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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Wissen über Italien an den Tag gelegt hatte.
    Sie kam zu spät, natürlich, und rauschte in das gemütliche kleine Restaurant herein, so daß keiner der Anwesenden ihren Auftritt übersehen konnte. Sie trug ein scheinbar einfaches smaragdgrünes Seidenkleid, das ein Stück über den Knien endete und ihren durch Aerobic gestählten Körper auf sehr überzeugende Weise zum Blickfang des Lokals machte.
    Luigi stand leicht errötend auf. Aus einem unerfindlichen Grund fühlte er sich beim ersten Kontakt mit ihr immer erhitzt. Er küßte sie auf die Wangen und zog ihr einen Stuhl unter dem Tisch hervor. Als er sich setzte und mit den Speisekarten hantierte, um ihr etwas zu empfehlen, beugte sie sich plötzlich vor und flüsterte mit gespieltem Ernst, eigentlich wolle sie gar nicht essen, jedenfalls nicht besonders lange, da sie das nur von wichtigeren Dingen abhalte. Im übrigen hoffe sie, daß er sie schon im Fahrstuhl nehmen werde, wenn sie nach Hause führen, denn sie sei sicher, daß sie schon zum Orgasmus kommen werde, bevor sie den vierten Stock erreichten.
    Luigi lehnte sich verlegen lachend zurück. Er sagte, angesichts solcher Vorhaben müsse ein Mann sich zunächst Energie zuführen, etwa gutes Essen und Wein. Sie lobte sein Jackett und zeigte dann auf seine Schuhe, worauf er ihr »Mailand« zuflüsterte. Er mußte davon ausgehen, daß sie für diese Dinge einen sicheren Blick hatte, der es ihm unmöglich machte zu lügen.
    Luigi bestellte schnell, was er sich während der Wartezeit überlegt hatte. Als der Kellner hörte, wie er die Namen der Speisen aussprach, wechselte er schnell ins Italienische. Das bereitete Luigi einiges Kopfzerbrechen, da er sich noch nicht entschieden hatte, was für ein Italienisch er sprechen sollte, falls es sich als notwendig erwies. Theoretisch durfte er nicht allzu gut sprechen, und ein deutlich hörbarer amerikanischer Akzent war ebenfalls angezeigt, doch er hatte bisher nicht einmal geübt.
    Als er die Bestellung erledigt hatte und der Kellner gegangen war, fragte sie ihn kichernd, ob er schon die Zeitungen des Tages gelesen habe. Er mußte zugeben, es getan zu haben. Dann bat sie um seine Meinung zu… bei diesen Worten beugte sie sich vor, formte die Hände zu einem Trichter und sagte mit einem lauten Bühnenflüstern:… der LUTSCH- AFFÄRE!
    Mehrere der Gäste an den Nebentischen hörten ihre Worte und drehten sich grinsend zu ihnen um.
    Anscheinend wußten alle Anwesenden im Lokal, was es mit dieser Affäre auf sich hatte, nur Luigi nicht.
    Lady Carmen erzählte ihm fröhlich, was im Augenblick das alles andere in den Schatten stellende Gesprächsthema in London sei.
    Eine offenbar sehr bekannte Schauspielerin, die eine der Hauptrollen in Eastenders, der gegenwärtig beliebtesten Seifenoper des britischen Fernsehens spiele, sei vor einiger Zeit auf einem Parkplatz neben der Autobahn von der Polizei aufgegriffen worden. Im Wagen befand sich außerdem ihr Mann. Ihr Verbrechen bestand in einer erotischen Handlung, die gewiß in den besten Familien vorkomme, nun ja, außer vielleicht in England, und im Grunde nicht illegal ist. Zumindest nicht in den eigenen vier Wänden. Jedoch wurde diese nächtliche romantische Handlung an einem öffentlichen Ort vollzogen. Der dunkle Parkplatz der Autobahn galt juristisch als allgemein zugänglicher Ort. Ein Polizeibeamter hatte sich an das Ehepaar angeschlichen und bei der Frau »charakteristische Kopfbewegungen auf und nieder« beobachtet, während der Mann sich zurückgelehnt und »unartikuliert gesprochen« habe. Der Polizeibeamte griff natürlich ein und machte der kriminellen Handlung ein Ende. Die beiden Sex-Verbrecher mußten daher je zwanzig Pfund Bußgeld für unsittliches Verhalten in der Öffentlichkeit bezahlen.
    Insoweit keine Affäre, und die vierzig Pfund waren überdies eine Ausgabe, die das Ehepaar sicher ohne große Probleme bewältigen konnte. Vermutlich fühlten sie sich auch um eine lustige Geschichte reicher.
    Aber. The Sun, eine der schlimmsten Skandalzeitungen des Landes, hatte jetzt mit heuchlerischer Entrüstung das Verbrechen der Schauspielerin »enthüllt«. Es hatte einen schrecklichen Wirbel gegeben, und sie hatte die Zeitung wegen übler Nachrede auf soundso viele hunderttausend Pfund Schadensersatz verklagt. Und zwar unter Hinweis darauf, und hier lachte Lady Carmen so sehr, daß es ihr schwerfiel, mit dem Bericht fortzufahren, was in ihrer Umgebung zu großer Heiterkeit führte, daß sie sich niemals,

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