Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
ohrfeigen. »Du kleiner …«, beginnt sie und verstummt abrupt, als er ihr Handgelenk mit der Faust umklammert.
»Ich mochte es schon immer, wenn du kratzbürstig wirst.« Er verstärkt seinen Griff und zieht sie so eng an sich, dass ich nicht weiß, ob er sie küssen oder beißen will. »Wenn du alte Zeiten wieder auffrischen willst, Darling, dann kann ich dich an ein wesentlich ungestörteres Plätzchen bringen.«
Sie reißt sich los und windet sich aus seiner Reichweite. »Zeit für dich zu vamanos«, sagt sie ohne jede Rücksicht auf korrektes Spanisch und in einem Ton, der keinen Zweifel daran lässt, dass sie jedes Wort ernst meint. »Du hast deinen Besuch von der anderen Seite des Raums zu lange ausgedehnt. Warum gehst du nicht lieber wieder rüber und tust so, als würdest du um deinen Bruder trauern?«
»Ich hab genug getrauert. Es ist doch wie in der Redewendung – das Leben gehört den Lebenden, stimmt’s? Außerdem – auch wenn du noch so cool tust, Lita, ich habe gesehen, wie du mich beobachtet hast. Ich habe gesehen, wie du mich angeschaut hast. Ich dachte, du wolltest dich entschuldigen.«
Ich konzentriere mich intensiv auf ihre Energie und versuche, sie mit meiner zu bändigen. Paloma hat mir diesen Trick neulich erst beigebracht, doch falls es je einen passenden Moment gegeben hat, um ihn anzuwenden, dann jetzt. Cade wirft ihr einen mit einem fetten Köder versehenen Haken hin, doch Lita darf sich nicht einmal einen kleinen Bissen davon erlauben.
»Ich habe Phyre angeschaut, nicht dich.« Litas Energie beruhigt sich, unterdrückt von meiner.
»Phyre?« Cade zuckt belustigt mit dem Mund. »Was soll das, Lita? Mich kannst du nicht ersetzen, also hast du dir gedacht, du probierst es mal mit einem Mädchen?« Er prustet los vor Lachen, als hätte jemand etwas Lustiges gesagt. »Oder vielleicht ärgert es dich auch, mit anzusehen, wie sie so einfach deinen Platz einnimmt?«
Lita antwortet mit einem Seufzen und einem Stöhnen.
»Dein Stolz ist verletzt. Das ist absolut verständlich. Trotzdem muss ich zugeben, das war die schnellste Übernahme, die ich je erlebt habe. So was wäre nie passiert, solange du mit mir zusammen warst. Und ich fürchte, du hast dich daran gewöhnt, es für selbstverständlich gehalten. Hast nicht begriffen, wie gut du es hattest, als du vom gesamten Richter-Clan beschützt worden bist. Aber jetzt, wo du auf dich allein gestellt bist, weißt du gar nicht, wie verletzlich du auf einmal geworden bist.«
Bei seinen Worten wird mir kalt. Genau wie er es beabsichtigt hat. Und zum ersten Mal, seit er zu uns herübergekommen ist, lässt Lita ihre coole Maske fallen und wird zusehends nervöser und zappeliger.
Cade bemerkt es ebenfalls und nutzt den Augenblick für seine nächste Attacke: »Auch wenn ich bereit bin, dir deine Übertretungen zu verzeihen, überleg bloß nicht zu lange. Wenn du darauf bestehst, dich weiterhin mit solchen Leuten zu umgeben«, er zwinkert mir zu, »dann werde ich leider nicht viel zu deinem Schutz unternehmen können.«
»Ich brauche deinen Schutz nicht!«, faucht sie, wobei sie die Worte regelrecht ausspuckt. Doch sie ist ziemlich verunsichert, und das spürt Cade ebenso deutlich wie ich.
»Die Uhr tickt, Lita. Deine Gnadenfrist läuft allmählich aus.«
»Auf jeden Fall ist die Haltbarkeitsfrist für dich und mich abgelaufen. Also tu dich doch mit Phyre zusammen, ja? Bestimmt ist sie gerne bereit, deinen stinkenden Kojotenatem in Kauf zu nehmen.«
Er grinst und hält sich die Handkante an die Stirn, als wollte er ihr salutieren. »Wie du willst. Aber reg dich nicht zu sehr auf, wenn du uns zusammen siehst. Denk dran – das hättest du sein können.«
Er wendet sich zum Gehen, wobei er mir wie ein grauer Klumpen erscheint, der sich zur anderen Seite des Raums aufmacht, als er sich plötzlich mit einer Hand an die Stirn schlägt, eine hastige Wende hinlegt und zu uns zurückkommt. Eine von vorn bis hinten inszenierte Parade.
»Fast hätte ich’s vergessen – ich hab ja was für dich.« Er greift in die Tasche und hält Lita etwas Kleines, Dunkles und Dräuendes hin. »Es ist ein Turmalin«, sagt er und drängt sie, ihn anzunehmen.
»Und warum sollte ich einen Turmalin von dir wollen?« Sie rutscht beklommen auf ihrem Stuhl hin und her und lässt die Hände im Schoß liegen, nicht bereit, den Stein entgegenzunehmen.
»Weil es ein seltener blauer Stein ist, der extrem wertvoll ist. Ich wollte ihn dir schon schenken, bevor du mich
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