Im Namen Ihrer Majestät
jetzt in die USA weiterziehen wollen. Wir leiden andererseits keinen Mangel an Geld. Unser Problem ist eher immateriell. Wir möchten nur zutreffende Informationen haben. Das werden Sie doch verstehen?«
»Selbstverständlich, Herr Admiral!«
»Nun. Ich habe mir noch einmal die Analysen dessen angesehen, was Sie vergangene Woche gesagt haben. Dabei ist mir, wie ich Ihnen jetzt in aller Offenheit mitteilen muß, eine Häufung grundloser Spekulationen und nachprüfbar unrichtiger Angaben aufgefallen, die mir Kummer macht. Nein, unterbrechen Sie mich nicht! Sie sind selbst Offizier des Nachrichtendienstes, ein Kollege also. Sie wissen, welche Komplikationen das mit sich bringt, nicht wahr?«
Der Russe sank bei Carls harten Worten leicht zusammen und sah plötzlich ängstlich aus. Er hatte auf diese besondere Weise Angst, die bei Männern vorkommt, die in Berufen arbeiten, in denen man seine Furcht nicht zeigen darf. Stolitschnin entschied sich dafür, aggressiv zu werden. Er ließ eine lange Tirade hören. Er habe seine Familie und sich in schwedische Hände begeben und natürlich keinerlei Möglichkeit, sich selbst zu schützen, sondern müsse den schwedischen Kollegen vertrauen. Jedoch sei ein Ehrenwort ein Ehrenwort, und am wichtigsten sei es, seine Agenten nie im Stich zu lassen. Das habe noch nie ein Nachrichtendienst getan. Nicht der sowjetische, nicht der russische, nicht der schwedische, nicht der amerikanische, ja, nicht einmal der englische Schwulen-Nachrichtendienst tue so etwas.
Carl beobachtete seinen russischen Kollegen, ohne eine Miene zu verziehen. Er wartete. Die Furcht seines Gegenübers diente überdies nur seinen Zwecken.
»Sind Sie fertig, Herr Korvettenkapitän?« fragte Carl ruhig, als dem anderen schließlich die Luft auszugehen schien. Die Worte hatten sichtlich nicht den geringsten Effekt auf ihn gehabt.
»Ja. Danke, Herr Admiral«, sagte der Russe resigniert.
»Gut. Sehr gut«, sagte Carl. »Dann hören Sie mich jetzt an. Ich habe Ihnen nämlich einen Vorschlag zu machen, einen konkreten und unmißverständlichen Vorschlag. Erstens. Wir müssen noch einmal alles durchsprechen, was Sie in der letzten Woche gesagt haben, und alles streichen, bei dem Sie sich Ihrer Sache nicht sicher sind. Zweitens. Sie müssen mir eine Information geben, die den Tatsachen entspricht und nachprüfbar und wertvoll ist. Dahinter steht natürlich unsere Absicht, unser kleines Geschäft zu Ende zu bringen. Anschließend werden wir Sie großzügig entlohnen und dafür sorgen, daß Sie und Ihre Familie sicher in die USA gelangen. Wie finden Sie das?«
Während Carl den Kollegen betrachtete, der mit ihm in dem kleinen Wohnzimmer mit den braunen, halb zugezogenen Gardinen saß, erkannte er, daß er sehr zwiespältige Gefühle hatte. Einerseits verachtete er den Mann, der sein Land für Geld verriet. Andererseits traf es zu, daß alle in dieser Branche ihre Agenten pflegen mußten. Auch hier galt es, diese Regel bis aufs I-Tüpfelchen zu befolgen. Der Mann war aber trotzdem nur ein Spitzel, der für Geld arbeitete, selbst wenn alles, was er berichtete, künftig große Bedeutung für die schwedische Jagd auf fremde U-Boote hatte, das Gebiet, das in Schweden sowohl Politiker als auch Leute des Nachrichtendienstes höher schätzten als alles andere.
Der Mann wand sich eine Weile, und Carl ließ es zu, ohne ihn zur Eile zu drängen.
»Ich habe eine Frage, Herr Admiral?« sagte der Russe schließlich sichtlich gequält.
»Bitte sehr, Herr Korvettenkapitän«, erwiderte Carl demonstrativ freundlich.
»Falls wir die Korrekturen vornehmen, die Sie freundlicherweise vorgeschlagen haben, Herr Admiral, wie sieht dann der Preis aus?«
»Hunderttausend Dollar, vorausgesetzt, wir stellen fest, daß Ihre Korrekturen gewissenhaft sind.«
»Gut«, ließ sich der Russe mit einem Seufzer der Erleichterung vernehmen. Er hatte zu schwitzen begonnen. »Und der Preis für weitere wertvolle und nachprüfbare Informationen?«
»Lassen Sie sie mich erst hören, dann reden wir über den Preis«, sagte Carl behutsam.
»Nun, dann habe ich noch folgendes zu sagen. Ich bin überzeugt, daß Sie die Information auf der Stelle beurteilen können, Herr Admiral. Das wird dann also mein letzter Beitrag?«
»Ja, Herr Korvettenkapitän, das wird Ihr letzter Beitrag, und ich werde Ihnen auch sagen, warum. Sie sind inzwischen so weit, daß Sie angefangen haben, uns aufs Geratewohl etwas zu erzählen oder gar zu lügen, um mehr Geld zu erhalten.
Weitere Kostenlose Bücher