Im Namen Ihrer Majestät
Mafia festgenommen zu haben. CNN brachte diese Story alle fünfzehn Minuten.
Schon das hätte vermutlich ausgereicht, um sämtliche schwedischen Radio und Fernsehsender dazu zu bringen, ihre Kanäle für die nächsten Stunden von Quizsendungen und rührseligen Geschichten zu säubern.
Doch als TT, die schwedische Nachrichtenagentur, die kurze Nachricht veröffentlichte, Polizeiinspektorin Eva-Britt Jönsson, die frühere Ehefrau von Flottillenadmiral Carl Hamilton, und ihr gemeinsames Kind, die sechsjährige Johanna Louise, seien vor elf Minuten vor der Kindertagesstätte Ekorren in Gamla Stan ermordet worden, hätte selbst der Ausbruch des Dritten Weltkrieges bei den Medien kaum eine größere Panik auslösen können.
Panik ist jedoch das falsche Wort. Hektische Aktivität wäre korrekter. Die einzigen Systeme, die bei der Ermordung von Ministerpräsident Olof Palme in Schweden normal funktionierten, waren die Medien gewesen. Überall sonst ging alles schief. Überall sonst.
Das Echo des Tages wurde jetzt ebenso wie die Fernsehnachrichten »Aktuellt« und »Rapport«, ja sogar die Nachrichtenalternative des kommerziellen Kanals, »News Light«, so schnell und effektiv mobilisiert, daß militärische Planer vor Neid grün geworden wären. Selbst die Träger blauer Uniformen wären vor Neid grün geworden.
Für Erik Ponti bedeutete diese Meldung, die gerade einlief, als er nach Hause gehen wollte, daß er sich von einem einsamen Leiter des Auslandsressorts in einen Zugführer in Gefechtslage verwandelte. Die Elitesoldaten strömten per Taxi von nah und fern herbei und meldeten sich zur Stelle, um sofort in den Kampf zu ziehen.
Von jetzt an gab es in sämtlichen Kanälen des Rundfunks eine verlängerte Echo-Sendung von zehn Minuten. Es würde eine lange Nacht werden. Bei der ersten Konferenz ging es darum, was man bis zur nächsten Halbstundensendung in zwanzig Minuten bringen solle. Man einigte sich schnell darauf, diese Sendung auf eine allgemeine Zusammenfassung der bislang eingegangenen Meldungen zu begrenzen. Drei Mann wurden abgestellt, um die technischen Details zu erledigen.
Die verbleibenden Journalisten begannen mit einer normalen schwedischen Konferenz. Die erste Frage lautete, ob die sizilianische Mafia eine konzentrierte Aktion gegen Hamilton organisiert habe. Das erschien den Anwesenden gelinde gesagt wahrscheinlich. Folglich wurde beschlossen, Material auszugraben, aus dem hervorging, was Carl Hamilton sowie bis heute nicht identifizierte schwedische Militärs auf Sizilien vor zwei bis drei Jahren gemacht hatten. Ein body count sei wichtig, wie besonders betont wurde. Wie viele Mafiosi hatten die Schweden getötet? Jetzt erfolgte offenbar die Rache.
Zwei Mann wurden dafür abgestellt. Die sizilianische Mafia? Wer zum Teufel wisse etwas darüber? Ja, es gebe da einen Lappalainen, oder wie der Kerl heiße, der zu diesem Thema gerade ein Buch veröffentlicht habe. Gut, dafür wurde ein weiterer Mann abgestellt.
Fünf Personen blieben im Raum sitzen. Erik Ponti wußte, daß sie in den folgenden Stunden alles unter Kontrolle haben müßten. Vor allem müßten sie die Bravournummer planen, die unbedingt gebracht werden müsse. Bei der wichtigen morgendlichen Sendung mußten alle Konkurrenten ausgestochen werden. Zu dieser Zeit schalte nämlich die Mehrheit aller Schweden das Radio ein, um zu erfahren, was in der Nacht geschehen sei.
Die Anwesenden zwangen sich fast demonstrativ zur Ruhe und begannen, langsam und nachdenklich zu sprechen.
Hamilton war Opfer einer Verschwörung, jedoch nicht von palästinensischer, sondern von sizilianischer Seite.
Die Säpo hatte jedoch gewaltige personelle Mittel eingesetzt, um eine Massenfestnahme von Arabern zu organisieren, hingegen keinerlei Ressourcen zur Verfügung gestellt, um Hamiltons Angehörige zu schützen, als seine frühere Frau und seine Tochter ermordet wurden, gab es offensichtlich keine Sicherheitswachen in der Nähe.
Wenn man von der Erklärung ausging, die Hamilton selbst als schlimmsten denkbaren Grund der Araberjagd der Säpo erwähnt hatte, daß die Sicherheitsbeamten nämlich selbst an diese Bedrohung glaubten, hätten die Entdeckungen der amerikanischen Bundespolizei in Kalifornien ihr Bild von der Realität zumindest kräftig korrigieren müssen. Das hätte vor sieben oder acht Stunden geschehen müssen. Der Mord an Polizeiinspektorin Jönsson und deren Tochter hatte sich vor weniger als einer Stunde ereignet. Hatte das FBI seine
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