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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Dann müssen wir unsere Verbindung auf korrekte Weise beenden. Wie Sie wissen, ist Desinformation eine sehr schädliche Sache.«
    »Ja, ich weiß, das ist durchaus so, Herr Admiral. Aber ich hoffe, Sie verstehen meine Lage.«
    »Durchaus. Ich verstehe Ihre persönliche Situation, und gerade aus diesem Grund wünsche ich, daß der schwedische Nachrichtendienst und Sie selbst das Geschäft auf die bestmögliche Art und Weise beenden. Nun, wie sieht Ihr Beitrag aus, Ihr letzter Beitrag?«
    »Es geht um eine Operation, die der schwedische Nachrichtendienst in Estland durchführt«, sagte der Russe mit einiger Anstrengung.
    »Gut«, erwiderte Carl. »Also Estland. Und was tun wir dort?«
    »Sie führen eine sehr gute maskirowka vor. Wenn ich so sagen darf, Herr Admiral. Sie sind sehr erfolgreich gewesen. Doch jetzt zur Sache!«
    »Richtig. Jetzt zur Sache. Sie betreiben in Tallinn ein Unternehmen mit Namen HSI AB. Diese Firma soll den Anschein erwecken, als betreibe sie undurchsichtige Geschäfte mit Metall. In Wahrheit ist sie nur eine Kulisse für eine nachrichtendienstliche Operation. Der Chef ist ein schwedischer Offizier, dessen Name auf russisch so etwa heißt wie Handschuh aus Stahl. Der Grund, daß ich gerade mit ihm Kontakt aufnahm, als er sich in Riga aufhielt, um den Geschäftsmann zu spielen, ist folgender: Ich wußte nämlich, daß er in Wahrheit ein Offizierskollege war. Ihre Operation ist uns also bekannt… Ich meine dem GRU. Habe ich damit genug erklärt? Dieser Kollege, also dieser Handschuh aus Stahl, steht seit einiger Zeit auf der Liste taktischer Ziele.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Carl, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Und wenn dieses nun mein letzter und wertvoller Beitrag war, wie würden Sie den Geldwert einschätzen, Herr Admiral?«
    »Noch einmal hunderttausend Dollar«, sagte Carl und erhob sich, woraufhin sein rangniederer Kollege ebenfalls aufstand.
    »Es ist angenehm gewesen, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Herr Korvettenkapitän«, sagte Carl und streckte die Hand aus.
    »Verzeihen Sie mir, Herr Admiral, aber ich bin nicht ganz sicher, ob ich den Inhalt dessen, was Sie gesagt haben, richtig verstanden habe«, erwiderte der Russe konsterniert.
    »Ach was!« sagte Carl mit einer russischen Geste, die ungefähr bedeutete, scheiß der Hund drauf. »Das war nur eine direkte Übersetzung eines sehr amerikanischen Ausdrucks. So heißt es in den USA, wenn man ein Geschäft abschließt. Das werden Sie, wenn alles gutgeht, bald erleben.«
    »Danke, Herr Admiral!«
    »Nun. Bevor wir uns trennen«, sagte Carl zögernd und zog die Hand zurück, »möchte ich Ihnen noch einen letzten guten Rat geben.«
    »Danke, ja gern, Herr Admiral!«
    »Wenn Sie in die USA kommen, was wahrscheinlich schon nächste Woche der Fall sein wird, dürfen Sie alles tun, nur nicht lügen. Sobald Sie spekulieren, sollten Sie darauf hinweisen, daß Sie Spekulationen anstellen. Wir bei den westlichen Nachrichtendiensten sind allergisch gegen russische Überläufer, die das Blaue vom Himmel herunter lügen. Es hat im Lauf der Jahre zuviel davon gegeben.«
    »Operation Doppelflinte?« fragte der Russe lächelnd.
    »Aha«, sagte Carl. »So heißt das also auf russisch? Interessant. Nun, wir nennen so etwas ›auf zwei Schultern tragen‹. Wie gesagt, wenn Sie dort sind, dürfen Sie auf keinen Fall lügen. Seien Sie jetzt so gut und säubern Sie das Protokoll der letzten Woche. Ihr Geld erhalten Sie in der Form, in der Sie es vorziehen, alles nach Abmachung. Und hier trennen sich unsere Wege!«
    Carl salutierte demonstrativ, da er schon seine Uniformmütze aufgesetzt hatte und den respektvollen Abschied des offiziellen Schweden von einem seiner Agenten betonen wollte. Und weil er noch einen verschwitzten und zu langen Händedruck vermeiden wollte.
    Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging schnell hinaus. Die schwedischen Sicherheitsbeamten, die kein Wort der Unterhaltung verstanden hatten, sprangen auf, um ihm zu folgen. Die anderen beiden, die dableiben mußten, hantierten nachdenklich mit ihren Spielkarten.
    »Ist es gutgegangen?« fragte der Sicherheitspolizist, der neben dem Fahrer saß und der Vorgesetzte seines Kollegen am Lenkrad war.
    »Ja, es ist gutgegangen«, erwiderte Carl kühl.
    »Soviel wir wissen, ist der Überläufer eine Art Marineoffizier. Es hat natürlich was mit U-Booten und so zu tun?« fragte der Beamte auf dem Beifahrersitz.
    Carl zögerte absichtlich mit der Antwort. Als die beiden anderen schon das

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