Im Namen Ihrer Majestät
diplomatisch an. Er merkte, daß der Verteidigungsminister keine Ahnung hatte, weshalb der Premierminister Großbritanniens nach Schweden gereist war.
»Ich nehme an, daß du das mit Bildt besprechen kannst. Das solltest ihr unter euch regeln«, sagte Carl, um nicht zur Klatschtante zu werden.
»Selbstredend«, erwiderte der Verteidigungsminister mit schnell zurückgewonnener Sicherheit. »Dann solltest du gleich loslegen! Es freut mich, dich so weit wiederhergestellt zu sehen. Das kann die Nation gebrauchen.«
Carl stand auf, verbeugte sich und ging, ohne noch etwas zu sagen. Der Verteidigungsminister war mit keinem Wort auf Carls Familientragödie eingegangen. Das war irgendwie sehr schwedisch und lag eher an einer Art Schüchternheit oder Empfindsamkeit als an mangelndem Einfühlungsvermögen.
Als er wieder auf dem Rücksitz des Wagens saß, der ihn zum Generalstab zurückbrachte, blätterte Carl nachdenklich in der Mappe, die der Verteidigungsminister ihm gegeben hatte. Natürlich, dieses Unternehmen war absolut möglich. Es ging nur darum, die Ebene des Einsatzes zu wählen und die Geheimhaltung zu wahren. Wenn auch nur ein Wort von den Plänen an die Presse durchsickerte, wäre alles zerstört. Im Augenblick erschien das tatsächlich als das im Vorweg größte Problem. Es war größer als alle künftigen Probleme, etwa Kraftstoffverbrauch der Hubschrauber, Bewaffnung, Nachtsichtgeräte und Konstruktion des Gefängnisses.
Als er wieder in seinem Dienstzimmer war, füllte er als erstes ein Anforderungsformular aus. Er wollte Fotos amerikanischer Spionagesatelliten bestellen. Das Ziel mußte bis ins kleinste Detail buchstäblich unter die Lupe genommen werden.
Schlimmstenfalls konnte sich das Unternehmen schon in diesem frühen Stadium als unmöglich erweisen.
Dann rief er Åke Stålhandske zu sich. Dieser schien nach dem Abschluß seines Anteils an den Operationen im Baltikum ein wenig im Abseits gelandet zu sein. Åke brauchte ohne jeden Zweifel einen neuen konkreten Job, auf den er sich stürzen konnte. Dieser würde ihm hervorragend ins Konzept passen.
»Operation Blue Bird«, sagte Carl anstelle einer Begrüßung, als Åke den Raum betrat, und warf dem verblüfften Freund die Mappe in die Arme.
»Ich bin gerade beim Verteidigungsminister gewesen. Er hat uns gebeten, die Grundzüge einer Befreiungsaktion zu entwerfen. Bei Saddam sitzen drei Schweden gefangen, und die Regierung möchte sie wohlbehalten nach Schweden zurückbringen lassen. Du sollst die Möglichkeiten erkunden. Alles verstanden?«
»Aber ja. Alles verstanden, zu Befehl«, sagte Åke Stålhandske zögernd. »Das hört sich für meine Begriffe aber reichlich ehrgeizig an. Die Amerikaner haben ja schon mal einen solchen Versuch gemacht, als…«
»Ich weiß!« schnitt ihm Carl das Wort ab und hob die Hand.
»Das war auch mein erster Einwand, als ich oben bei Anders Lönnh war. Ich dachte, das ist vollkommen meschugge.«
»Aber jetzt bist du anderer Meinung?« fragte Åke skeptisch.
»Ja«, erwiderte Carl. »Das Gefängnis liegt fünfzig oder sechzig Kilometer außerhalb von Bagdad in der Wüste und nicht in der Stadt. Und die Iraker dürfen in ihrem Land bekanntlich nicht herumfliegen, wie sie wollen. Die Amerikaner werden uns den Hin und Rückflug durch ihre Flugverbotszonen erlauben. Ich bin gerade dabei, Satellitenaufnahmen des Gefängnisses anzufordern.«
»Das verändert einiges«, sagte Åke Stålhandske und begann, neugierig in der Mappe zu blättern. »Außerdem ist es ja ausnahmsweise eine recht sympathische Operation, findest du nicht?« fügte er mit einem schüchternen Lächeln hinzu.
»Ja, der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, bestätigte Carl. »Wenn wir Landsleute aus den Klauen dieses Diktators befreien können, sollten wir schon unser Bestes tun. Du fängst damit an, die Logistik zu planen, würde ich vorschlagen.«
»Bevor wir Verwandte und derlei hereinziehen… ich sehe, daß sie ihre Angehörigen besuchen. Wir müssen uns von ihnen alle Informationen geben lassen, die wir kriegen können«, murmelte Åke Stålhandske, der sich schon in einige Details der Mappe zu vertiefen begann. »Operation Blue Bird. Hört sich im Vergleich zu anderen Dingen verdammt sympathisch an.«
»Das ist, wie schon gesagt, der Grundgedanke«, bemerkte Carl. »Mach dich an die Arbeit. Ich habe dem Verteidigungsminister innerhalb von zwei Tagen ein paar vorläufige Möglichkeiten zugesagt. Bis dahin solltest du die technischen
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