit der Zunge. Dann wendet er sich wieder zu Lita und spricht mit leiserer Stimme weiter. »Sei nicht dumm. Lass dir deinen gesunden Menschenverstand nicht von deinem Stolz vernebeln. Zumindest ist der Stein extrem wertvoll. Du kannst ihn verkaufen, wenn du willst. Aber ich hoffe, du entschließt dich dazu, ihn zu behalten. Es würde mir wirklich viel bedeuten.«
»Umso mehr ein Grund, ihn ins Klo zu spülen«, entgegnet sie und sieht zu, wie er ihn vor ihr auf den Tisch legt.
»Bleibt dir überlassen.« Er zuckt die Achseln. »Aber ich hoffe, du überlegst es dir noch mal.«
Er macht Anstalten zu gehen, als Lita den Arm hebt und mit dem Stein auf seinen Hinterkopf zielt. Doch ich halte sie auf, ehe sie ihn schleudern kann, und drücke ihren Arm wieder nach unten.
»Was hast du denn – bist du verrückt? Mir ist egal, wie viel der Stein angeblich wert ist. Glaubst du etwa, ich will das Ding?«
»Nein. Aber Paloma vielleicht.« Ich spreche absichtlich leise.
»Weshalb? Was siehst du?« Sie beugt sich zu mir.
»Du zuerst«, sage ich. »Ich will deinen Eindruck nicht mit meinem überlagern. Beschreib ihn genau, wie du ihn siehst.«
Sie legt ihn wieder auf den Tisch und rollt ihn hin und her. »Er ist erstaunlich groß. Wahrscheinlich ein Vermögen wert, genau wie er gesagt hat. Er glitzert und ist perfekt poliert und geschliffen. Er scheint makellos zu sein, doch das kann ich nicht sicher sagen. Ach, und die Farbe ist wirklich tiefblau. Regelrecht hypnotisierend. Oder zumindest wäre er das, wenn ich nicht wüsste, wo er herkommt.«
»Ist das alles?«
»Im Großen und Ganzen schon. Warum – was siehst du denn?«
»Auf mich wirkt er genau entgegengesetzt. Wie ein dunkler, bedrohlicher Klumpen.«
Sie zuckt zurück. »Also, jetzt will ich ihn schon gar nicht mehr!«, sagt sie und sieht zu, wie ich ihn mir auf die Hand hebe. »Und ich will auch nicht, dass du ihn nimmst. Ich finde, wir sollten ihn wegwerfen. Ich glaube, er ist irgendwie gefährlich.«
»Keine Sorge«, beruhige ich sie. »Die Richters kommen nicht an mich ran. Außerdem habe ich nicht vor, ihn zu behalten. Ich denke, wir können ihn Paloma vorbeibringen, sobald wir hier raus sind, und dann sehen wir ja, was sie davon hält.«
»Sollten wir dann nicht lieber gleich gehen?«
Ich schüttle den Kopf. »Nicht, nachdem Greyson endlich gekommen ist.«
Sechsundzwanzig
Daire
S owie wir am Portal anlangen, drehe ich mich zu Axel um. »Ab hier wirst du weniger zur Lösung und mehr zum Problem.«
Er starrt mich verständnislos an. »Ich weiß nicht, was du damit meinst.«
»Na ja, darfst du denn überhaupt für längere Zeit in die Mittelwelt reisen?«, frage ich und muss an damals denken, als Palomas Wolf in die Mittelwelt gekommen war, um beim Zurückholen ihrer Seele zu helfen. Er wurde immer schwächer, je länger sein Besuch dauerte, sodass Leftfoot ihn schleunigst in die Unterwelt zurückbringen musste, nachdem seine Aufgabe erledigt war. Ich darf nicht das Risiko eingehen, dass das Gleiche hier noch einmal passiert. Man kann nicht von mir erwarten, dass ich Axel in die Oberwelt zurückexpediere, nachdem ich selbst nur mit knapper Not von dort entkommen bin.
»Ich bin kein Tier«, stellt er fest, nachdem er meinen Gedanken belauscht hat.
»Stimmt, du bist ein Mystiker. Ein Mystiker, der Gedanken liest.«
Er zuckt die Achseln und hat offenbar keine Ahnung, wie ärgerlich, um nicht zu sagen zudringlich, sein mentales Lauschen ist. »Und dein anderes Problem?«
»Ich weiß nicht, wie ich dich erklären soll.«
»Ich weiß nicht, ob eine Erklärung erforderlich ist.«
Ich stöhne genervt und wünschte, ich hätte die Sache allein in die Hand nehmen können. Ich hasse es, in Axels Schuld zu stehen, und kann es gar nicht erwarten, dass unsere Verstrickung endet.
»Der einzige Zugang, von dem ich weiß, befindet sich im Rabbit Hole, und da ist es meistens rappelvoll. Oder zumindest war es das immer, ehe ich
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