Im Namen Ihrer Majestät
Flüstern in einer Abendzeitung das ganze Unternehmen gefährden konnte, und ihre Verwandten dann möglicherweise eine noch längere Strafe zu verbüßen hatten.
Das war nicht ganz einfach. Doch es gab eine Möglichkeit: Carl mußte das übernehmen. Die Verwandten werden abgeholt und zum Generalstab gebracht, um Auskunft zu geben, notierte Åke Stålhandske. So schnell wie möglich. Carl soll die Überzeugungsarbeit leisten.
In Uniform, fügte er hinzu und unterstrich es zweimal. Man brauchte kein großer Psychologe zu sein, um zu erkennen, welche Bedeutung es in diesem sensiblen Zusammenhang hatte, wenn Carl in Uniform auftrat.
Åke Stålhandske schrieb die Namen der Angehörigen auf, die der Abendpresse zufolge das Gefängnis besucht hatten, Ehefrauen, Brüder, eine Schwägerin, in einem Fall die Eltern.
Es war wichtig, das Unternehmen mit einem möglichst kleinen Aufgebot an Personal durchzuführen. Für den eigentlichen Einsatz waren nur zwei oder drei Mann im Gefängnis nötig sowie zwei oder drei, die auf dem Fußballplatz die Umgebung des Hubschraubers sicherten.
Rein theoretisch ließ sich das Unternehmen von vier Staaten aus abwickeln. Von Kuwait aus waren es mehr als fünfhundert Kilometer – der größte Abstand zum Ziel. Von Saudi-Arabien, das am nächsten lag, waren es gut hundert Kilometer. Von Jordanien und Syrien aus war es nicht so weit wie von Kuwait, aber weiter als von Saudi-Arabien.
Die Länge der Flugstrecke bestimmte über die Größe des Einsatzes. Mit Ausnahme von Saudi-Arabien mußten die Hubschrauber einmal oder schlimmstenfalls mehrmals neu aufgetankt werden. Das bedeutete, daß man eventuell gezwungen war, eine auffällig große Menge Material mitzubringen. Zwei Hubschrauber für den eigentlichen Einsatz, drei für Kraftstofftransporte.
Je mehr Hubschrauber, um so mehr Menschen in der Gefahrenzone. Die Kosten waren vielleicht nur von theoretischem Interesse, wenn man sie in Geld berechnete; Schweden hatte vor kurzem für fünfundsechzig Millionen Kronen Medikamente an den Irak geliefert, um den irakischen Diktator dazu zu bewegen, die Gnadengesuche der drei Schweden wohlwollend zu behandeln.
Außerdem würden die rein ökonomischen Kosten von Politikern der schwedischen Regierung festgesetzt werden. Und deren Kalkül legte vermutlich einen ungeheuren politischen Triumph in die eine Waagschale und einen in ökonomischer Hinsicht vollkommen uninteressanten Geldbetrag in die andere.
Ihn interessierte statt dessen die Frage, wie viele schwedische Menschenleben in die andere Waagschale gelegt werden sollten. Theoretisch war es kein schwieriges Unternehmen. Doch Theorie konnte sich schnell in Konfetti verwandeln, wenn etwa ein Sandsturm die Motoren der Hubschrauber lahmlegte, woran die amerikanische Expedition gegen den Iran gescheitert war.
Wenn der Befreiungsversuch im Iran gelungen wäre, hätte Präsident Carter die Wahl gewonnen und wäre an der Macht geblieben. Dann hätte Reagan keine Möglichkeit erhalten, die Sowjetunion in die Knie zu rüsten, und dann würde die Sowjetunion noch existieren. War es also ein Glück für die ganze Menschheit, daß die Befreiung nicht gelungen war?
Nachdenklich lächelte Åke Stålhandske über die zumindest scheinbar logische Gedankenkette und prüfte schnell eine neue. Die Befreiung der drei Schweden hatte, wie es aussah, zumindest eine neunzigprozentige Chance zu gelingen. Carl Bildt und sein Verteidigungsminister würden sich eine Reihe von Siegesparaden gewiß nicht nehmen lassen. Kein Auge würde trocken bleiben. Wenn also der schwedische Nachrichtendienst bei diesem eigentlich sinnvollen Auftrag, erfolgreich war, würde das vielleicht vier weitere Jahre mit einer rechtsgerichteten Regierung bedeuten. War das gut für Schweden?
Åke Stålhandske nahm sich zusammen und machte sich wieder an die Arbeit. So wie er es sah, mußte die Möglichkeit Jordanien aus politischen Gründen ebenso ausgeschlossen werden wie aus nachrichtentaktischen. Jordanien besaß recht gute Verbindungen zum Irak, und das Risiko eines Lecks wäre zu groß.
Kuwait würden die Politiker vermutlich am leichtesten überreden können, die schwedischen ebenso wie die amerikanischen. Doch das bedeutete die geographisch ungünstigste Möglichkeit.
Alles deutete auf Saudi-Arabien hin. Die Entscheidung mußte der Regierung und dem Außenministerium überlassen werden. Anschließend würden dann die angesichts der gegebenen Wegstrecke nötigen Ressourcen errechnet
Weitere Kostenlose Bücher