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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sie, nun ja, nicht direkt, aber sie deutet an, daß sie das Gefühl hat, in einem Gefängnis zu wohnen. Und so ist es sicher auch.«
    »Ja, aber was gibt es für eine Alternative?« fragte Samuel Ulfsson hilflos.
    »Sie glaubt, Kalifornien sei die Alternative.«
    »Das ist sie doch letztlich auch nicht.«
    »Nein, kaum. Der ursprüngliche Grund, dorthin zu ziehen, ist ja buchstäblich ausgelöscht. Aber sie steckt noch irgendwie in dieser Gedankenbahn, und mir ist noch keine gute Erklärung dafür eingefallen, nun, du verstehst schon, wofür.«
    »Daß Stenhamra bedeutend sicherer ist als Kalifornien?« fühlte Samuel Ulfsson unsicher vor. Er drückte seine halbgerauchte Zigarette aus und zündete sofort eine neue an. Das tat er immer, wenn er unter Streß stand oder sich konzentrierte.
    »Ja, genau«, bestätigte Carl. »Die Alternative wäre allenfalls, Namen und Identität zu wechseln. Doch dann würden wir nie ein normales Leben führen können. Urplötzlich würde irgend so ein verdammter Journalist die Enthüllung seines Lebens präsentieren und einen Preis dafür erhalten, daß er unsere Tarnung zerschlägt. Und dann müßten wir Hals über Kopf aufbrechen und wieder umziehen.«
    »Das müßte Tessie eigentlich verstehen«, sagte Samuel Ulfsson. »Sie ist ja im Oberstübchen nicht gerade minderbemittelt.«
    »Nein, aber darum geht es nicht«, sagte Carl zögernd. »Ich glaube, es ist eine Frage von Gefühlen. Rein logisch gesehen ist es leichter, sich auf den Mälar-Inseln oder in Stockholm vor Italienern zu schützen als in einem Land mit Millionen von Italienern, die sich der Umgebung anpassen, wo immer sie sich aufhalten, ob Sizilianer oder nicht. Hier in Schweden haben sie jedenfalls hundert Prozent Verluste gehabt, als sie Leute herschickten. Das müßte letztlich einen abkühlenden Effekt haben.«
    »Man sollte es meinen«, knurrte Samuel Ulfsson. »Jedenfalls meint man das, wenn man ein normaler, leidenschaftsloser Nordeuropäer ist. Doch Luigi zufolge funktioniert diese Logik bei unserem sizilianischen Feind nicht.«
    »Nein«, sagte Carl trocken. »Möglicherweise tut sie das nicht. Aber trotzdem haben sie hier Verluste von hundert Prozent gehabt, und dieser Chance muß ich doch den Vorzug geben. Wenn sie es wieder versuchen, ist die Wahrscheinlichkeit, daß wir sie kriegen und selbst davonkommen, hier größer als in Kalifornien. So einfach ist es nun mal.«
    »Schon möglich, aber das müßtest du Tessie doch erklären können.«
    »Wahrscheinlich. Im Augenblick aber nicht, wie ich glaube. Außerdem muß ich noch erklären, daß ich sie und Ian Carlos schon wieder allein lassen muß, weil ich in einer angeblich unerhört wichtigen Sache verreise. Das wird auch nicht ganz leicht werden.«
    »Schieb es einfach auf die Operation Blue Bird«, sagte Samuel Ulfsson so schnell und spontan, daß sein Erröten ihn erst einholte, als Carl seine Verblüffung schon überwunden hatte.
    »Ich verlasse Heim und Herd, um schwedische Menschenleben zu retten? Soll ich ihr die Sache etwa so erklären?« fragte Carl. Seine lebhafte Mimik von vorhin war jetzt wie weggeblasen. Ulfsson entschied sich, trotzdem nicht zurückzunehmen, was er gesagt hatte.
    »Aber ja«, sagte er. »Ich bin wirklich der Ansicht. Tessie dürfte kaum etwas gegen die Operation einwenden, wenn sie erfährt, wie es sich verhält. Außerdem ist es ja nicht ganz unwahr. Dieses andere, London und Sibirien und was sonst noch kommen kann, ist immerhin bedeutend wichtiger als die Rettung von drei schwedischen Gefangenen. Ich meine, jedenfalls ganz objektiv gesehen. Aber gefühlsmäßig und subjektiv…«
    »Du hast recht«, erwiderte Carl knapp. »Ich erkläre es ihr, als ginge es nur um Blue Bird. Das Leben muß weitergehen, es muß alles wieder normal werden, ungefähr so. Apropos Normalisierung: Könntest du mit Elsa irgendwann am Wochenende zum Essen rauskommen? Ich glaube, wir müssen allmählich wieder mit Leuten umgehen.«
    »Gern, wann immer es dir recht ist«, sagte Samuel Ulfsson.
    »Aber was jetzt diesen Stolitschnin angeht – du willst, daß wir ihn dir morgen früh herfahren?«
    »Ja, das wäre mir recht«, sagte Carl und stand auf. »Vielen Dank übrigens für deinen Rat«, sagte er, als er sich in der Tür umdrehte.
    »Grüß Tessie von mir«, sagte Samuel Ulfsson und stieß einen erleichterten Seufzer aus, den er nicht verstand und dessen er sich ein wenig schämte, als Carl verschwunden war.
    Carl fuhr in ruhigem Tempo und hielt sich

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