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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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niemals zu einem so erniedrigenden Akt hätte hinreißen lassen. Folglich sollte jetzt im Old Bailey verhandelt werden, was in diesem Zusammenhang, also in der Ehe, erniedrigend war und was nicht. Das Ganze, fuhr Lady Carmen fort, entwickle sich zu einer Gerichtsfarce unglaublichen Ausmaßes, so daß selbst Engländer eigentlich die Augenbrauen hochziehen müßten.
    Lady Carmen hatte lebhaft und mit sehr eleganter Wortwahl so laut erzählt, daß keinem der Gäste im Lokal entgangen sein konnte, um welches Thema es ging. Luigi wußte nicht recht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Er war natürlich über alle Maßen amüsiert, war aber unschlüssig, ob er jetzt Amerikaner oder Italiener sein sollte, da er jetzt reagieren mußte.
    Sie sah ihn erwartungsvoll an. Etwas mußte er sagen. Im übrigen blickten ihn mehrere Gäste neugierig an, um zu sehen, wie er das Ganze aufnahm.
    »Well«, sagte er ernst, »bei dieser Geschichte muß ich gestehen, mich etwas gespalten zu fühlen. Zuhause in L. A. hätte man die beiden in der gleichen Situation auch geschnappt. Dort hätten sie sogar ein etwas höheres Bußgeld riskiert, jedoch keine Publizität. Bei meinen lieben Vorvätern in Neapel wäre die Polizei allerdings nie auf die Idee gekommen, sich in diese innereheliche Liebeshandlung einzumischen.«
    Die Umgebung lachte laut und ließ einige fröhliche Kommentare hören. Lady Carmen beugte sich vor, legte ihm die Hand um den Nacken und zog sich an sein Ohr heran. Dann flüsterte sie, aber diesmal so, daß kein anderer es hören konnte, daß sie heute wohl eher ihre neapolitanische Seite als die kalifornische herauskehren müsse. Luigi errötete, und die Beobachter von den Nebentischen verstanden, glucksten und nickten zustimmend.
    Als nach einer Weile das Essen kam, beschrieb er, wie die Vorspeisen hießen und woher sie kämen. Sie wiederholte gehorsam die italienischen Namen, die er ihr vorsprach. In seinen Ohren hörte sie sich weder wie eine Spanierin noch wie eine Italienerin an. Ihre italienische Aussprache wurde erst perfekt, wenn sie die Chance erhielt, ihm nachzusprechen.
    Das Essen war durch und durch lombardisch, doch Luigi war unsicher, ob er etwas dazu sagen sollte. So beschränkte er sich darauf, es ganz allgemein für gut zu erklären. Er aß wie ein Amerikaner mit der linken Hand auf dem Knie und der nach oben gedrehten Gabel in der rechten Hand. Sie aß wie eine Europäerin und schien das Essen und den italienischen Wein wirklich zu schätzen.
    Während sie auf das Hauptgericht warteten und sie sich eine Zigarette anzündete, entschloß er sich, es mit einem Gesprächsthema zu probieren, das sie bemerkenswerterweise noch nie berührt hatten.
    »Ich muß dir etwas gestehen«, begann er und fingerte mit gespielter Schüchternheit an seinem Weinglas. »Zu Anfang unserer Bekanntschaft bin ich davon ausgegangen, daß du gewiß die umwerfendste Frau bist, die ich in meinem jungen Leben kennengelernt habe. Ich bin aber auch davon ausgegangen, daß du von Computern nicht die leiseste Ahnung hast. Kurz, die erste Besprechung mit dir hat mich ungeheuer beeindruckt. Was diesen Job angeht, hast du wirklich einen guten Durchblick.«
    »Männliche Vorurteile«, sagte sie spöttisch und mit einem mokanten Lächeln. »Als ich dich sah, war mir zweierlei auf der Stelle klar: zum einen, daß du deinen Job beherrschst, zum andern, daß du im Bett ein Teufel bist. Beide Beobachtungen haben sich empirisch bestätigt. Der Chef draußen in Addlestone lobt dich übrigens sehr, weißt du das?«
    »Was soll ich sagen«, erwiderte Luigi. »Schließlich wurde ich gerade wegen bestimmter Spezialkenntnisse eingestellt, falls wir damit meinen einen Vorzug erklären sollen. Und was den Teufel im Bett betrifft, habe ich mich selbst nie so gesehen, bevor du mich auf deine sanfte pädagogische Weise auf den schmalen Weg geführt hast.«
    »Den breiten meinst du doch wohl?«
    »O nein! So viele Menschen kann es auf diesem Pfad nicht geben!«
    Sie lehnte sich mit einem klingenden Lachen zurück und hob zustimmend ihr Glas, um ihm zuzuprosten.
    »Touché, mein Musketier«, kicherte sie und sprach das Wort Musketier auf zweideutige Weise aus.
    »Du hast eine beachtliche wissenschaftliche Kompetenz«, beharrte er. »Woher hast du die?«
    »Von der Universität Madrid. Nichts Besonderes. Jetzt wollen wir aber nicht mehr über die Arbeit sprechen, sondern über etwas Angenehmes«, erwiderte sie schnell und ausweichend.
    »Hast du vor, mich im

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