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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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werden.
    Alles in allem sah es so gut aus, daß Åke Stålhandske nicht am Zustandekommen des Vorhabens zweifelte. Wenn die Besucher mit ein wenig Spionage dazu beitrugen, war das Unternehmen mehr als durchführbar, fast bombensicher. Das mußte der Ausgangspunkt sein. Der Rest war Geld, Diplomatie und Benzinverbrauch sowie die Zahl der Schweden, die Gefahr liefen, die irakischen Gefängnisse noch mehr zu füllen.
    Plötzlich kam Åke Stålhandske die Erkenntnis, daß es jetzt wohl zu seinen Obliegenheiten gehörte, schnell eine Kleiderfrage zu regeln. Carl hatte seine Uniform getragen, als man ihn beschoß. Die Uniform war von Chirurgen und Krankenschwestern aufgeschnitten worden. Jetzt waren nur noch blutige Insignien übriggeblieben, Rangabzeichen und Ordensspangen, wie im Fernsehen genau zu besichtigen gewesen war. Diese Dinge mußten gereinigt und auf eine neue Uniform aufgenäht werden, damit Carl den Geheimdienst Seiner Majestät würdig vertreten konnte, wenn er den Verwandten begegnete, die vom schwedischen Nachrichtendienst angeworben werden sollten.
    Kleiderpflege, schrieb er und unterstrich mit einem dicken roten Strich.
    *
    Oleg Stolitschnin und seine zwei schwedischen Bewacher hatten in den letzten vierundzwanzig Stunden nichts anderes getan, als zu essen, zu trinken und Karten zu spielen. Die beiden Schweden konnten kein Russisch, und Oleg Stolitschnins Englisch bestand hauptsächlich aus absurd spezialisierten militärischen oder marinetechnischen Begriffen. So hatten sie sich meist gelangweilt oder Karten gespielt. Alle drei seufzten erleichtert auf, als der schwarze Volvo vor der abseits gelegenen Villa in Bromma hielt und zwei Männer, die nichts anderes sein konnten als Säpo-Beamte, ausstiegen und sich vorsichtig umsahen, bevor einer die hintere Tür aufmachte. Sie sahen, daß ein hoher Marineoffizier jetzt im Schutz der beiden Sicherheitsleute schnell die zehn Meter zum Haus hinaufging und eintrat, ohne anzuklopfen; die Besucher mußten vorhergesehen haben, daß die Männer im Haus sie schon entdeckt hatten. Korvettenkapitän Stolitschnin fuhr zusammen, als er Carl zum ersten Mal in Uniform sah. Es lag jedoch nicht daran, daß der Schwede einen höheren Rang hatte als er selbst. Das war ihm schon klar gewesen. Doch wie alle Militärs musterte er als erstes die Uniform, und sofort erkannte er die Ordensspange des Roten Sterns und das russische Sankt-Georgs-Kreuz.
    »Herr Admiral, es ist mir eine Ehre, Sie wiederzusehen«, sagte Oleg Stolitschnin.
    »Soso, jetzt wollen wir aber nicht übertreiben, Genosse Korvettenkapitän«, sagte Carl und setzte sich. Er gab dem Russen ein Zeichen, sich ebenfalls zu setzen.
    »Erlauben Sie eine Frage, Herr Admiral?« fragte der Russe.
    »Selbstverständlich, Herr Korvettenkapitän!« erwiderte Carl.
    »Ich bitte um Verzeihung, falls ich impertinent oder aufdringlich erscheine, Herr Admiral, aber ich glaube an Ihrer Uniform abzulesen, daß Sie sowohl mit dem Roten Stern als auch unserem neuen Sankt-Georgs-Kreuz ausgezeichnet worden sind. Stimmt das?«
    »Ja, das haben Sie richtig beobachtet, Herr Korvettenkapitän«, entgegnete Carl abweisend.
    »Diese beiden Orden dürften Sie als einziger in der Welt tragen, Herr Admiral. Ich meine, daß Sie sowohl von dem früheren Regime als auch von dem jetzigen ausgezeichnet worden sind«, fuhr Oleg Stolitschnin fort. Er schien gegenüber Carls abweisender Haltung bei der Frage unempfindlich zu sein.
    »Auch das ist korrekt beobachtet, aber es ist mir leider nicht möglich, Ihnen das näher zu erklären, Herr Korvettenkapitän. Ich hoffe, Sie respektieren das. Allerdings sollten Sie vielleicht notieren, daß ich diese Auszeichnungen offen trage. Es ist also nicht so verdächtig, wie es vielleicht erscheint. Nun, können wir jetzt zum Geschäft kommen?«
    »Selbstredend, Herr Admiral!«
    »Dann möchte ich zunächst darauf hinweisen, daß ich ein wenig bekümmert bin. Unsere Situation ist im Augenblick kompliziert und schwierig. Ihr Interesse, für das ich Verständnis habe und ganz und gar nicht basierend auf moralisierenden … wie heißt es?«
    »Moralisierenden Maßstäben betrachte, Herr Admiral.«
    »Manchmal fallen mir im Russischen nicht die richtigen Worte ein. Sie müssen entschuldigen.«
    »Ihr Russisch ist verblüffend gut, Herr Admiral.«
    »Danke. Gleichwohl möchte ich über Ihr Interesse an mehr Geld nicht den Stab brechen. Geld können wir alle gebrauchen, und Ihre Situation ist nicht ganz einfach, da Sie

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