Im Namen Ihrer Majestät
Kriminalreporter zu nennen.
»Der Säpo-Chef persönlich«, schlug der politische Reporter vor.
»Kurden-Alf«, entschied Erik Ponti. »Er war derjenige, der vom FBI das Fax erhielt, und er war derjenige, der daraufhin keinerlei Maßnahmen ergriff. Er ist der Mann, der in erster Linie Blut an den Händen hat. Sollte er aber den Wunsch haben, den Säpo-Chef und andere in den Abgrund zu reißen, stehen wir natürlich gern zu Diensten. Oder?«
Die beiden anderen nickten zustimmend. Kurden-Alf hatte den Hals schon in der Schlinge. Sie brauchten nur noch zuzuziehen.
»Die Herren haben nichts dagegen, daß ich ihn selbst übernehme? Das ist nämlich etwas, worauf ich mich schon lange freue«, sagte Erik Ponti.
»Nun ja«, wandte der politische Reporter ein. »Das weiß jeder… ich meine, dein Engagement in diesen Fragen ist bekannt. Wäre es in taktischer Hinsicht nicht klüger…?«
»Ich halte es nur für gut, daß mein Engagement allgemein bekannt ist. Das gibt dem Ganzen noch ein wenig mehr Dramatik, und vielleicht bringt es Kurden-Alf auch dazu, noch mehr Lügen zu verbreiten, bevor er sich in der eigenen Schlinge verfängt. Ich übernehme das! That’s an order.«.
Der Mann, der allgemein Kurden-Alf genannt wurde, war offiziell Sektionschef der Sicherheitsabteilung der Reichspolizeiführung, wie die schwedische Sicherheitspolizei amtlich hieß. Informell sagten diese Leute »Säk«, niemals Säpo, wie es im gewöhnlichen Sprachgebrauch hieß.
Der für einen Sektionschef bei »Säk« ein wenig respektlose Spitzname Kurden-Alf war darauf zurückzuführen, daß er zu einem früheren Zeitpunkt seiner Laufbahn große und, wenn man einmal von der Publizität absieht, erfolglose Mühen aufgewandt hatte, um Kurden zu jagen. Diese Tätigkeit hatte im Zusammenhang mit der Jagd auf Palmes Mörder ihren Höhepunkt erreicht. Damals hatten die Sicherheitspolizei und ein leicht geistesgestörter Polizeipräsident in Stockholm nach der Theorie gearbeitet, die Kurden hätten Schwedens Ministerpräsidenten ermordet, weil das Regime in Iran ihnen ein eigenes freies Kurdistan zugesagt habe, wenn sie diese Aufgabe übernähmen. Einmal hatten Kurden-Alf und der Polizeipräsident sich in den Kopf gesetzt, Stockholms altes Olympiastadion am Valhallavägen zu mieten, um dort nach einer einzigen großen Welle von Massenfestnahmen, der sogenannten Operation Orion, alle in der Region Stockholm wohnenden Kurden zusammenzutreiben.
Das Justizministerium hatte von diesen Plänen Wind bekommen und sie durch energisches Eingreifen vereitelt. Man hatte den Kurdenjägern nachdrücklich klar gemacht, wie außerordentlich vorteilhaft eine solche »Operation« sei.
Somit war die Operation Orion zwar schon im Keim erstickt worden, aber die Geschichte kam trotzdem heraus. Im Zusammenhang damit entstand der Spitzname Kurden-Alf. Er wurde zunächst polizeiintern gebraucht, verbreitete sich später aber auch in den Medien.
Kurden-Alf selbst lebte im Augenblick noch in glücklicher Unwissenheit um das Telefongespräch, das er gleich führen würde. Er wußte auch noch nicht, daß seine weitere Polizeikarriere sehr rasch eine unerwartete Wendung nehmen würde.
Genau genommen lebte Kurden-Alf im Augenblick in glücklicher Unwissenheit um fast alles, was von einiger Bedeutung war. Er war nämlich angeln gewesen und hatte einen Kurzurlaub genommen, unter Hinweis darauf, daß er sowieso mit Gleitzeit arbeite und sofort wieder arbeiten könne, falls etwas passiere.
Aus Erfahrung klug geworden, wußte er, wie leicht diese angenehmen Angelstunden durch ein Handy oder einen Pieper zerstört werden konnten. Also hatte er auf diese kleinen Segnungen der Zivilisation verzichtet. Er war guter Laune, als er eine Viertelstunde vor der Rapport-Sendung um 19.30 Uhr zu seinem Haus in Bromma zurückkehrte.
Ihm war unbekannt, daß er gleich nach seinem Verschwinden zum Angeln auf Hechte ein Fax vom FBI erhalten hatte, das jetzt in seinem Dienstzimmer lag, wenn auch in dem Haufen mit dem Stichwort »wichtig«. Ihm war unbekannt, daß eine Polizeibeamtin sowie deren und Carl Hamiltons Kind ermordet worden waren, und folglich wußte er ebenfalls nicht, daß man die beiden Mörder gefaßt und vor kurzem identifiziert hatte.
Er stand in der Küche und putzte, leise vor sich hin pfeifend, den Fisch. Als das Telefon klingelte, sah er zunächst auf die Uhr. Es waren noch sieben Minuten bis zur Nachrichtensendung. Er sagte sich, daß er den Anruf noch schaffen würde, und
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