Im Namen Ihrer Majestät
schwedischen Kollegen tatsächlich nicht gewarnt? Das hätten die Amerikaner in jedem Fall tun müssen, und dann hätte der Doppelmord in der Altstadt verhindert werden können.
Die Arbeit wurde verteilt. Ein Mann begab sich zum Tatort in Gamla Stan. Zwei Mann sollten freigelassene Araber auftreiben, um deren Auffassung über den Hintergrund der Razzia zu hören. So konnten die Journalisten herausfinden, ob man die Palästinenser verhört oder ihnen mitgeteilt hatte, welcher Verdacht überhaupt gegen sie vorlag. Ein Mann sollte den Sprecher der Säpo ausfindig machen und in Erfahrung bringen, wie der Wissensstand der Säpo war, und sich erkundigen, ob das FBI die Schweden gewarnt hatte oder nicht.
Erik Ponti übernahm die Aufgabe, irgendeine Quelle beim FBI in Washington aufzutreiben, eine Aufgabe, die vermutlich sehr mühsam sein würde. Wenn man andererseits wider Erwarten von dort eine positive Nachricht erhielt, würde die Säpo plötzlich ohne Hosen dastehen.
Erik Ponti holte frischen Kaffee, legte reichlich Schnupftabak ein und rief die Telefonauskunft an, um ein paar Nummern des FBI in Washington zu erfahren. Das war kein Problem.
Sich dann zum diensthabenden Sprecher des FBI durchzufragen, war ebenfalls noch leicht, doch dann begann es wie erwartet im Getriebe zu knirschen.
Erik Ponti mußte wie bei allen Gesprächen mit amerikanischen Behörden ausführlich erklären, wer er sei und welchen Titel er habe. Er buchstabierte seinen Namen, verteidigte seine schwedische Staatsangehörigkeit gegen den Verdacht, Italiener zu sein, gab aber zu, zum Teil italienischer Herkunft zu sein. Er stellte sich als Leiter des Auslandsressorts der Nachrichtenabteilung des staatlichen schwedischen Rundfunks vor und hinterließ seine Durchwahlnummer sowie Angaben über die Eigentumsverhältnisse beim besagten staatlichen schwedischen Rundfunk. Danach durfte er eine Frage formulieren.
Er fragte, ob das FBI nach der Entdeckung eines mit der Mafia in Verbindung stehenden Mordes im kalifornischen Santa Barbara, der sich indirekt gegen den schwedischen Flottillenadmiral Carl Hamilton gerichtet habe, Angaben darüber oder Warnungen an die schwedische Polizei oder die schwedische Sicherheitspolizei weitergegeben habe.
Er mußte seine Frage mehrmals wiederholen und verdeutlichen, bis der Mann am anderen Ende, der sich Special Agent Adams nannte, sie sorgfältig zu Papier gebracht hatte. Danach teilte Special Agent Adams mit, es sei üblich, relevantes Material an zuständige Empfänger bei ausländischen Polizeibehörden weiterzuleiten, doch in diesem speziellen Fall könne er leider nicht auf Details eingehen.
Erik Ponti fragte, ob dieser Mangel an präziser Information an mangelndem Wissen im aktuellen Fall liege oder ob es sich um eine Frage der Informationspolitik handle.
Auf diese Frage erhielt er eine Art »Kein Kommentar« zur Antwort, was den Eindruck erweckte, als hätte Special Agent Adams ganz einfach keine Ahnung.
Daraufhin fragte Erik Ponti, ob es wohl möglich sei, auf diese präzise Fragestellung präzise Angaben zu erhalten – hatte das FBI die schwedische Polizei gewarnt oder nicht? Und damit begann das Theater von vorn.
Er setzte dem Amerikaner geduldig weiter zu. Er wußte sehr wohl, daß amerikanische Beamte es nicht ertragen, wenn Leute, die in ihren Augen niedrigeren Rangs sind, aggressiv werden. Als Erik Ponti schon das Gefühl hatte, sich wie ein Papagei anzuhören, erschien sein Mitarbeiter im Zimmer, der die gleiche Frage bei der schwedischen Säpo gestellt hatte. Erik Ponti bekam einen Zettel auf den Tisch, der seine Miene aufhellte. Er nickte fröhlich, während er gleichzeitig mit einer vielsagenden Geste verdeutlichte, er sei dabei, einen Idioten zu befragen. Die Information, die er gerade auf den Tisch bekommen hatte, würde die Situation aber vielleicht ändern.
»Jetzt ist es so, Sir«, begann er erneut, »daß wir soeben erfahren haben, daß die schwedische Sicherheitspolizei offiziell dementiert, vom FBI eine Warnung erhalten zu haben.
Wenn Sie entschuldigen, Sir, das ist eine äußerst besorgniserregende Information. Vor einer halben Stunde wurde hier in Stockholm nämlich ein weiterer Mord verübt, bei dem vermutlich die Mafia ihre Hand im Spiel hatte. Die Opfer waren nahe Angehörige von Flottillenadmiral Hamilton. Und wie Sie verstehen, Sir…«
»Sie brauchen nicht mehr zu erklären, Mr. Ponti. Mir ist jetzt vollkommen klar, wie es sich verhält«, unterbrach ihn Special Agent Adams.
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