Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Details geschafft haben.«
    »Verstanden. Zu Befehl«, sagte Åke Stålhandske und erhob sich. Er sah aus, als wollte er noch etwas ganz anderes sagen, schien es sich aber anders zu überlegen und verließ dann entschlossen den Raum.
    Carl blieb einige Augenblicke still am Schreibtisch sitzen, bevor er aufstand, um zu Samuel Ulfsson zu gehen. Er wollte ihm von dem jüngsten Versuch der Regierung erzählen, den militärischen Nachrichtendienst dazu zu mißbrauchen, ihre Zahlen bei Meinungsumfragen aufzubessern. Denn soviel verstanden selbst die politisch nur wenig bewanderten Offiziere, die in der operativen Sektion des militärischen Nachrichtendienstes Schwedens arbeiteten: Es würde einigen Jubel geben, wenn eine entschlossene Regierung schwedische Gefangene aus einem irakischen Gefängnis befreite.
    Es schmeckte Carl jedoch nicht und war eher ein Gedankengang, der ihm nebenbei gekommen war. Wichtig war nur das, worauf Åke hingewiesen hatte: daß es richtig war, dies zu tun – im Gegensatz zu den meisten Aufträgen, die man ihnen in den letzten Jahren gegeben hatte.
    Samuel Ulfsson zeigte sich bestürzt, als Carl zu ihm hineinging und fast en passant von dem jüngsten Befehl der Regierung an die operative Sektion berichtete. Genau wie seine zwei Untergebenen ließ er sich schnell von den Möglichkeiten überzeugen, als er von den geographischen und geopolitischen Verhältnissen erfuhr. Die Gefahr, daß sie in die gleiche Lage gerieten wie Präsident Carter, war sehr klein. Sie holten ein paar Karten hervor und spekulierten unnötig lange über einige Details, die ohnehin von Åke Stålhandske geklärt und als Tatsachen auf den Tisch gelegt werden sollten. Dann machten sie sich fast beschämt klar, daß sie andere und im Augenblick drängendere Aufgaben zu bewältigen hatten.
    Erstens bestand die Möglichkeit, daß Carl schon in Kürze nach London reisen mußte, um dazu Stellung zu nehmen, ob Luigi aktiviert werden sollte, und zweitens konnte es ihm durchaus passieren, daß man ihn nach Sibirien schickte. Nämlich dann, wenn John Major und Carl Bildt sich neben dem Feuerwerk und den Barschen wichtigeren Fragen zugewandt hatten.
    Carl war ein wenig in der Klemme. Er hatte nämlich noch Vernehmungen des übergelaufenen GRU-Offiziers nachzuholen, eines Korvettenkapitäns namens Oleg Stolitschnin. Sie hatten sich bisher nur ein paarmal getroffen, um sich miteinander bekannt zu machen, eine Art Vertrauensverhältnis aufzubauen und eine Gesprächsebene für weitere Unterhaltungen zu schaffen. Stolitschnin wollte offensichtlich mehr Geld für mehr Informationen haben, und solche Absichten waren immer dubios. Bei dem Mann, den man bezahlte, bestand immer die Gefahr, daß er geldgierig wurde und Dinge zu verkaufen begann, die er gar nicht in der Hand hatte. Das konnte dazu fuhren, daß zahlreiche wertlose Informationen ins System strömten. Komischerweise bestand im Augenblick gerade an Bargeld keinerlei Mangel, da der schwedische Nachrichtendienst aufgrund seiner eigenartigen Geschäfte im Baltikum gegenwärtig einen nachgerade peinlich hohen Gewinn abwarf.
    »Ich sollte natürlich lieber gleich mit diesem Stolitschnaja loslegen«, sagte Carl und sah auf die Uhr. »Aber…«
    »Stolitschnaja?« unterbrach ihn Samuel Ulfsson und machte ein fragendes Gesicht.
    »Das war nur ein Scherz. Sein Name erinnert mich an diese Wodka-Marke«, erklärte Carl schnell. »Aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich ihn ab morgen früh gern in die Mangel nehmen und dann den ganzen Tag mit ihm sprechen. Aber vorher muß ich kurz nach Hause…«
    »Ja, natürlich«, sagte Samuel Ulfsson leise. »Wie geht es ihr, und wie erträgt sie es?«
    »Schwer zu sagen«, sagte Carl und wandte sich ab. »Man hat ja keinen Vergleich. Was heißt es eigentlich, es gut zu ertragen? Wie erträgt man es schlecht? Man hat zwei unserer Kinder ermordet, und ich vermute, daß das für die meisten Menschen sehr schwer zu ertragen ist. Für uns auch.«
    Samuel Ulfsson wollte noch etwas sagen, wußte aber nicht genau, was, und zündete sich eine Zigarette an, um sein verlegenes Schweigen zu kaschieren.
    »Falls wir noch irgendwas tun können, weißt du, daß wir für dich da sind«, sagte er nach dem zweiten Zug.
    »Im Moment nichts Konkretes«, erwiderte Carl. »Dieser Sicherheits und Überwachungsapparat hat sozusagen eine doppelte Wirkung. Einerseits kann ich ihr erklären, daß man uns zumindest nicht in unseren Betten ermorden kann, doch andererseits sagt

Weitere Kostenlose Bücher