Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
von dort weg bin. Das ist unglaublich riskant und gefährlich für Dace – ich kann es nicht zulassen, dass ihn die Richters in seinem augenblicklichen Zustand sehen. Außerdem wirkst du auf die Außenwelt auch ein bisschen merkwürdig. Sie werden dich als totenblassen Mann mit sonderbaren Augen betrachten, der ein Kleid trägt. Du wirst nicht richtig dazupassen.«
»Das krieg ich schon hin«, sagt er. Als er meine zweifelnde Miene sieht, fügt er hinzu: »Ehrlich. Betrachte das Problem als gelöst. Geh einfach voran.«
»Hier geht’s lang.« Ich zeige auf den dünnen Schleier vor uns. Den letzten in einer langen Reihe von Schleiern. Er nickt und bedeutet mir vorauszugehen, doch ich denke gar nicht daran. »O nein. Ich wende dir garantiert nicht den Rücken zu.«
»Eigentlich sollte eher ich das zu dir sagen, oder?« Er zieht eine Braue hoch und mustert mich scharf aus seinen violetten Augen. Trotzdem geht er vor und tritt durch den Schleier, Dace an seine Seite gestützt, während ich den beiden folge.
»Es ist schon spät«, meint Axel, der als Erster den Korridor erreicht. »Oder früh, je nachdem, aus welchem Blickwinkel du es betrachtest. Jedenfalls ist der Laden hier leer.«
»Das mag sein, aber es ist alles gespickt mit Überwachungskameras«, warne ich ihn und muss an meinen ersten Besuch hier denken, wie ich auf der Suche nach meinem Handy in Leandros Büro gelandet bin, nur um dort Cade dabei zu ertappen, wie er auf einer Monitorwand sämtliche Vorgänge im Club verfolgte.
»Sie können mich nicht sehen. Keine Angst.«
»Und das weißt du, weil …«
»Weil mich die meisten nicht sehen können.«
Ich bin alles andere als überzeugt.
»Es liegt daran, wie sich das Licht um mich herum bricht. Ich kann nur von denjenigen gesehen werden, die mich sehen sollen.«
Ich runzle die Stirn. »Aber deine Magie funktioniert nicht, schon vergessen?«
»Es ist keine Magie – es bin nur ich. Ich bin einfach so.«
»Cade hat dich gesehen«, hake ich nach, nicht bereit, so ohne Weiteres aufzugeben.
»Dafür habe ich zwar keine andere Erklärung als die, dass das besondere Umstände waren. Außerdem bin ich mir sicher, dass er, wenn ich ihm noch mal begegne, voll durch mich hindurchsehen wird.« Er fängt meinen misstrauischen Blick auf. »Neunundneunzig Prozent sicher.«
Da mir nichts anderes übrig bleibt, als auf seine Wahrscheinlichkeitsrechnung zu setzen, tappen wir langsam durch den Club. Auf einmal stehe ich vor ganz neuen Problemen, als mir klar wird, dass es keinen Weg hinaus gibt, ohne Alarm auszulösen.
Ich muss ein neues Portal finden! , denke ich nicht zum ersten Mal.
»Die Richters kontrollieren die Stadt und die Leute in ihr«, wirft Axel ein. »Ich bin sicher, sie halten derartige Sicherheitsmaßnahmen für überflüssig.«
Ein guter Einwand. Trotzdem atme ich erst aus, als er die Tür aufstößt und seine Vermutung beweist.
Wir marschieren über den Parkplatz und sind schon halb bei Dace’ Pick-up angelangt – Axel schwört, er braucht keinen Schlüssel, um ihn anzulassen –, als ich Audens alten Kombi ein paar Parklücken weiter stehen sehe. Voller Erleichterung stelle ich fest, dass meine Freunde meinen Rat in den Wind geschlagen und beschlossen haben, auf mich zu warten.
Ich klopfe gegen das Fenster auf der Fahrerseite und linse hinein. Auden und Xotichl sitzen vorn und plaudern mit Lita und einem Jungen, der mir vage bekannt vorkommt und mit Lita hinten sitzt.
Lita erspäht uns als Erste. Sie reißt die Tür auf und springt aus dem Wagen. Ihre dunklen Augen blitzen, und ihre Wangen weiten sich zu einem Grinsen, als sie Dace sieht. Doch dann registriert sie seinen verletzten, geschwächten Zustand und wendet sich betroffen an mich. »Was ist denn passiert? Ist mit ihm alles in Ordnung?«
»Er wird wieder gesund. Aber ich muss nach Hause zu Paloma, und zwar schnell.« Ich werfe einen argwöhnischen Blick auf ihren Freund auf dem Rücksitz, nicht bereit, noch mehr zu sagen, bis ich weiß, wer er ist, und vielleicht nicht einmal dann.
»Ach, das ist Greyson.« Lita zeigt mit dem Daumen in seine Richtung und blickt scharf rechts an mir vorbei. »Und du bist?«
Ich funkle Axel vorwurfsvoll an. Das hat ja super funktioniert mit der Lichtbrechung.
Ehe noch einer von uns antworten kann, sind Auden und Xotichl schon ausgestiegen und auf Dace losgestürmt. Offenbar ohne zu erkennen, dass Axel ihn stützt, dringen sie in seinen Raum ein. Axel springt erschrocken zur Seite, während Dace
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